Londoner Lässigkeit


Schon als Teenager träumte sie von einer Karriere als Musikerin. Ein gewisser Lenny Kravitz gab ihr den nötigen Kick.

Im frühen Jugendalter von elf Jahren kam für Misty Oldland die entscheidende Wende in ihrer Lebensplanung. Eigentlich wollte das Kind, das eher widerwillig die von der Mutter angeordneten Piano- und Cello-Stunden täglich absolvierte, Lokomotivführer werden. Bis es am Tag X ein Notenheft mit Elton John- Songs geschenkt bekam. „Ich war überglücklich, endlich mußte ich nicht mehr Chopin spielen, sondern konnte selber die Musik machen, die im Radio lief.“ Danach wollte sie nur noch eins: „Musikerin werden“. Schließlich mündig, buchte sie aus dem kühlen England einen Trip ins Herzzentrum des Groove, nach New Orleans und ließ sich dort ein Jahr von den Rhythmen treiben. Die Reise und das Elton John-Buch, so meint Misty Oldland noch heute, seien schuld an ihrer Musik. „Ich liebe alles, was funky ist, doch was das Song-Writing angeht, zählen für mich eher klassische Vorbilder, wie eben Elton John oder Carole King.“ Misty Oldlands Debüt „Supernatural“ demonstriert bestens, wie sich die Symbiose ihrer jugendlichen Schlüsselerlebnisse im Idealfall anhört. Lässig, entspannt, sexy und sensibel paaren sich jazzige Grooves und stimmungsvolle Refrains, extrem Tanzbares macht mitunter Platz für schlicht-schöne Folk-Balladen. Ihre erste Berühmtheit erlangte Misty Oldland in der Heimatstadt London jedoch als Veranstalterin legendärer Clubnächte namens „Slow-Motion“, die mit höchstens 100 bpm und gewaltigen Baßboxen dem aufkommenden Techno-Heckmeck Contra gaben. Auf dem Plattentellern drehten sich dort schon vor Jahren Platten von selfmade-Künstlern wie Jamiroquai oder Gabrielle. Nach einem gescheiterten Versuch als Duo-Hälfte („Meine damalige Plattenfirma wollte, daß ich Kleider trage, igitt!“) folgte Misty Oldland dem Vorbild ihrer Clubklientel und veröffentlichte „Got Me A Feeling“ , ihre erste Single in Eigenregie in einer Auflage von 1500 Stück. Die waren innerhalb von zwei Tagen vergriffen, heute genießt das Erstwerk Kultstatus auf der Insel. Ein gewisser Lenny Kravitz hat damals dann Misty Oldlands erste Aufnahmen mit ihr in New York produziert, allerdings zu einer Zeit, als dessen Name noch nichts galt. Misty’s Plattenfirma lehnte die Aufnahmen ab, und sie hatte die einzige für sie gültige Antwort parat: „Dann laßt mich meine Platte selber produzieren.“ Die Hosen, die Misty Oldland bei der Produktion ihres Debüt-Albums anhatte, trägt sie übrigens auch privat. Die schöne Frai hüllt sich nur in Männerklamotten. „Für mich waren Typen wie 007 oder Starsky &¿ Hutch immer Vorbilder. Ich bin beileibe keine Hardcore-Emanze und auch nicht homosexuell. Aber bei Männern reicht es schon, wenn du als Frau eine Krawatte um den Hals trägst, um ihnen Angst einzujagen.“