Kraft und Kalkül


Vor ihren Auftritten bei Rock im Park und Rock am Ring kamen Linkin Park im Februar nach Hamburg

Ja wer denn jetzt? Wer kommt denn da nun gleich auf die Bühne? Aus den Boxen brüllen die ehrlichen Anthrax, eben noch prügelten sich die Emil Bulls durch ein paar sattsam krachende B-Klasse-Mosher. Und im Bühnenhintergrund hängt die unübersehbare Zwanzig-Meter-Reklame für Linkin Parks zweiten Popmetal-Asteroiden „Meteora“. The Sensation is In Ihe house. Zoomt man indes auf die vorfreudig erregten Sparkassen-Angestellten, Feierabend-Rocker, Semi-Prominenten und keck giggelnden Babydoll-Teenies, möchte man meinen: Hier spielen gleich Bro’Sis. Oder bestenfalls noch Sheryl Crow. Aber nein, die sechs derzeit global erfolgreichsten Hitmonster des Gerade-noch-Metal blasen zum vorerst einzigen Deutschland-Konzert. Und das tun sie so, wie man es von ihnen erwartet: professionell bis zum Anschlag. Großes Getöse, die Hose dick, der Sound ein Brett. Kinder kieksen, Kapuzenträger kollabieren, Kassenbrillenträger verlieren die Contenance, derweil die Band wild fuchtelnd von einem Ego-Podest zum nächsten hüpft. Sie feuern aus allen Rohren, erst Neues, dann Altes, dann Hits. Zwischendurch die Frage: Hatten wir den Song nicht eben schon? High-Speed-Party-Emotions mit der Brechstange, mächtig, perfekt, so sauber wie Persil. Nur die Langzeitperlen, die fehlen.