Livebericht Guz & Die Averells


Guz - so nennt sich der Sänger der Aeronauten, wenn er solo auf den Konzertbühnen unterwegs ist. Unser MEporter berichtet von seinem Live-Auftritt in Freiburg, November 2009.

Aller guten Dinge sind drei!! Diesen Satz fand ich recht schnell beim Durchforsten des wohl exklusiv in meinem Geiste vorhandenen „Lexikon der schon seit ewigen Zeiten durchgenudelten und somit erheblich abgenutzten Doof-Sprüche“. Obwohl sich hier erbärmliche Nervenstrangulation, dämliche Pseudo-Weisheit, sowie buckliger Aberglaube auf beschämend faszinierende Weise vereinigen, hat der Satz als Auftakt dieser Review seine unumstößliche Berechtigung.Schließlich handelte es sich um meinen nunmehr dritten Anlauf, einem Auftritt von Guz & Die Averells beiwohnen zu dürfen, nachdem ich an beiden zurückliegenden Gastspielen der letzten Jahre aus unerfindlichen Gründen verhindert war. Und über diese Versäumnisse halfen weder die beiden Aeronauten-Konzerte, noch das Ritchie-Records-Festival mit der namenlosen Bänd featuring Guz, Bernadette La Hengst und Knarf Rellöm gänzlich hinweg, denn am meisten Freude, seit er sich auf meiner musikalischen Landkarte einstanzte, machen mir seine Solo-Sachen. Nun endlich trat der wohl am besten hochdeutsch sprechende Schwyzer mal wieder in meiner kleinen Heimatstadt auf – und ich war dabei, juhuu!!Just als ich in den Räumlichkeiten unterhalb der gepflasterten Altstadtgassen angekommen war, begann auch schon der supportende Nikolas Sturm sein Set. Behängt mit akustischer Gitarre und verstärkt durch einen Schlagzeuger präsentierte er sympathisch und unspektakulär seine Songs, die ich stilistisch am ehesten als Songwriter-Pop bezeichnen würde. Derweil füllte sich der Keller nach und nach, ohne jedoch mit den etwa 70 bis 80 Anwesenden an die Grenzen seiner Kapazität zu stoßen.Guz & Die Averells betraten als Trio die Bühne, der Chef mit E-Gitarre, daneben Sämi, der Basser, der beim Eröffnungsstück „Going Down The River“ zunächst ebenfalls einen elektrischen Sechssaiter bediente, dahinter das Rückgrat der Aeronauten, Drummer Dani. Nach zwei Songs zum quasi warm spielen gab es eine kurze Ansage des Frontmanns, dann ging’s weiter im Set, welches im Schwerpunkt der aktuellen Veröffentlichung MEIN NAME IST GUZ entstammte. Der eine oder andere meiner persönlichen Hits der Scheibe kamen schon recht bald, dazwischen ältere Stücke (möglicherweise auch ganz neue?), von Zeit zu Zeit – offenbar als Erholung von den Texten – auch gar ein Instrumental. Alles irgendwo in der Anarchie des Punkrock verwurzelt, könnte die Frage nach einer Stilrichtung verwirrend mit „wildem Durcheinander aus Blues-Beat-Surf’n’Roll-Rock-Pop-mit-Geschichten-erzählen“ beantwortet werden. Oder wesentlich einfacher beschrieben: jegliche Konventionen missachtende, dabei aber schlichtweg gute, handgemachte Gitarrenmusik.Mehr und mehr kam die Groove-Maschinerie ins Rollen, was mich als standhaften Steh-Tänzer ebenfalls immer mehr ins herumwackeln brachte, wobei ich wahrscheinlich einen nicht unwesentlichen Teil der Zeit dabei auch noch halb-debil am grinsen war, ob der aufs äußerste vergnüglichen Texte des mit herrlich trocken-charmantem Humor beschlagenen, ironisch wie selbstironisch sehr gewitzten Mannes am Mikro. Zwischendurch wunderte ich mich immer wieder über die fast schon starre Bewegungslosigkeit der meisten anwesenden Mitmenschen, offenbar allesamt recht konsequente Steh-Steher, wenn ich das mal so bezeichnen darf. Dies blieb wohl auch dem bald etwas verschwitzten Herrn auf der Bühne nicht verborgen, woraufhin er eine neckische kleine Ansprache ans Publikum hielt. Diese begann mit dem Satz: „Also wenn ich hier nicht mitspielen würde, würde ich spätestens jetzt anfangen, mich zu langweilen.“ Und siehe da, nach eher liebenswerter denn kompromittierender Rüffelung war tatsächlich etwas Auflockerung im Volke zu beobachten…Ordentlich rockend ging das reguläre Set nach einer Stunde zu Ende. Dem folgten eine weitere dreiviertel Stunde Zugaben, begonnen mit einem akustischen Solo-Teil, von dem aus gemächlich sich wieder hoch gesteigert wurde. Gebührenden Abschluss bildete das Stück, welches auch das Album beendet, das übrigens bis auf zwei Songs komplett vorhanden war: „you’re gonna miss me“. Live klang das meiste natürlich etwas anders als die Platten, was zum einen mit der reduzierten Instrumentierung, zum anderen mit hier und da eingebauten zusätzlichen Live-Eskapaden zu begründen wäre, aber das möchte man schließlich auch so, nicht wahr? Ausgesprochen schwer fällt es mir jedoch, irgendwelche Höhepunkte der immer wieder mit Anekdoten zwischen den Songs gespickten Darbietung zu benennen. Zu in sich stimmig war alles, zu viele potentielle Hits hat dieser sympathische, ehrliche, eigenwillige Künstler – meiner sub-objektiven Meinung nach außerdem derzeit bester deutschsprachige Musiker – bereits seiner Feder entlassen, als dass ich überhaupt irgendwas besonders anstreichen möchte. Ein durchweg sehr schönes Konzert!! Sehr würdevoll, Herr Guz!!

Pändy – 25.11.2009