José González im Interview: „Ich fühle mich sehr stark mit Flüchtlingen verbunden“


Der Schwede mit den argentinischen Wurzeln macht Akustik-Folk, der im Kopf bleibt. Im Herbst tourt er durch Deutschland: der richtige Zeitpunkt, um über seine Musik, das Thema Flüchtlinge und was beim Abspannen von der Arbeit hilft, zu plaudern.

Herzlich Willkommen zurück in Deutschland! Du bist ja häufig hier zu Gast, hast eine große, deutsche Fanbase. Gibt es etwas Spezielles, worauf du dich hier besonders freust?

Ich kenne mittlerweile einige Leute, besonders natürlich in Berlin. Freunde von mir leben hier und ich freu mich sehr, sie zu besuchen wann immer ich Zeit habe. Außerdem liebe ich es, eine Stadt auch kulturell zu erfassen. Das letzte Mal als ich in Berlin war, bin ich mit einem Boot über die Spree gefahren und hab mir die ganzen alten Bauten vom Wasser aus angesehen.

Gibt es ein Konzert, an das du dich besonders gerne zurück erinnerst wenn du an Deutschland denkst?

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine ersten Konzerte vor zehn Jahren in Europa. Ich war auf Tour – nur mit meinem Tonmann und meinem Tour-Manager in einem kleinen VW Polo. Zu dritt fuhren wir so durch die Gegend und spielten auch hierzulande, manchmal vor gerade mal zehn Leuten in ganz kleinen Locations.

Es ist etwas Besonderes, dieser quietschende Gitarren-Sound, der nicht vom Band kommt.

Wie fühlt es sich an wenn da plötzlich nicht mehr zehn sondern 3000 Menschen sitzen, die womöglich alle ihre Smartphones hochhalten, während du spielst? Lässt sich die Intimität deiner Musik da noch übertragen?

Das ist schon ziemlich lustig, wenn in den Reihen vor mir Menschen mit vorgehaltenen Handys sitzen und mein Konzert durch die Linse einer Kamera verfolgen, anstelle einfach hinzusehen. Aber natürlich geht es ihnen darum, einen schönen Moment festzuhalten. Ich würde es nicht tun, aber ich würde es auch keinem verbieten. Was die Intimität angeht: Ich denke, es ist auf alle Fälle möglich dieses Gefühl herzustellen, auch wenn so viele Menschen dabei sind. Denn sie bemerken ja, dass ich meine Musik vollkommen akustisch spiele und da ist nichts vorher aufgenommen, wie bei elektronischer Musik. Das ist live, und man fühlt es auch. Es ist etwas Besonderes, dieser quietschende Gitarren-Sound, der nicht vom Band kommt. Mir geht es darum, dass der Sound gut ist, dass auch in der letzten Reihe des Saals Menschen noch die Qualität dieser Musik hören und spüren können.

In einer Zeit, in der auch Apps Sounds erzeugen können und jeder den Zugang dazu hat: Kannst du dir vorstellen, dass irgendwann keiner mehr herkömmliche Instrumente nutzt und Musik nur noch elektronisch produziert wird?

Ich denke es ist heutzutage nichts ungewöhnliches mehr, dass Menschen ein Smartphone und die Apps die sich darauf befinden, um Musik zu machen, einem Instrument gleichsetzen. Und auch wir haben auf Tour anstelle analoger Synthesizer eine App dafür benutzt, um die Arbeit der Synthies zu ersetzen. Trotzdem glaube ich, dass der Wert echter Instrumente nicht verloren geht, weil Leute gerade Handarbeit wie unsere, noch zu schätzen wissen. Ich habe jedenfalls keine Angst davor, dass diese modernen Formen, Dinge aufzunehmen und auch überall zu dokumentieren, Instrumente zum aussterben bringen.