Johnny Depp


#Das graubraune Bündel auf seinem Kopf sieht aus wie ein ausgeleierter Gesundheitsstrumpf. Die Haarbündel, die darunter zum Vorschein kommen, haben seit Wochen kein Shampoo mehr gesehen und der Anzug, den JOHNNY DEPP trägt, ist von überirdischer Scheußlichkeit. Auf dem breiten Hotelsofa hockt eine nahezu perfekte Gallionsfigur dieser hippen Häßlichen, die im grenzenlosen Kosmos der MTV-Junkies neuerdings die Herrschaft übernommen haben, und starrt in den Hamburger Regen. Und dabei haßt Depp doch Schubladen … „Grunge — das ist eine reine Medienerfindung“, sagt er verächtlich. „Cobain hat mal gesagt, Grunge ist, wenn ich mir die Zähne nicht putze, mehr nicht!“ „Cobain“, das ist natürlich der Sänger von Nirvana und in dieser Eigenschaft weit interessanter als all diese Filmstories, die Depp in Hamburg offiziell erzählen soll. „Hollywood ist ein bunter aufgeblasener Luftballon, ohne Würde und Vernunft!“ Punkt. „Ich bewege mich viel lieber in der Musikszene von Los Angeles, das ist erdiger, ehrlicher, diese ganze Szene hat viel mehr Energie als alles, was in den Filmstudios herumlungert.“ Noch ein Punkt.

Johnny Depp in erhöhter Verteidigungsbereitschaft. Er ist genervt von all den Fragen nach River Phoenix, nach seinem Club „Viper Room“ und den merkwürdigen Gerüchten um seine Drogenerfahrungen: „Ich wollte diesen Club als Alternative zu den ganzen Aufreißerläden in L.A. —- gute Musik, lockere Atmosphäre. Das lief auch ganz gut, bis zu dieser unglücklichen Sache mit River Phoenix. Seitdem ist der ,Viper Room‘ für die Presse der Hauptumschlagplatz aller Drogen in Amerika. Die waren richtig scharf darauf, den Laden und mich in die Pfanne zu hauen, denn jetzt hatten sie gleich zwei bekannte Namen, die man mit dem ganzen Desaster in Verbindung bringen konnte …“ Filme wird Johnny Depp weiter machen, trotz augenscheinlicher Hollywood-Phobie und Problemen mit der amerikanischen Öffentlichkeit. „Was soll ich machen?“ winkt er ab, „mit der Musik, die ich spiele, kann man kein Geld verdienen. Die Zeiten sind vorbei, in denen ich davon geträumt habe.“