Led Zeppelin Tribute


Zwölf Bands lassen in Cover-Versionen das Luftschiff wieder steigen. Mit an Bord sind so unterschiedliche Acts wie Helmet und Tori Amos

Encomium‘ (‚Lobrede‘) heißt der jüngste Sproß der Gattung ‚Tribute-Album‘. Geehrt werden damit Led Zeppelin, deren Mitglieder Robert Plant, Jimmy Page, John Bonham und John Paul Jones als Halbgötter des Hardrock gefeiert werden. Erstaunlich an dem Album ist eigentlich nur, daß es erst jetzt erscheint. Die Musik birgt jedenfalls wenig Überraschendes. Man kann unschwer erraten, wie Henry Rollins‘ Version von ‚Four Sticks‘, Heimets ‚Custard Pie‘, Crackers ‚Good Times Bad Times‘ oder der ‚Misty Mountain Hop‘ von den 4 Non Blondes klingt. Den Originalen können sie nicht das Wasser reichen.

Aber dann, ganz zum Schluß, als Robert Plant persönlich zu Wort kommt, weht unerwartet doch noch eine frische Brise. Zusammen mit Tori Arnos kredenzt er eine mysteriöse Version von ‚Down By The Seaside‘, einem Titel, der auf Led Zeppelins Album ‚Physical Graffiti‘ noch unscheinbar und leichtgewichtig wirkte. „Robert meinte wohl, die Band sei diesem Song nie ganz gerecht geworden“, erklärt Tori Arnos die kuriose Wahl. „Mir war er vorher auch nie besonders aufgefallen, aber man sagt nicht nein, wenn einen Robert persönlich darum bittet!“ Plants Anruf erreichte Tori völlig unerwartet, als sich gerade auf US-Tournee befand. Bei der Erinnerung daran bricht Tori Arnos in ein zufriedenes Glucksen aus. „Da läutet also das Hoteltelephon, und ich renne ins Badezimmer, damit ich Ruhe habe für das erwartete Gespräch mit irgendeinem TV-Typen. Ich schreie also ‚Hello David‘ in den Apparat, denn so sollte der Mensch heißen. Dann knistert es mir aus der Leitung entgegen, von ganz weit weg, Mexico oder so: ‚Verdammt noch mal, Tori, wer zum Teufel glaubst du, bin ich denn? Coverdale etwa?!'“

Arnos‘ Amore zu Led Zeppelin schwelt seit Jahren. Im Alter von zehn wollte sie von zu Hause durchbrennen, um Robert Plant mit ihrer Jungfräulichkeit zu beglücken schaffte es aber aus Furcht vor der großen weiten Welt nur bis zum Gartentor. Später ließ sie sich in der Rhythmik ihres Pianospiels von Jimmy Pages Gitarrenarbeit inspirieren. Als Solokünstlerin baute sie früh Versionen von Zep-Klassikern wie ‚Thank You‘ und ‚Whole Lotta Love‘ in ihr Repertoire ein. Vor zwei Jahren schließlich lernte sie Robert Plant bei einer Award-Show in London persönlich kennen. „Robert mochte wohl meine Cover-Versionen“, sagt Tori, „und deshalb lud er mich zu diesem Duett ein. Er sagte nur: ‚Mach einfach, was du immer machst.‘ Eine Stunde lang übten wir, aber schafften den ganzen Song nie ohne Unterbrechung. Da schalteten wir das Band ab und spielten drauflos. Die Version auf der Platte ist praktisch dieser eine Take. Robert an der Gitarre – Jimmy soll zu ihm später gesagt haben: ‚Mach das nie mehr wieder!‘ – Charlie Jones am Baß, Michael Lee am Schlagzeug und ich am Klavier. Ich glaube, Robert wollte die Freiheit haben, zu singen und zu spielen, was er wollte. Meine Rolle war die eines Ankers, der vom Boot langsam über den Grund geschleppt wird…“