Kurz und Klein


Wir habencdoch keien Zeit, sdeshalb bitten wir ebvenmteulole rechtschreib, und Komnma-fehlerzu entschuldige4n. Das Schöne an dieser sehr schönen Rubrikist doch, dass sie trotz ihrer funkelnden Opulenz dem keine-Zeithabenden Autoren durchaus entgegenkommt, indem sie zum Beispiel keine Alphabetisierung fordert. Der Autor greift einfach in die Pappkiste, in der die – freilich vorher mit Bedacht und musikalischem Sachverstand ausgewählten – CD-Preziosen hinterlegt wurden. Also, langen wir doch einfach zu.

Was haben wir denn da? Goldenhorse aus Neuseeland mit goldenhorse (7H7. Recordings/Rough Trade). So gitarrendengelnder Indie-Pop-Rock mit leichtem 80erlahre-Einschlag und einer manchmal eine Spurzu exaltiert kieksenden Sängerin. Aber schon ganz okay.

Modernen, Country-informierten Pop-Rock, der auch die Leserinnen von „Marie Ciaire“ nicht allzusehr erschrecken dürfte, spielt Anne McCue auf ihrem zweiten Album KOALA MOTEL (Cooking Vinyl/Indigo). Man hört diesen Songs an, dass ganz tief in McCue ein ganz, ganz wildes Mädchen steckt, das gerne herauskommen würde, aberaus irgendeinem Grund drinnen bleiben muss. Lucinda Williams gastsingt, und Nancy Wilson von Heart ist auch dabei.

Wo der Begriff Country-informierter Pop-Rock fällt, istShawn Colvm nicht weit. In den 90er fahren, als das Americana-Genre von wilden Indie-Typen wie Wilco und Chris Cacavas unterwandert wurde, gehörte es zum guten Ton, auch ein paar Platten von eher mainstreamigeren Menschen wie Mary Chapin-Carpenter und Shawn Colvin in die No-Depression-Sammlung einzuordnen.THE-SE FOUR WALLS (Nonesuch/Warner) ist gut, weil Colvin auf kleiner Flamme kocht und die Songs meist in reduzierten, akustischen Arrangements daherkommen.

Obwohl es schon ein bisschen besser damit geworden ist. hat sich der Autor seinen gesunden Skeptizismus gegenüberTHE SCHWEDISCHEN BANOSbewahrt Trotz des aktuellen Hypes. Oder. Gerade. Deshalb, letzt kommen The Radio Dept. aus Malmö mit ihrem zweiten Album daher. Es heißt PET GRIEF (Labrador/Broken Silence) und ist eine sphärische Angelegenheit geworden mit allerhand ambienten Sequencerflächen, elektronischen Beats, Gesängen aus dem Valium-Fiebertraum und sehr wenigen Gitarren. Kann man lassen. Echt.

Auch in Göteborg gefallen sich junge Menschen weiterhin darin, ihren Lebensunterhalt statt mit anständiger Arbeit mit Musik zu verdienen. Alarma Man bedienen aber nicht das Klischee des gut aussehenden, Gitarren- und sonstwas-schwingenden Indierockers, sondern veranstalten auf ALARM A MAN (Sinnbus/Alive) eine intelligente, freaky. verfrickelte und verschachtelte Post-Hardcore-Orgie, die Ihnen gefallen könnte, wenn Ihnen damals AtThe Drive-ln gefallen hat. Ein Song heißt „Sweden Sweden“. Das finden wir gut.

Schönen arschwackelnden Neo-ElectTO-Funk bietet der Brite Max Sedgley. dessen 2004er Club-Monster „Happy (Make You Happy)“ noch in unseren OhTen nachklingek. Oder etwa nicht? Das „Happy“-Ding ist auf FROM THE ROOTSTOTHE shoots (Sunday Best/Rough Trade) natürlich auch drauf. Ansonsten ist dieser funky schimmernde Motherfucker eines Post-Disco-Albums inkl. cheesy Frauengesängen und schönen Vocoderstimmen genau das. was man sich von Prince erwarten würde, wenn der es nicht längst aufgegeben hätte, nicht den Anschluss zu verlieren.

