Die 50 Songs des Jahres


Das sind die, die 2007 in geschmackssicheren Haushalten rund um die Uhr rotierten und das bitteschön noch mindestens bis zum 31.12. tun! Allerdings: Einen Song des Jahres gibt es nicht, die Reihenfolge ist eher zufällig. Hier ist jeder der Song des Jahres und einer ist besser als der andere!

1 Interpol „Pioneer To The Falls“ Allerdings: Wenn man davon ausgeht, dass Erhabenheit und Anmut zu den größten Zierden der Kunst überhaupt gehören, dann ist dieser Monolith der New Yorker Sturköpfe eben doch: der Song des Jahres!

2 Babyshambles“Delivery“ Der 2:40-Minuten Beweis, so ruppig wie lieblich präsentiert: Pete ist ein Popsongwritergenie, auch wenn er hier (und da) klaut wie ein Rabe. Zum Beispiel bei den Kinks und der Spencer Davis Group.

3 Bloc Party „The Prayer“ Die Bassdrum, die Handclaps, der raunende Chor, die erste Strophe wie ein Introfür die (Ausgeh-)Nacht der Nächte. Und da hat „The Prayer“ (sie!) seinen hymnischen Refrain noch gar nicht erreicht…

4 Foo Fighters „The Pretender“ Nach so einem Teil schlecken sich alle Alternativrocker die Finger: perfekte Dramaturgie, 100 Prozent Inbrunst und im Refrain der eine kleine Ausfallschritt.

5 Arcade Fire „Intervention“ Sakralkritik mit einer Kirchenorgel zu vertonen sollte alleine schon für einen Platz in dieser Liste sorgen. Aber die Kanadier gehen auf Nummer sicher und packen auch noch eine dicke Portion Gänsehaut obendrauf

6 Arctic Monkeys „Brianstorm“ Man stelle sich vor: Rage Against The Machine hätten auch noch ein Händchen für Melodien gehabt. Ihnen wären vielleicht Indierock-Rodeos gelungen wie „Brianstorm“ eines ist.

7 Mika „Grace Kelly“ Nicht, hüstel, unumstritten, das neue britische Popwunderkind. Aber mehr Pop geht einfach nicht …außer vielleicht bei:

8 Justice „D.A.N.C.E.“ Mehr Pop geht aber nun wirklich einfach nicht: Jackson-5-Gesang, Discostrings, Grand Piano, Funkbass, Knack… Menno, immer muss man soviel aufzählen bei Justice!

9 Die Ärzte „Junge“ Klar, just another Farin-Urlaub-Standard. Erst Countrypop mit Betonung auf den letzten drei Buchstaben, dann Trademark-Brecher. Und auch inhaltlich setzen sich Die Ärzte wohl eher mit der vorvorletzten Elterngeneration auseinander. Aber eben: Brecher. Und lustig!

10 Amy Winehouse „Rehab“ A Design For Life: Ob Frau Winehouse beim Verfassen dieses Songs schon schwante, was die Mehrheit der es nur gutmeinenden Menschheit ihr zum Jahresende wünschen würde?

11 Maximo Park „Books From Boxes“ Interessanter gestrickt und auch emphatischer: die Vorab-Single“Our Velocity“, keine Frage. Aber dieser Johnny-Marr-Gedächtnismelodie war nunmal so gar nicht auszukommen.

12 Die Türen „Indie Stadt“ Auf den Song hat „Indie“ vermutlich noch gewartet, bevor es sich bis zum nächsten Revival verkrümelt. Mögen diese Typen das coole Getue ihrer Kundschaft noch so ironisch brechen, spätestens beim Refrain recken alle die Fäuste. Ja, genau der Refrain, der bei Moroders’84er-Olympiahymne „Reach Out“ geklaut wurde.

13 Kate Nash „Foundations“ Super Song, super Text: ein Beziehungskampf, allseits betanzt. Kein Spaß! Und doch Spaß! Pop kann soviel, wenn eine wie Kate die Sache in die Hand nimmt.

14 Tocotronic „Kapitulation“ Die bildungsbürgerliche Hymne des Jahres. Im Untergang sind wir eins. Und auch die Fauna macht mit und verabschiedet sich erstmal aus Dirk von Lowtzows Metaphernschatz.

