Human League, New York, The Ritz


Mein Gott, wie peinlich! Der weibliche Teil der Human League erinnert auf der Bühne an hüftsteife Mädchen, die sich vor dem Schlafzimmerspiegel erstmals an Aerobic-Übungen versuchen. In einer Zeit der professionellen Bühnenshows mit ebenso professionellen Tänzerinnen wie Madonna oder Cyndi Lauper ist es fast schon eine Zumutung, zwei Mädchen ins Rampenlicht zu stellen, die allenfalls ihre Arme im Takt auf- und abschwenken: billige Showgirls aus einer drittklassigen Disco.

Dabei hatte die Show durchaus vielversprechend angefangen: Violette Lichtkegel durchstreifen die dichten Nebelschwaden, als sich die Band, einer nach dem anderen, auf der kühlfuturistischen Bühne präsentiert. Bei „Hard Times“, dem Opener, klingt Phil Oakeys Stimme noch etwas heiser — kein Wunder: Dies ist die letzte von drei ausverkauften Nächten im Ritz. Dem „Gesang“ tut das ohnehin keinen Abbruch — Oakeys Sprechstimme ist unverwechselbar und gibt dieser Band ihren brüchigen Charme.

..Do Or Die“ widmet er „unserer Premiemünisierin, die wir alle aufrichtig lieben“. Dann „Love Action“. angekündigt als „ein Song, der hauptsächlich von Iggy Pop abgeguckt ist“: Phil Oakey steht allein auf einem Podest, der Spot auf ihn gerichtet, der Rest der Band irgendwo im Dunkel unter ihm.

Die Anordnung ist geradezu symbolisch: Wann endlich wird er zugeben, daß er die Band nicht als kreative Einheit versteht, sondern als Vehikel für seine Ideen benutzt?

Immerhin: Die Band spielt professionell, wenn auch ohne jede Ausstrahlung oder den Hauch von Spontanität. Statt Human League wäre der Name Inhuman League treffender.

Auch das Repertoire läßt Wünsche offen. Sicher, Oakey hat einige fast schon klassische Popsongs geschrieben, doch verteilt über 90 Minuten wirken sie doch etwas dünn.

Die echten Perlen hatte man sich fürs Finale aufgespart: Zum Abschluß des regulären Sets spielen sie ihren Ohrwurm „Don’t You Want Me Baby“ und bringen damit das gesamte Publikum auf die Stühle. Zu dumm, daß die Leagues immer erst bei der Zugabe so richtig warm werden: Oakey und die Mädchen, inzwischen schnell umgezogen, bringen tatsächlich so etwas wie Schwung in“.Fascination“ und den Gary Glitter-Klassiker „Rock & Roll Part 2“. Zumindest der Ausklang war versöhnlich.