Lustprinzip und Lagerkoller


Phantom Planet: Guten Freunden gibt man ein Küsschen, netten Gästen was Spannendes auf die Ohren. Dachte sich das Quintett Phantom Planet aus Los Angeles und räumte mit seinem zweiten Album the guest auch ganz prächtig ab. Mit gedankenvollem Power-Pop, intelligenten Wendungen und überraschenden Hooks schaffte es die Band auch ohne „The“ im Namen, zum „next big thing“ aus Kalifornien zu werden. Allen Erwartungen an ihren neuen Longplayer, der diesmal ohne Titel auskommt, begegnete die Band um Sänger/Frontmann [und Teilzeit-Gap-Model) Alex Greenwald mit einer Mischung aus Skepsis. Humor und Selbstvertrauen.

„So wie die Fans aufs letzte Album abgefahren sind, dachten wir: Jetzt können wir uns leisten, mal richtig zu experimentieren. Wir hätten auf Nummer sicher gehen können. Aber das ist ja öde.“

„Konzentriert, erwartungsfroh und euphorisch“, so Greenwald, zog sich die Band im letzten Jahr auf das Anwesen von Produzent Dave Fridmann [Fläming Lips, Mercury Rev] zurück. Eine Blockhütte, irgendwo im Nirgendwo, zwei Stunden nördlich von Buffalo. „Da kannst du nichts anderes tun als morgens aufstehen, bis nachts arbeiten und am nächsten Morgen weitermachen.“ Dann kam der Lagerkoller: Der neue Drummer Jeff Conrad [sein Vorgänger Jason Schwartzman, ein Neffe von Francis Ford Coppola, hatte im August 2003 seinen Ausstieg erklärt, um sich nach seiner umjubelten Hauptrolle in „Rushmore“ verstärkt der Schauspielerei zu widmen] verwüstete aus Langeweile die Küche. Gitarrist Darren Robinson befiel rätselhafte Paranoia. Und Bassist Sam Farrar war bereit, den herbeigeorderten Klavierstimmer umzubringen, als der ihm morgens den Schlaf raubte. „Es tobte der komplette Irrsinn“, erzählt Greenwald. „Wir konnten nicht länger als zwei Wochen am Stück in dieser Einöde arbeiten, sonst wären wir durchgedreht.“

Nach drei Sessions mit jeweils einer Woche Auszeit dazwischen kehrte die Band mit elf Songs nach L.A. zurück – zermürbt, aber zufrieden. Beides hört man dem Album an. Statt gefälligem Gitarren-Pop klingt der neue Longplayer chaotisch, zerfahren und ziemlich krachig. Als wäre eine komplett andere Band am Werk. „Hat sich halt so ergeben“, grinst Greenwald. „Wir haben uns richtig in den Arsch getreten. Und das hört ihr jetzt. Die Scheibe mag seltsam klingen, aber das ist anfangs bei allen großen Platten so. “ Gesundes Selbstbewusstsein hat ja auch noch niemandem geschadet.