Lambchop: München, Amerikahaus


Das zwölfköpfige Kollektiv aus Nashville begeistert live mit bislang nur selten erreichtem Wohlklang.

Schlechte Witze gab es einige an diesem Abend. Drei davon gab Lambchop-Pianist Tony Crow zum Besten, doch den Vogel schossen die verantwortlichen Gastronomen im Amerikahaus ab. Als der Support St. Thomas die Bühne erklomm, waren bereits sämtliche Bier- und Weinreseven aufgebracht. Also hieß es Durst verdrängen und schnell eine Zigarette rauchen, denn selbstverständlich war im holzgetäfelten Konzertsaal auch das verboten. Was wiederum Scherzkeks Tony Crow, der, um es vorwegzunehmen, sehr viel besser Klavier spielte als Witze erzählte, wenig scherte. Bier wurde selbstverständlich auch getrunken, auf der Bühne wohlgemerkt. Alles in allem also harte Zeiten für all diejenigen, die sich während des Konzerts, die Zigarette in der Linken, das Glas Rotwein zur Rechten, stilvoll betrinken wollten. Aber genug geunkt, denn irgendwie hat es dann auch wieder gepasst. denn der Sound war, abgesehen von ein paar gemächlich anschwellenden Feedbacks im unteren Mittenbereich, ab dem Opener „The Daily Growl“ phänomenal. Wie auf CD folgten „The New Cobweb Summer“ und „My Blue Wave“, und Lambchop erfüllten mühelos alle Erwartungen. So zart, so dynamisch, so zerbrechlich musiziert sonst niemand. So luftig, so geschmackvoll arrangiert nur Kurt Wagner seine Lieder, in denen er seine sonor interpretierten Geschichten in unnachahmlicher Art und Weise vortrug. Sein Füfie arbeiteten in ekstatischeren Momenten so, als müssten sie diesen Abend noch 20 Liter Wein stampfen, in ruhigeren Passagen tippelte er, als hätte man ihm befohlen, barfuß über glühende Kohlen zu wandeln. Homogen war das versierte Zusammenspiel aller Beteiligten. Die herausragende Rhythmusgruppe schaffte die Basis für die vier gefühlvoll pickenden und dezent geschrubbten Gitarren, Pianist Crow lief zu Bestform auf, und nur das atmosphärische, dauerpräsente Grundrauschen des Keyboards nervte gelegentlich. Nach knapp zwei Stunden inklusive zweier Zugaben verabschiedeten sich Lambchop. Doch nicht für lange, denn schon nach wenigen Augenblicke kam Kurt Wagner zurück, setzte sich an den Bühnenrand und erfüllte die zahlreichen Autogrammwünsche.

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