15 Klaxons „Golden Skans“ Über den Hype „New Rave“ kann man streiten, oder es lassen. Über einen perfekten Popsong wie „Golden Skans“ hingegen nicht.auch wenn der sogar nicht ravet.

16 Modest Mouse“Dashboard“ Zeitweilig grantelt das Album der maßvollen Mäuse ja ganz schön drauflos, trotz Johnny-Marr-Gitarreneinspritzung. Die Single hingegen ist, obwohl am Rande des Überarrangements, vielleicht der verlässlichste Indiediscohit des Jahres. Offbeat und durch!

17 Editors „Smokers Outside The Hospital Doors“ Natürlich hatte man das Schema der Editors schon beim ersten Album durchschaut: Pathos und Piano und irgendwann dann diese Sirenengitarren. Aber was macht dieser Song: Pathos! Piano! Und dann diese wunderschönen Sirenengitarren!

18 Chikinki „You Said“ Auf ihrem Debüt noch die etwas außergewöhnlichere Indiegitarren-(vor-allem-weil-viel-Synhesizer-) Kapelle, doch dann wurden auch die Jungs aus Bristol arg stromlinienförmig. Allerdings rutschte ihnen dabei auch dieser Clubhit raus, der nirgendwo lange unbetanzt bleibt.

19 Midnight juggernauts „lnto the Galaxy“ In Deutschland leider immer noch schwer zu kriegen: Dieser feiste ELO-Elektropop-Bastard(nein, nix Bastardpop!) aus Australien. Wir harren der Dinge (Album soll folgen -und bitte noch mindestens fünf weitere Hits wie dieser!).

20 Feist „1,2,3,4“ Ein Kinderlied und ein Popsymphoniechen und ein Sonntagnachmittagsgospel und ein Nachbarschaftsfest in einem Song! Wie macht sie das nur?

21 The Fratellis“Flathead“ Natürlich enthält ihr Album noch mindestens sechs, sieben, acht Klopfer von der Qualität, die einen dazu bringt, dass man am nächsten Morgen sagt: Mein Gott, was haben wir gestern nur getrieben? Wir tippen mal: gegrölt, getrunken, gefeiert. Am besten eben zu „Flathead“:“Sara-Sap-ßara-fia-fio-Baro-Bap-Bara-Ro-Ra-Ra… !“

22 Simian Mobile Disco „It’s The Beat“ Nun, das stimmt so nicht ganz. Es ist dieses Morsepiepsen, das sich in die Hirnwindungen frisst. Und die ganzen Star-WarsNoises. Und der satteste Synthesizer seit ca. „Hey Boy Hey Girl“. Und ja, es ist schon auch der Beat.

23 Snow Patrol „Shut Your Eyes“ Wir halten uns ansonsten mit der Berichterstattung über Snow Patrol zurück, weil es ganz sicher spannendere Gitarrenpopkapellen zwischen zwei Coldplay-Alben gibt. Doch dieser Song trägt einen auch ungefragt weg.

24 The Blood Arm „Suspicious Charakter“ Und wo wir doch beim Thema sind: Vielleicht DER Indiediscohit des Jahres von unserer „Platte des Monats“ im schwächelnden Januar 07. Aber der Hit muss mit!

25 The Shins „Phantom Limb“ Ehrlich,zum Einstieg in die Top 50 der Alben hat es nur ganz knapp nicht gereicht für The Shins. Hätten jedoch alle Songs so weit in den Himmel hinaufgereicht wie „Phantom Limb“, wincing the Night away stünde dort auf Platz 10… oder 9… oder…

26 The Pigeon Detectives „l’m Not Sorry“

Mit ihrem kommenden Album will die Detektei den Beatles bereits auf gleicher Augenhöhe begegnen. Den berechtigten Grundstein für diesen Größenwahn legten sie bereits in diesem Jahr mit einem Biest an Catchyness.

27 M.I.A. „Paper Planes“ So kann es gehen in Zeiten des demokratischen Downloads: Die Hörer küren sich ihre Single selbst. Nicht von ungefähr ganz vorne in den Ladelisten einschlägiger Anbieter: Das Ding mit der Pistole.

28 The View „Wasted Little DJs“ Schon wieder so Grünschnäbel, die meinen, die Hits gerade so aus dem Ärmel schütteln zu können. Und damit auch noch Recht haben! Da müssen sich die Kooks gut was überlegen für ihr zweites Album.

