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Er singt „wie ein Chorknabe‘ unter Speed“, schrieb ein begeisterter US-Rezensent über David Surkamp, den Lead-Sänger von Pavlov’s Dog. An anderer Stelle ist von „erstaunlicher Gesangsakrobatik“ die Rede. In der Tat sticht die hohe und helle Vibrato-Stimme ungeheuer aus der Musik dieser (wahrscheinlich schon wieder aufgelösten) Band hervor. Sie gibt den harten und dramatischen Songs einen debilen ToUch. Surkamp kann eindrucksvoller ausflippen und in Ekstase umschlagen als die meisten Schreiund Krächzhälse des Schwermetall In Deutschland sind die beiden einzigen Alben dieser US-Band beim Phonogram Import-Service, Frankfurt, zu haben. „Pampered Meniah“ und „At The Sound Of The Bell“ stehen bei Kennern hoch im Kurs. Keine Mißverständnisse: es handelt sich nicht um einen Sänger mit Begleitmusikern, sondern um eine volle und originelle Gruppenmusik von sechs Leuten. Darunter drei Gitarristen und zwei Tasten-Männer. Auf „At The Sound Of The Bell“ (1976) trommelt einer der fähigsten britischen Schlagzeuger: Bill Bruford (Ex-Yes, Ex-King Crimson etc.). Diese Gruppe, die sich nach dem Versuchstier des weltberühmten russischen Verhaltensforschers Pavlow benannte, hatte sich 1973 in St. Louis, Missouri, zusammengefunden. Massenware ist ihre Musik nie geworden.

Von den zehn mir bekannten Alben des Außenseiters und Einzelgängers Shawn Philipps stehen neun in den Regalen des Phonogram Import-Service. Was von diesem Mann je hierzulande veröffentlicht wurde, ist inzwischen wieder gestrichen worden. Mit der eigenwilligen Musik dieses Sängers, Gitarristen und Komponisten war bei uns kein kommerzieller Erfolg zu machen. Zu sehr weicht er von herkömmlichen Schemata ab. Man stößt immer auf Unvermutetes. In seinen Songs folgt nicht immer eine gleiche Strophe der anderen. Ein Stück, das mit zurückhaltender akustischer Gitarre beginnt, kann durchaus mit einem langanhaltenden orchestralen Überschwang enden. Shawn Phillips hat über längere Zeit mit dem bekannten und auf Streicher spezialisierten Arrangeur Paul Buckmaster gearbeitet. Trotz dessen Kontrolle läßt Shawn Phillips aber ab und wann die Zügel schießen. Dann darf improvisiert werden. Wie z.B. in dem fast viertelstündigen „Parisian Plight II“ von der LP „Faces“. Aufgenommen wurde dieses Stück, in dem er über eine zerbrochene Liebesbeziehung klagt, vor zehn Jahren in London. An den Keyboards spielt Stevie Winwood.