Jahresrückblick 2016: Money Boy kam in 1 Sparkasse an – vong Sprache her


Werber und Banker haben Money Boy und dem Checker-Netz 2016 ihr liebstes Spielzeug weggenommen. Das ging schnell.

Was ist das für 1 Afterlife?

In der Frühzeit vom Web 2.0 lief es in den Foren oft ab wie in der Schule: Wer einen Rechtschreibfehler machte, wurde von oben herab darauf hingewiesen, wer in Orthografie richtig schlecht war, mitunter richtiggehend gemobbt. 1 Zeit, die heute Müllonen Jhar enfernt wirk – zumindets vong Internet her. Denn wer in der digitalen Postironie was auf sich hielt, ließ bis vor Kurzem seine Postings so aussehen wie einen Diktat-Super-GAU.

Aus migrantisch und legasthenisch geprägten HipHop-Foren hatten sich die Humor-Checker eine so defekte wie phantasievolle Sprache gezogen. Cloud-Rapper wie Money Boy oder Facebook-Seiten wie „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ trugen zum immensen Hype bei. Angedockte Aussprüche wie „Was ist das für 1 Life?“ wurden Stars. Doch durch das geballte virale Potenzial geriet diese Rechtschreibdeform Ende 2016 auch vermehrt ins Sichtfeld hipper Agenturen.

So integrierten Unternehmen wie McDonald’s oder die Oma-Instanz Sparkasse plötzlich den Begriff „Gönnung“ in ihre Slogans, dröge Rundfunksender fragten: „Was ist das für 1 Radiosender?“ Tja, und wenn Werber und Banken nun so reden, liegt es auf der Hand, dass die frühen Protagonisten des humorigen Neusprechs weiterziehen werden, weiterziehen müssen. Eine Story, die mal wieder beweist, wie rasch im Digitalen die Tage von cool zu uncool verrinnen. Hundejahre fühlen sich gegen diese Entwicklung geradezu schildkrötig an.

Dieser Text erschien zuerst in unserem Jahresrückblicks-Special. Ebenso wie die Kolumne von Josef Winkler zu einem ähnlichen Thema: