Kasabian


Ein "Tritt in den Arsch" für die englische Musikszene?

Volles Haus, und das schon mehrere Wochen vor Veröffentlichung des Debüt-Albums! Die Nachricht über den „Tritt in den Arsch“, den Kasabian der britischen Musikszene zu verpassen gedenken, hatte sich wie ein Buschfeuer verbreitet. Und wie alle Bands, die das Maul schon vor der ersten Tour so weit aufreißen, standen auch Kasabian an diesem Freitagabend einer Menge gegenüber, in der sich die erwartungsvollen und die misstrauischen Gesichter in etwa die Waage hielten. Leicesters größter Exportschlager seit Engelbert Humperdinck begann seine Show – wie es sich bei einem derart unberechenbaren Publikum empfiehlt – wortlos und hochkonzentriert: Kasabian beschränkten sich weitestgehend darauf, die breiten Klangflächen des Debüt-Albums, die aus pulsierenden, gleichmäßigen Beats, basslastigen, elektronisch-flirrenden Melodien und strukturlosen, kühlen Distortion-Gitarren bestehen, zu reproduzieren. Wer Lust auf Interaktion hatte, musste sich mental darin versuchen und sich so tief wie möglich in die hypnotischen, repetitiven Sounds und die bisweilen wunderbar schweren Drums der selbsterklärten „Stoner-Band“ fallen lassen. Bis auf die vereinzelten Grüppchen junger Mädchen, die wegen Sänger Tom Meighan gekommen waren und sich von Anfang an über dessen neuen, kürzeren Haarschnitt [„Ich hob ein Foto von Paul McCartney gesehen und meinem Friseur gesagt, doss ich genau diesen Look haben wollte. Man kann nichts falschmachen, wenn man wie ein Beatle aussieht“, so Meighan im NME. Sein weit ausgeschnittenes T-Shirt und das Goldkettchen freuten, taute das Publikum erst nach und nach auf. Begann bei „Reason Is Treason“ schon ein sachtes Wogen durch die Reihen zu gehen, wurde schließlich bei dem Non-Album-Track „55“ tatsächlich ein bisschen getanzt. Der Höhepunkt kam kurz vor der Zugabe, als sich das von Gitarrist und Keyboarder Sergio Pizzorno gesungene „Test Transmission“ nach einem effektvollen Moment des Innehaltens in einem psychedelischen Tsunami aus einem Stereo abgemischten Schlagzeug-Gewitter, donnernden Akkordwechsetn und trancehaften Gesangslinien entlud. Am Ende war sowohl die Hoffnung als auch die Skepsis aus den Gesichtern gewichen. Ein leidenschaftsloses „War schon gut, oder?“ war bei vielen Besuchern das Fazit und zugleich der letzte Gedanke, den sie an diesem Abend an Kasabian verschwendeten.

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