Gefühlt bringt Ani DiFranco, politisch korrekte Songwriterin, erklärte corporate rar i-Gegnerin und selbst ernanntes righteous habe, alle zwei Monate ein Album heraus. Genau in diesem Moment sind wieder zwei Monate vergangen und vor uns auf dem Schreibtisch liegt reprieve (Righteous Babe/lndigo). Darauf spielt die Sänger/ Liedschrei berin aus Buffalo, New York, sehr sehr schönen akustischen Folk, der manchmal von sanft elektrifizierten Elementen umspielt wird. Mehr dann in zwei Monaten.

Eine schöne Mischungaus der lieblichen Folk-Anmutung der frühen Belle &. Sebastian und der analogen Herrlichkeit von Stereolab bereiten Fiel Garvie aus Norwich, England, mit ihrem dritten Album caught laughing (Words On Music/SX Distribution) auf. Träumerischer, aber nicht klebriger Cocteau-Twin-iger Soft-Pop. Sängerin Anne Reekie ist der pure Wahnsinn, und der Gitarrist und Keyboarder von Fiel Garvie heißt Adam Green.

Hach, ist das schön, dass es in der durch formatierten Welt des modernen Pop-Rock noch richtig schöne, herzerwärmende Vom-Tellerwäscher-zum-Superstar-Geschichten gibt. Kurz: Die Londoner Sängerin Sandi Thom installierte in ihrem Keller eine Webcam und veranstaltete dort eine dreiwöchige WorldWideWeb-Tournee.was ihre Popularität in der Webcommunity unheimlich steigerte. Woraufhin ein A&R-Manager des RCA-Labels auf die 24lährige aufmerksam wurde und ihr einen Plattenvertrag vor die Nase hielt. Das erste Resultat davon ist die grauenerregende, beängstigend erwachsene Pop-Rock-Platte 1 wrsH 1 was a punk rocker (RCA/Sonv BMG). Da wird es wohl beim Wunsch bleiben müssen.

Für das Gegenteil von grauenerregendem Pop-Rock steht der norwegische Musiker Kaada, wofür auch die Tatsache spricht, dass seine Platten auf dem Label von Mike Patton veröffentlicht werden. Zusammen mit einem 22köpfigen „Orchester“ hat John Kaada sein drittes Album MUSIC FOR MOV] EBIKERS(lpecac/Soulfood) aufgenommen. Kaada bastelt eine schwer in Worte zu fassende cinematographische Klanglandschaft, in der sich Einflüsse aus den unterschiedlichsten Musiken beim gemütlichen Spaziergang begegnen. Vage Anhaltspunkte: Ennio Morricone, Sigur Ros, FourTet.

Da sage noch einer, der Jugend seien die traditionellen Wertvorstellungen über Bord gegangen. Bei The Wailin‘ Jennys handeltes sich um drei junge Damen aus Kanada, von denen natürlich keine Jenny heißt und die (auch) mit ihrem zweiten Album fi RECRACKER (Jericho Beach) eine liebevoll konservative Vorstellung von traditioneller amerikanischer Volksmusik abgeben – der Bandname ist eine Verbeugung vor dem großen Waylon Jennings. Es klimpert das Banjo, es fiedelt die Geige, es schmeicheln sich traumhafte Harmoniegesänge in die Gehörgänge und Songs, die Titel tragen wie „This Heart Of Mine“, „Long TimeTraveller“ und „Some GoodThing“.

„Wunder gibt es immer wieder“, wusste schon Katja Epstein in den 70er Jahren zu berichten. Wahrscheinlich hat sie damit aber nicht die gleichnamige deutsche Band gemeint. Die kommt aber auch immer wieder. Wie zum Beispiel jetzt mit ihrem neuen Album STROM (Warner). Für Wunder gilt die alle Silbermond- Juli-Christina-Stürmer-Weisheit: gut gemeint und schlechtgemacht. Glatt gebügelter, „radiotauglicher“, „gut produzierter“ Pop-Rock mit Texten wie diesen: „Wir sind lüie Feuer und Benzin, so wie die Sterne, die verglühen. Wir verbrauchen Energie.Schwächen werden nicht akzeptiert,Gefühleständig isoliert. Nur einergewinnt, der andere verliert.“