Lange nichts gehört von… Nino Skrotzki (Ex-Virginia-Jetzt!)


Nino Skrotzki war mal Sänger der Berliner Indiepopband Virginia Jetzt!. Was er heute macht? Wir haben nachgefragt.

Die Geschichte um den Bandnamen von Virginia Jetzt!, die sich 1999 in Elsterwerda gründeten, wurde oft erzählt. Fünf Jahre nach ihrer Auflösung fragen wir bei Sänger Nino Skrotzki trotzdem noch einmal nach: War sie tatsächlich wahr? Nino: „Ja, genau so ist es passiert.“ Diese Schilder, die Gitarrist Thomas Dörschel aufgestellt hatte, damit das Mädchen, in das er verliebt war, zum Auftrittsort seiner Band fand – „Virginia jetzt abbiegen!“ – sie waren Startschuss für eine Indie-Pop-Karriere, die endete, als auch aus dem Indie-Pop die Luft raus war: 2010.

ME: Machst du noch Musik?

Nino Skrotzki: Die Gitarre nehme ich nur noch selten zur Hand. Wir kriegen aber immer noch Anfragen für Hochzeitsfeiern, und wenn dahinter eine süße Geschichte steckt, machen das unser Schlagzeuger (Angelo Gräbs – Anm. d. Red.) und ich auch gerne. Ansonsten stehe ich mit Künstlern im Studio, helfe beim Arrangieren, arbeite an Songs mit.

Du bist heute aber vor allem Manager …

Damit habe ich schon 2008 angefangen, mit meinem besten Freund Daniel Kempf, der auch das Immergut-Festival gegründet hat. Wir dachten eigentlich schon immer, dass wir besser wissen, wie das geht. Nebenher habe ich die letzten vier Jahre das Tourmanagement für Casper übernommen, fiel deshalb auch nicht in ein Tour-Loch, sondern durfte gleich als „Band-Papa“ weiter mit unterwegs sein.

Wirst du auf so einer Casper-Tour erkannt?

Das kommt vor, aber nicht häufig. Dann sagen die Leute, dass es schade ist, dass es uns nicht mehr gibt. Das freut mich natürlich. Ist ja schon eine Weile her jetzt. Das war noch eine andere Welt …

Hat sich so viel verändert im Musikbiz?

Um das Jahr 2000 herum hat eine englischsprachige Indie-Band wie Readymade oder Miles noch 10 000 bis 15 000 Platten verkauft. Davon konnte man zusammen mit den Tourgagen schon leben. Heute kommt eine vergleichbare Band vielleicht noch auf 2 000, 3 000 Platten – wenn sie Glück hat. Die Szene, die es heute vielleicht noch in Rap oder Elektro gibt, gibt es für Indie nicht mehr. Früher ist auch Publikum zum Konzert gekommen, das die Band nicht kannte. Da warst du am Dienstag in Nürnberg zum Indie-Abend und Mittwoch in Münster, und die Leute kamen.

Hat sich die Band finanziell rentiert?

Von 2003 bis 2010 konnte ich davon leben. Nicht besonders gut, aber wir sind eben Ossis und haben uns schön wenig ausgezahlt, um auch die nächsten zwei Jahre weiter Musik machen zu können. Berlin ist ja auch nicht die teuerste Stadt – plus: Als Musiker kriegst du Klamotten umsonst, Konzertkarten, CDs, gehst auf Partys und so weiter.

So richtig wollte bei Virginia Jetzt! der Knoten nie platzen. War mangelnder Erfolg der Trennungsgrund?

Das waren einfach unterschiedliche Lebensentwürfe. Wir waren über 30, einer hatte ein Kind, der Nächste wollte etwas ganz anderes machen. Da fragt man sich schon, ob man die Energie noch hat. Klar, hätten wir von der vierten Platte 100 000 Stück verkauft, hätten wir wahrscheinlich noch eine gemacht. Das war schließlich einer der geilsten Jobs überhaupt.

Habt ihr Virginia eigentlich noch mal wiedergesehen?

Wir haben lose Kontakt gehalten, sie war auch mal auf einem Konzert, hat sogar unsere T-Shirts getragen. Heute ist sie Lehrerin.

Ihr wart damals die absoluten Mädchen-Lieblinge …

Ja, jeder glaubte das, aber wir haben bei einem Gig in München mal nachgezählt und kamen ziemlich genau auf ein Verhältnis von 50 zu 50. Die Mädchen standen halt in den ersten Reihen. Wir hatten ein sehr attraktives Publikum. Die ganzen hübschen Indie-Mädchen …

Und da ist schon auch mal mehr draus geworden, oder?

Wir waren Milchtrinker, die nach dem Konzert lieber über Gedichtbände philosophierten. Natürlich haben wir auch mal geflirtet … Die eine oder andere Freundschaft oder auch mal mehr hat sich schon entwickelt. Ich habe auch noch nie eine Band getroffen, die ehrlichen Gewissens sagen kann, dass sie noch keine Groupie-Erfahrung gemacht hätte. Aber es waren eben auch nicht mehr die 70er, als noch Schlangen vor der Backstagetür standen.


Virginia Jetzt! – Von Guten Eltern

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