Kula Shaker, New York, Irving Plaza


Kuta Shaker sind zur Zeit verdammt hip – eindeutiges Indiz: Es sind auffallend viele hübsche Mädchen im ausverkauften ‚Irving Plaza‘. Und die vier Briten machen ihre Sache ordentlich. Treffsicher haben sie destilliert und integriert, was man für ein präzises Imitat des authentischen Hippie-Sounds braucht: fette Hammondorgel-Teppiche, wabernde Wah-Wah-Gitarren und singende Basslinien. Getragen wird das Ganze von einem Drummer, der hoch über seinem Set thront und mit weit ausholenden Armbewegungen trommelt wie einst Mitch Mitchell: verwaschen und weich, Pudding-Punch mit reichlich Beckeneinsatz.

Zum selbst erdachten Material des Debut-Albums ‚K‘ gibt’s zwei Coverversionen: Deep Purples ‚Hush‘ und ‚The End‘ von den Doors – wahrscheinlich die ersten öffentlichen Aufführungen dieser Klassiker seit zwanzig jähren. Vielfarbige Kaleidoskope runden die eher verhaltene Bühnenshow ab. So stilecht diese Zutaten auch aussehen und klingen, Kula Shaker bleiben in der Bühnenpräsenz blaß: Es fehlt ihnen an Ausstrahlung, Persönlichkeit und musikalischer Identität. Entsprechend reserviert fällt dann auch die Publikumsreaktion aus: Zwar nehmen Kula Shaker die erste Hürde, das verwöhnte und daher tendenziell ungnädige New Yorker Publikum tapst fröhlich mit den Füßen. Doch sie scheitern an der zweiten: Die Leute quatschen weiter (New Yorker machen immer zwei Sachen gleichzeitig – außer, etwas packt sie richtig). Eine Zugabe wird schlaff und unentschlossen herbeigeklatscht, dann zerläuft sich die Menge schnell.

Summa summarum ein harmloser Trip in die Musikgeschichte, so aufregend und authentisch wie ein Tag in Disney World. Voraussichtliche Halbwertzeit dieser Band: ein gutes Jahr. Zum Winter 1997 werden Kula Shaker den Orkus des Vergessens runtergespült sein, es sei denn, es gelingt ihnen ein richtiger Hit. Falls nicht: Erinnert sich heute noch jemand an EMF?