Jennifer Lopez


Sie gilt als neues Sex-Symbol aus Hollywood. Doch die Traumfabrik konnte ihre Sinne nicht vernebeln. Jennifer Lopez (28) weiß, was im wirklichen Leben zählt.

Jennifer, fragen Sie sich in stillen Momenten nicht manchmal, ob die Karriere als Hollywood-Star es überhaupt wert ist, daß man sein Leben nicht mehr so führen kann, wie man sich das ursprünglich mal vorgestellt hat?

„Nein, denn ich führe genau das Leben, das ich fuhren möchte. Lind ich wehre mich dagegen, zum Einsiedler zu werden, nur weil sich die Öffentlichkeit für mich interessiert. Laß die Leute über mich schreiben, was sie wollen – ich bin diejenige, die die Wahrheit kennt. Und die Leute, die mich lieben, kennen die Wahrheit ebenfalls. Das genügt! Ich kann mit diesem Medienhype umgehen, denn ich habe Kontrolle über meine Arbeit und weiß, wie gut oder wie schlecht sie ist. Ich trage die volle Verantwortung für mein Leben, und das ist die Hauptsache.“

Trotzdem brauchen die meisten Menschen Unterstützung, durch die Familie zum Beispiel oder durch Freunde.

„Ohne meine Familie und meine Freunde wüßte ich gar nicht, was ich tun sollte. Ehrlich gesagt: Ich hasse es, alleine zu sein. Ich brauche dauernd Leute um mich herum. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite und die ich als meine Freunde betrachte, sind eine unglaubliche Flilfe für mich. Und meine Familie ist ohnehin immer für mich da. Sie hat mich in allem unterstützt, was ich je gemacht habe.“

Als Schauspielerin sind Sie so etwas wie eine Traumfrau. Betritt jemand wie Sie einen Raum, sieht einen Mann und weiß im selben Moment: Genau der ist es!

„Das kann passieren. Wobei sich dieses Gefühl nicht unbedingt bei der ersten Begegnung einstellen muß. Es kommt auch vor, daß ich mich verliebe und mein Verstand mir sagt, daß diese Beziehung nicht funktionieren kann. Zwar fühle ich mich der Person, um die es sich dann handelt, sehr nah, aber irgendwelche Umstände erlauben einfach keine Liebesbeziehung. Ich glaube, daß es vielen anderen Menschen ganz genauso geht.“

Als Schauspielerin sind Sie bereits ein Star. Nun mochten Sie auch im Musikbusiness Fuß fassen. Kommt die Karriere voran?

„Sie hat erst vor kurzem begonnen. Aber schon in diesem lahr soll ein Album von mir auf den Markt kommen. Es ist eine Pop-Platte mit Dance- und Street-Einflüssen. Auch Latin-Elemente haben wir bei der Produktion berücksichtigt, sei es nun in Form einer spanischen Gitarre oder einer kleinen Samba.“

Komponieren und Texten will geübt sein. Haben Sie auch selbst zur Feder gegriffen und eigene Songs zu dem Album beigesteuert?

„Bis auf eine Ausnahme handelt es sich bei den Songs auf der Platte um Fremdkompositionen. Die Lieder wurden aber eigens für mich geschrieben. Auf Cover-Versionen bereits bestehender Songs haben wir völlig verzichtet.“

Wovon handelt der Song, den Sie selbst zu Papier gebracht haben?

„Das wird schon durch den Refrain deutlich: „I should’ve never told you that I cared about you, should’ve never kissed you, should’ve never held your hand“ („Ich hätte dir nie erzählen dürfen, daß ich mich um dich bemühe, hätte dich nie küssen, hätte nie deine Hand halten sollen“).“

Und was sagt uns dieser Text?

„Nun, daß ich das alles niemals hätte tun dürfen (lacht). Nein, im Ernst, der Song beschreibt eine von diesen Situationen, in denen du in jemanden verliebt bist, in den du besser nicht verliebt sein solltest.“

Kehren wir zur Schauspielerei zurück: Wenn man mal berühmt ist, dann stimmen auch die Gagen. Genießen Sie das Gefühl, ein Geschäft zu betreten und alles kaufen zu können, was die Auslage zu bieten hat?

