Kurz & Live


Kevin Spacey (New York, The Rose Theater)

Wenn Kevin Spacey eine Rolle spielt, dann richtig. Im Falle seines neuen Films BEYOND THE SEA (siehe S. 102), in dem er den 60s-Crooner Bobby Darin mimt und dessen Songs selber singt, geht er sogar mit dem Soundtrack auf Tour. Neun Gigs in acht US-Städten, begleitet von großem Orchester und in edlen Theatersälen vor betuchtem Publikum, das hier in New York auch aus Schauspielerkollegen besteht: Ellen Barkin, Al Pacino. Woody Allen. Entsprechend nervös ist Spacey, der zunächst hölzern und steif wirkt, aber im Verlauf des 90-minütigen Sets merklich auftaut. Mit Versionen von „Jf I Were A Carpenter“, „Mack The Knife“ oder „Dream Lover“ und Seitenhieben auf die Bush-Regierung und die Filmindustrie. Da ist der 45jährige in seinem Element und darf erst nach fünf Zugaben von der Bühne.

Roman Fischer (Köln, Blue Shell)

Wie jung der Bursche auf der Bühne ist, kann man an den Zwischenansagen feststellen. Artig bedankt sich Roman Fischer bei der unerheblichen Vorband „Noise aus Uhlendorf, oder wie das heißt“. Dass es Uhlenbusch heißt, dass Onkel Heini da die Post brachte – was schert’s einen, der 2005 noch immer ein Teenager ist? Die kleinen Britpopmädchen stehen in der ersten Reihe, quietschen vergnügt und tun recht daran: das zählt. Was noch wichtig ist: Roman Fischer, erstmals mit einer Band hinter den schmalen Schultern auf Tour, macht sich viele Gedanken darüber, wie der Hase in Beziehungen zwischen Menschen laufen kann und schüttelt darüber tolle Popsongs aus den Ärmeln. Im Grundton melancholisch, aber nie pathetisch, wird mal falsettiert, mal zart gerockt – und immer hübsch auf die Balance zwischen juveniler Nachdenklichkeit und adoleszenter Sensibilität geachtet. BIGGER THAN NOW heißt sein Album, und wir sagen: Das wird schon werden.

Sven Regener (Köln, Live Music Hall)

Man hatte es geahnt, seit „Neue Vahr Süd“ ist klar: Herr Lehmann, aus Roman und Film bekannt als romantisch-sympathischer Alltagsgegner. Wirkungstrinker und begnadeter Schwadroneur in eigener Sache, hat ein Vorleben. Davon liest, mit vollem Körperspracheneinsatz, sein Erfinder Sven Regener. Hinter einem Stehpult lebt der Element-of-Crime-Sänger den Lehmann, kündet von Colabombenräumkommandos, pazifistischen Dilemmas. K-Gruppen und halben Hähnchen – und zwar immer so, dass die ellenlangen Dialoge so schneidig daherkommen wie die Schwertkämpfe in Kill Bill, Volume 1. Und das ist selbstverständlich: großartig.