Jagd nach dem Phantom


Das klassische Kino der Fünfziger feiert sein Comeback: Norman Jewisons spritzige Komödie erinnert an opulente Technicolor-Träume.

In der Epoche der Grunge-Wear wird der gemeine Teen & Twen mit Jagd nach dem Phantom“ vermutlich wenig anfangen können. Dieser Film ist so ziemlich das Gegenteil von „Voll das Leben“, trendmäßig gesehen. Und für Leute, deren Lebensziel darin besteht, cool zu sein, dürfte Jagd…“ sogar beleidigend wirken. Warum? Weil die Attribute, die dem Film vorangestellt werden müssen, Generation X-unverträglich sind. „Jagd…“ ist romantisch. Ist lieb. Und hat schöne Bilder!

Und, nicht zu vergessen: Der Film prahlt mit einer wunderschönen Frau, die sich schminkt, parfümiert und die nicht vom Thrift Shop an der Ecke, sondern von den Designern der Saison gekleidet wird: Marisa Tomei. In „Jagd…“ spielt sie eine junge Frau namens Faith Corvatch, die heiraten will. Einen Fuß-Doktor. Der ist zwar langweilig, aber solide. Und daß Faith nicht richtig verliebt ist, verdrängt sie eben. Die Sache mit dem Märchenprinzen, so denkt sie sich, ist ohnehin gelaufen. Obwohl – eine stille Hoffnung hat sie sich bewahrt. Hat ihr nicht eine Wahrsagerin vorhergesagt, daß eines Tages ein Mann mit dem Namen Dämon Bradley in ihr Leben treten wird? Nach Jahren der Suche hatte Faith schon fast aufgegeben. Bis neun Tage vor ihrer Hochzeit ein Freund ihres künftigen Mannes anruft und ausrichten läßt, er könne leider nicht zur Hochzeit kommen, weil er sich in Italien befände und überhaupt, daß er Dämon Bradley hieße und sich melde, wenn er zurück sei. Da springt einen doch das Leben mit voller Kraft an, was?

Jedenfalls setzt sich Faith ins nächste Flugzeug und reist dem Phantom nach. Der Trip führt erst nach Venedig, dann gehts nach Rom und Positano. Schöne Schauplätze, die der komödienerprobte Romantiker Jewison („Moonstruck“) mit dem staunenden Blick des Amerikaners zelebriert. Voller Lust bewegt sich Jagd…“ auf der Spur der Technicolor-Streifen aus den fünfziger Jahren, ist lebendig und spritzig im Ton, launig und unberechenbar im Plot und so unglaubwürdig romantisch wie ein tearjerker sein muß. Ob Bradley tatsächlich der Mann ihrer Träume ist, wird irgendwann zweitrangig. Wichtig dagegen die Erkenntnis: Manchmal kann ein „altmodischer“ Film einfach zeitgemäßer sein, als die ganzen coolen Generation X-Elaborate. Jedenfalls dann, wenn geborene Diven vom Schlage Marisa Tomeis mitmischen.