„Auf jeden Fall! Ich rauche nicht, ich trinke nicht und kaufe mir auch keine teuren Autos oder Häuser. Alles, was ich mir zulege, wonach ich wirklich süchtig bin, sind Klamotten und Schuhe.“

Wieviele Paar Schuhe besitzen Sie denn?

„Auf jeden Fall zuviele…“

…die – wie man hört – auch nicht ganz billig sein sollen. Dabei sind selbst sehr wohlhabende Leute nicht so ohne weiteres bereit, 500 oder sogar 600 Dollar für ein paar Schuhe auszugeben.

„Damit habe ich kein Problem! Im Gegenteil, auf solche Augenblicke habe ich sogar lange gewartet. Was Schuhe betrifft, habe ich mich langsam hochgearbeitet – zuerst 100 Dollar pro Paar, dann 200, dann 400. Wirklich geschafft hast du’s aber erst an dem Tag, an dem du für ein Paar Schuhe 500 Dollar hinlegst. Ich trage die ganze Zeit über Schuhe, die ich mag. Dabei beginne sie doch eigentlich in jener Minute zu ruinieren, in der ich sie bekomme.“

Das ernährt die Designer. Apropos: Lassen Sie sich Ihre Garderobe auf den Leib schneidern?

„Das wäre zuviel Stress. Wenn ich allerdings einen großen Auftritt habe, lasse ich mir Kleider von Designern zuschicken. Ich bin aber nicht bereit, für ein Kleid, das ich vielleicht nur ein einziges Mal anziehe, 15.000 Dollar auf den Tisch zu blättern. So was mache ich höchstens für die Oscar-Verleihung.“

In Ihrem bislang bekanntesten Film, „Out Of Sight“, haben Sie an der Seite von George Clooney eine Polizistin gespielt. Was haben Sie bei den Dreharbeiten über die männer-dominierte Welt der Polizei gelernt?

„Ich fand heraus, daß es in dieser Welt eine Härte gibt, die nicht gekünstelt ist. Als Schauspielerin konnte ich niemals ganz nachvollziehen, was es bedeutet, jemanden zu verfolgen, angeschossen zu werden oder einen Leichnam zu sehen. Und dann, bei den entsprechenden Filmaufnahmen, kriegst du plötzlich mit, wie sehr das die Cops emotional mitnimmt. Als Frau mußt du dann beweisen, daß du den Mut hast, mit all diesem Irrsinn umzugehen. Wobei man wissen sollte, daß Frauen in diesem lob oft tougher sind als Männer. Zudem haben sie in Situationen, die es erfordern, mehr Herz. Wie auch immer – als Frau im Polizeidienst mußt du dich sehr stark beweisen. Das war es, was ich gelernt habe, als ich mich auf „Out Of Sight“ vorbereitet habe.“

Auch in anderen Filmen haben Sie schon mit der Waffe in der Hand das Gesetzt verteidigt. Liegt Ihnen die Rolle der Ordnungshüterin?

„Es gibt da diese zwei Seiten meiner Persönlichkeit. Zum einen bin ich rein körperlich nicht gerade eine Kraftprotz. Da wirkt es glaubwürdig, daß ich mich gegen gewisse Leute wehren können muß. Zum anderen kann ich rennen und springen. Sport zu treiben, zu trainieren, ist mir noch nie schwergefallen. Ich denke, das ist eine wichtige Voraussetzung, wenn man eine Polizistin spielen oder überhaupt in irgendeiner Art von Action-Film mitwirken will. Man sollte dann nicht zu schwächlich daherkommen. Trotzdem, die Polizistinnen, die ich bisher gespielt habe, tragen sehr viel härtere Züge als die Privatperson Jennifer Lopez. Auch deshalb war es spannend für mich, mit echten Cops zum Schießstand zu gehen, während ich mich auf eine Rolle als Polizistin vorbereitete. Es kostete mich einiges an Überwindung, denn da gibt es ja auch noch diese Seite in mir, die verletzlich ist, weiblich und sanft.“

Klingt gut: mit Jennifer Lopez auf dem Schießstand. Haben Sie denn auch getroffen?

