Kleine Welle: So ersetzt „Live From Reykjavík“ das „Iceland Airwaves“-Festival 2021


Mit dem Iceland Airwaves steigt in Reykjavík alljährlich im Herbst eines der am besten kuratierten Festivals Europas. 2021 findet das Festival zum zweiten Mal pandemiebedingt nicht statt – und wird wie schon im Vorjahr durch einen kleineren Konzertabend ersetzt. Doch „Live From Reykjavík“ zeigt: Am Ende des Tunnels brennt ein Lichtlein - und zwar schon am Samstag.

Wo die Macher:innen des Iceland Airwaves 2020 quasi in den virtuellen Raum zogen, die Showcases von Acts wie Ólafur Arnalds, Emilíana Torrini und Of Monsters And Men lediglich als vorproduzierte Streams ausgesendet wurden, machen sie am 6. November wieder den Sprung in die tatsächlichen Venues. Mehr noch, die Konzerte finden tatsächlich vor einem Publikum statt. Die Liste der Künstler:innen ließt sich dabei durchaus vielversprechend, auch wenn die internationalen Namen pandemiebedingt fehlen. Da findet sich der US-Amerikaner (und Wahl-Reykjavíker) John Grant ebenso wie der folky Singer-Songwriter Ásgeir, da trifft das neunköpfige HipHop-Kollektiv Daughters of Reykjavík, das sich über die vergangenen Jahre einen Ruf als hervorragender Live-Act erspielte, auf die junge BRÍET, der im vergangenen Jahr für ihr Debütalbum „Kveðja, Bríet“ den Icelandic Music Award für das beste Album verliehen wurde. 17 Acts gibt es insgesamt zu sehen; dazu kommen, das kennt man vom Airwaves, zahlreiche Warmup-Gigs. Der einzige Wermutstropfen für die Besucher:innen: Ein Wechsel zwischen den einzelnen Venues ist in diesem Jahr nicht möglich; man möchte dem Publikum aus naheliegenden Gründen sowohl lange Schlangen als auch überfüllte Venues ersparen.

Bespielt werden unter anderem das IDNÓ und das Gamla Bió. Orte, die musikinteressierte Besucher:innen der isländischen Hauptstadt kennen werden. „Wir konzentrieren uns diesmal auf vier Orte in der Stadt, die seit Jahren Teil der Airwaves-Geschichte sind. Dort spielt eine Reihe von Künstler:innen und Bands, die ziemlich gut die Diversität aufzeigt, die die isländische Musikszene ausmacht. Und wie beim Airwaves treffen Newcomer:innen auf etablierte Acts“, sagt Will Larnach Jones, der für das Booking des Festivals zuständig ist.

Das Airwaves soll 2022 wieder stattfinden

Klar, dass vor Ort – etwa 1500 Tickets werden verkauft – vor allem ein isländisches Publikum dabei sein wird, doch auch in diesem Jahr gibt es die Möglichkeit, online dabei zu sein. „Das wird aber etwas anders ablaufen als im letzten Jahr. Wo es damals ein Hybrid aus verschiedenen Aufzeichnungsformen war, findet das Festival diesmal wirklich ,live-live’ statt. Man wird also auch, wenn man online dabei ist, ein tatsächliches Konzert sehen.“ Zudem wird das Procedere vereinfacht: Wo das 2020 nicht immer ganz einfach zu verstehen war, gibt es dieses Jahr schlichtweg einen Stream, der 24 Stunden lang offen bleibt, in dem man spulen kann und der für jedes Venue einen eigenen Kanal hat.

Auf eines bauen in Reykjavík alle: Das Airwaves soll 2022 wieder stattfinden. Für die isländische Musikszene, so Larnach Jones, besitze es eine Strahlkraft, die kaum hoch genug einzuschätzen ist. „Vor allem die Künstler:innen veröffentlichen häufige ihre Alben auf diesen Termin hin oder planen ihre Touren entsprechend. Allein wegen der Presse: 50, 60 isländische Bands bekommen so ein internationales Publikum!“ Das gilt auch umgekehrt: Wer schon einmal auf dem Airwaves war, weiß um dessen großen Reiz, um das Eskalationspotenzial und um die Möglichkeit, in kürzester Zeit völlig unbekannte Acts, oft noch ohne Plattenvertrag, und internationale Rock-Größen zu sehen. Bei „Live From Reykjavík“ wird Letzteres nicht möglich sein, Ersteres sehr wohl. Und das ist doch auch was.

Weitere Informationen und Tickets für den Livestream gibt es hier.