Kino


Contagion

von Steven Soderbergh, USA 2011

*****

mit Kate Winslet, Matt Damon

Ansteckungsgefahr: Steven Soderbergh bringt Hollywoods Elite um die Ecke.

Es ist Verlass auf Steven Soderbergh, der sich lieber den linken Hoden amputieren lassen würde, als sich zu wiederholen. Jetzt also ein Virusthriller. Soderbergh hat eine Starriege versammelt. Aber Starstatus schützt vor Fiebertod nicht. Und spätestens, wenn Soderbergh mitleidlos einen kleinen Jungen über die Wupper schickt, weiß man: Dieser Film meint es ernst. Daraus bezieht er seine enorme Spannung, obwohl sich der Pulsschlag des Films niemals erhöht: Mit analytischer Neugier spielt er sein Schreckensszenario durch, von seinem Ausbruch über erste Todesfälle bis zur Epidemie. Wen es erwischt, bestimmt der Zufall. Und das macht diese Versuchsanordnung so erschreckend und zugleich faszinierend. Start: 20. Oktober

Die Haut, in der ich wohne

von Pedro Almodóvar, Spanien 2011

*****

mit Antonio Banderas, Elena Anaya

Kranke Scheiße: Banderas bastelt sich eine Traumfrau.

Früher hieß es, Brian De Palma sei die perverse Variante von Hitchcock. Vergessen wir das. De Palma ist pillepalle, wenn man sich ansieht, welche Abgründe Pedro Almodóvar bei seiner Verbeugung vor Hitch zutage fördert. „Die Haut, in der ich wohne“ ist eine Interpretation der Mad-Scientist-Variation, die einen nach Atem ringen lässt, wenn einem erst einmal ein Licht aufgeht, welcher Wahnwitz sich hinter dem ohnehin schon kranken Szenario auftut. Banderas spielt einen genialen Schönheitschirurgen mit Dachschaden, der in seiner Designervilla ein junges Mädchen nach dem Antlitz seiner tragisch verstorbenen Tochter gestalten will. Was dann kommt, muss man gesehen haben, um es zu glauben. Start: 20. Oktober

Anonymus

von Roland Emmerich, USA 2011

*****

mit Rhys Ifans, Vanessa Redgrave

Der Winter der Zufriedenheit: Roland Emmerich hat einen tollen Film gedreht.

Außerirdische? Fehlanzeige. Klimakatastrophe, Flutwellen, einstürzende Neubauten? Nicht hier. Stattdessen: Shakespeare. Ein komplexer Thrillerplot, der mit den Eckdaten der Weltgeschichte so lange jongliert, bis der Barde von Stratford-Upon-Avon ein furzender Geck ist, seine Stücke und Sonette von Edward De Vere geschrieben werden, der im Glauben, der Stift sei mächtiger als das Schwert, das Volk aufwiegeln will, als hätte er Brechts Thesen gelesen, und Königin Elizabeth uneheliche Kinder zeugt, als würde sie sich für einen Monty-Python-Film bewerben. Spielt keine Rolle, ob man sich der Verschwörungstheorien von „Anonymous“ verschreibt, sie sind faszinierend und von Emmerich so virtuos umgesetzt, als hätte ein anderer seine bisherigen Filme gedreht. Start: 3. November

Die Abenteuer von Tim und Struppi

von Steven Spielberg, USA 2011

ohne Bewertung

mit Jamie Bell, Simon Pegg

Hunderttausend heulende Höllenhunde. Das musste einfach gesagt werden.

In der Welt der Comics nehmen Hervés Abenteuer seines rasenden Reporters Tim eine Ausnahmestellung ein. Wenn es nach Steven Spielberg und Peter Jackson geht, soll das bei ihrer ersten von zunächst drei geplanten Adaptionen nicht anders sein: 3-D, Performance Capture, all der Budenzauber, den die heutige Filmtechnologie so hergibt, kam zum Einsatz, um eine filmische Entsprechung der unverkennbaren Bilderwelten Hervés zu finden. Noch wurde der Film der Presse nicht gezeigt. Man muss also mit den Trailern Vorlieb nehmen, die in jedem Fall hohe Erwartungen schüren. Und einen die Frage stellen lassen: Gibt es im Jahr 2011 tatsächlich ein Publikum für „Tim und Struppi“? Schön wär’s jedenfalls.

Start: 27. Oktober