Kurz & Live


Sage Francis & Grand Büffet München, Feierwerk

Die Veranstalterin ist entnervt: „Nie wieder Underground HipHop in München!“ Ca. 40 Besucher haben ihren Weg ins Feierwerk gefunden, der Rest Münchens verpaßt eine der unterhaltsamsten Sausen des Monats. Zuerst einen mit allgemeiner Verblüffung rezipierten Soloset von Sage Francis‘ Beatmeister, einem wüst aussehenden, aber guthumorigen Langhaarigen, derauf seinen zwei Drummaschinen einen Breakbeat-meets-AC/CD-Höllenritt reitet. Dann die mächtigen, mächtigen Grand Büffet, „The World’s First Rock Band ‚ aus Pittsburgh mit ihrer unfaßbaren, zum Schreien komischen Polit/Standup-Comedy/ HipHop-Show (wer sich in seinem Leben noch irgendwann einmal etwas Gutes tun will, gehe bei nächster sich bietenden Gelegenheit zu einem Grand-Buffet-Konzert!). Dann Sage Francis. Mit bärtigem Gitarristen und crazy Beatmeister, „conscious HipHop“, eindringlich, aber in keiner Weise verkopft oder verbiestert, sondern intelligent, charismatisch, humorig, unterhaltsam im besten Sinn. Herrgott, wo waren denn bloß alle?

The Dead 60s München, Atomic Cafe

Wenn ein Konzert als „Showcase“ annonciert wird, heißt das: Das Publikum besteht zu 90 Prozent aus Musikbranchen-Menschen, man trifft stellvertretende Chefredakteure von Teeniemagazinen und Chefredakteure von ganz seriösen Musikzeitschriften, die nicht unbedingt zu den Stammgästen eines Clubs wie dem Atomic Cafe gehören. Den Dead 60s ist das wurscht, sie sind heiß darauf zu spielen und legen einen kompakten, knackigen Set hin. Punky Pop mit starken Dub-Beigaben. Atemlos. Gehetzt. Ohne Pause. Ein Song mündet in den nächsten. Der Erstsemester-Habitus der vier Liverpooler in ihren Polohemden steht im Gegensatz zu ihrem Hochenergie-Pop. Der manische Sänger und Gitarrist Matt McManamon kann einem ein bißchen Angst machen, wie er mit den Füßen stampft und angriffslustig ins Publikum blickt. Dann die Erkenntnis: Mindestens eine Zuschauerin hat nichts mit „der Branche“ zu tun: das Mädchen, das am Ende des Konzerts die Setlist als Souvenir mitnimmt. Nein, Branchenmenschen tun sowas nicht.