„Allerdings! Zunächst natürlich nicht – aber nach und nach lernte ich, besser zu zielen. Dabei wird einem am Anfang von der Ballerei angst und bange. Vor dem ersten Schuß beginnen deine Hände zu flattern. Plötzlich bekommst du mit, welche Macht von einer Waffe ausgeht. Dieses Gefühl beim Abfeuern der Waffe, diese Explosion – buchstäblich gewaltig. Übrigens habe ich bei Filmarbeiten gelernt, verschiedene Arten von Waffen zu beherrschen – Pistolen, Gewehre, Revolver, fast alles.“

Besitzt auch die Privatperson Jennifer Lopez eine Waffe?

„Nein, ich will keine eigene Waffe. Das ist nicht mein Ding. Ich weiß zwar damit umzugehen, aber besitzen möchte ich so was nicht.“

Sie sind in der Bronx aufgewachsen, in einem Stadtteil von New York also, der mit der Glitzerwert von Hollywood nicht viele Gemeinsamkeiten hat. Sind sie noch dann und wann in Ihrem alten Viertel zu Besuch?

„Na klar. Erst vor kurzem habe ich mir dort eine Theateraufführung angesehen, ein Stück, das meine Mutter in organisatorischer Hinsicht mit auf die Beine gestellt hat. Dabei handelt es zwar nur um eine kleine Revue, aber die Show hat wirklich Spaß gemacht. Wirklich, es war eine tolle Sache Ich jedenfalls hatte viel Freude daran.“

Auf der Leinwand begeistern Sie vor allem männliche Kinobesucher – und das nicht nur in der Frontalen, sondern auch dann, wenn Sie dem Publikum Ihre Kehrseite präsentieren. Wird Ihr Hinterteil langsam zum Markenzeichen, etwa so wie bei Michelle Pfeiffer der Mund?

„Es scheint so, ja. Ich habe auch nie etwas gegen dieses Image unternommen, denn immer, wenn Journalisten mich nach einem speziellen Erkennungsmerkmal fragten, habe ich geantwortet: „Ich habe einen großen Hintern“. Ich habe diese Sache also selbst aufgebracht (lacht). Aber es ist ja auch nichts, weswegen ich mich schämen müßte. Die Männer im Kino warten darauf, meinen Hintern zu sehen, und das ist auch völlig okay. Wenn dann die Presse über mich berichtet, werden Sachen geschrieben wie „Jennifer Lopez hat einen ausladenden Hintern“. Die Burschen haben auch kleine Spitzen über mich vom Stapel gelassen. In einem Beitrag war zum Beispiel von einer „rückseiügen Verwüstung“ die Rede. Spaßig, nicht wahr?“

Sie haben Rollen in sehr unterschiedlichen Filmen gespielt. Trotzdem, gibt es ein Genre, das Sie als Schauspielerin ganz besonders mögen?

„Nein. Und genau deswegen spiele ich in so vielen verschiedenartigen Filmen mit. Mich reizt alles. Sämtliche Stilrichtungen interessieren mich. Das ist mein Job. Als Schauspielerin möchte ich alles ausprobieren. Ich glaube auch, daß ich alles und jeden verkörpern kann, wenn man mir nur die Gelegenheit dazu gibt.“

Sie haben jetzt vier Filme hintereinander gedreht. Wird man da nicht irgendwann müde?

„Ich war sogar völlig erschöpft. Du wachst um vier oder fünf Uhr morgens auf dem Set auf, bereitest dich aber nicht nur auf den Drehtag vor, sondern auch schon auf die nächste Rolle. Gleichzeitig absolvierst du deine Fitneßübungen, lernst irgendeinen Akzent und bereitest dich innerlich auf deine Szene für den folgenden Tag vor. Wie auch immer, ich spielte in diesen vier Filmen mit und hatte zwischendurch praktisch keinen einzigen freien Tag. Satt dessen flog ich von einem Drehort zum nächsten.“

Klingt nach harter Arbeit.

„Stimmt, aber bei den Rollen handelte es sich um großartige Angebote, um Filme, in denen ich einfach mitspielen mußte. Trotzdem gab es Phasen, in denen ich einfach nicht mehr wollte. Ich nahm mir vor, nie mehr eine Rolle anzunehmen. Dabei war ich bis zu diesem Zeitpunkt immer diejenige gewesen, über deren Energie sich andere nur wundern konnten. Stimmt ja auch: Eigentlich bin ich immer auf dem Spaing und davon überzeugt, daß ich alles hinkriegen kann. Doch letztes lahr war es zum erstenmal so, daß ich nicht mehr aufstehen und in den Fitneß-Club gehen konnte – etwas, das sonst zu meinem täglichen Leben gehört. Aber ich konnte ganz einfach nicht mehr. Alles war purer Streß. Das war eine harte Zeit. Aber da mußte ich durch. Und letztlich habe ich es – wie immer – dann doch wieder irgendwie geschafft.“

Es gibt Leute, die sagen, Sie seien die Marilyn Monroe für das kommende Jahrtausend.

„Ich liebe diese Leute! Ich will sie unbedingt treffen! Und ich will außerdem, daß ihr Kompliment veröffentlicht wird. Marilyn ist jemand, den ich immer bewundert habe. Schließlich bin ich eine von denen, die seit jeher Filmstars von früher verehren. Dabei ist die Monroe für mich der Inbegriff dessen, was einen Filmstar ausmacht. Wirklich, Marilyn Monroe ist eine Frau, der ich stets nachgeeifert habe. Nicht, daß ich irgendwann eine andere Schauspielerin kopiert hätte. Nein, hier geht’s um die grundsätzliche Einstellung einem Idol gegenüber. Jedenfalls freue ich mich sehr über das tolle Kompliment. Ehrlich, ich würde es lieben, Marilyn Monroe eines Tages darstellen zu dürfen.“

Viele Männer rennen nicht zuletzt Ihretwegen in die Kinos. Macht es eigentlich Spaß, ein Sexsymbol zu sein?

„Keine Ahnung (lacht). Sicher ist nur so viel: Es ist ein seltsames Gefühl. Man sollte derlei Dinge aber nicht so ernst nehmen. Ich jedenfalls mache das nicht. Wenn ich über mich nachdenke, habe ich nicht das Bild einer bekannten Frau im Kopf, der man nachsagt, sie sei sexy. Vor kurzem hat ein Journalist mal das hier über mich geschrieben: „Jennifer Lopez ist ein Monument des Sex. Sie hat all diese unglaublichen Kurven. Und sie ist zuviel Frau für einen Mann“ (lacht). Solche Beschreibungen halte ich bestenfalls für amüsant, für schmeichelhaft und lustig.“

Sie sind, wie schon erwähnt, sehr vielseitig. Welchen Film sollte sich Ihrer Meinung nach ein Regisseur ansehen, der Sie für eine Rolle in Betracht zieht?

„Das hängt einzig und allein davon ab, worum es in dem jeweiligen Film gehen soll. Ich habe das Gefühl, daß sich die Leute immer sehr stark an meinem jeweils letzten Film orientieren. Trotzdem, der eine Regisseur wird mich in „Blood And Wine“ sehen und möglicherweise denken, daß ich genauso romantisch bin wie die Hauptdarsteller^. Ein anderer wird mich in „Selena“ sehen und glauben, ich sei zu jung für seinen Film. Wieder ein anderer sieht „Out Of Sight“ und kommt zu dem Schluß, daß ich eine ausgereifte Persönlichkeit bin. Mit diesem Regisseur würde ich am liebsten zusammenarbeiten, weil er wahrscheinlich noch am ehesten verstanden hat, wofür ich heute stehe.“

Wie gehen Sie mit dem großen öffentlichen Interesse an Ihrer Person um?

„Ich ignoriere es, so gut es geht – und kann ansonsten ganz gut damit umgehen. Das ist wohl auch meine einzige Chance, um zu überleben.“