29 Band Of Horses“ls There A Ghost“ Ein Song, der mit gerade mal 14 Wörtern auskommt und einen dennoch mit einer Ausdruckskraft an die Wand klatscht, dass es einem, genau, die Sprache verschlägt.

30 Jack Penate „Spit At Stars“ Instanthit, auch wenn das Albumdebüt nicht komplett zünden wollte. Ein Treffer direkt zwischen den Augen von Elvis Costello, The Knack und… an. Shakin Stevens. Los, twisten!

31 Kanye West „Stronger“ Hat seine Ohren eben überall, der Mann. Also sampelte er Daft Punk (die unter den US-HipHoppern vermutlich sonst kaum einer kennt und ließ deren „Harder. Better. Faster, Stronger“ fast ungebrochen als Hitrecycle durchlaufen (eben so, wie es Daft Punk immer machen). Und höre da: Es funktioniert.

32 Queens Of The Stone Age „Make It With Chu“ Das wurde aber echt mal Zeit: endlich kam der bluesrockende Live-Favont auch zu Tonträgerehren. So lässt sich’s in Würde und ohne die edge zu verlieren altern.

33 Prinzhorn DanceSchool „Crackerjack Docker“ Schonungsloser Minimalismus, der mit ein paar Tonspuren mehr das Zeug zum Charterfolg hätte.

34 The Wombats „Kill The Director Steht hier repräsentativ für ein kunterbuntes Album (sieheTop 50), aus dem sich auch mindestens „Backfire At The Disco“ und „Let’s Dance To Joy Division“ hätten platzieren können.

35 Voxtrot „Trouble“ Auch wenn ihr Album in seiner Gesamtheit die Anfangseuphorie vielleicht nicht am brennen halten konnte – Dank einzelner Hits wie diesem Harmonierausch hat sich die Band schon gelohnt.

36 Tele „Mario“ Klug ohne schlaumeierisch, gefällig ohne glatt zu sein-nur ihre Sprache verrät die Herkunft. Ein Popsong von universeller Gültigkeit, der problemlos auch auf Englisch zum Hit werden würde.

37 LCD Soundsystem „North American Scum“ Davon war nun wirklich nicht auszugehen, dass James Murphy der übergroßen Erwartungshaltung nach seinem Debüt gerecht werden würde. Und dann wird er’s trotzdem. Der Teufel.

38 Mason vs Princess Superstar „Perfect Exceeder“ Wer sich so tief i

n die 80er hineinwagt, muss belohnt werden. Eine unwiderstehliche Wuchtbrumme, deren einzelne Bestandteile zwar wohl ungenießbar wären, als Gesamterlebnis einem aber wie eine abrissbirnenartige Discokugel den Schalter raushauen.

39 1990s „You’re Supposed To Be My Friend“ Die Unbekümmertheit von Supergrass, die Cleverness von Pulp und die Zähne von Freddie Mercury: das ist sie. die Britpop-Classof’07.

40 The Hives „Tick Tick Boom“ Was haben die Turboschweden eigentlich in den letzten drei Jahren gemacht? Mal wieder ein unwiderstehliches Riff ausgebrütet, das auch nach zu erwartender Dauerbeschallung in den Clubs noch zünden wird

41 Bonde De Role „Solta O Frango“ Bailefunk+ lndierock „the ultimate, stupid party. it’s not music which is there to make you want to break something“. belehrt uns Marina. Sängerin des brasilianischen Trios.

42 Gallows „Abandon Ship“ Frank Carter, ganzkörpertätowierte, blut schwitzende, unangefochtene Rampensau of the year, macht den in den USA längst für gebrochene Knochen garantierenden Hardcore in „salonfähig“ Und es gibt, wie hier, auch richtige Hooks!

43 Tomboy „Flamingo“ Der Schlagzeuger der dänischen Soundavantgardisten WhoMadeWho auf Solopfaden: ein sich an Coolness auf der höchsten Höhe derzeit befindendes Stück Elektropop hat er uns mitgebracht von seinem Himmelsritt.

44 Yeah Yeah Yeahs „Down Boy“ Gewohnt verführerischer Gesang von Karen 0, feenhafte Synthieflächen und inmitten dieses elegischen Pops ein Refrain, der in seiner unerwarteten Schroffheit Erinnerungen an Radioheads „Creep“ schürt.

45 Priestbird „Season Of The Sun“ Pink Floyd und Kyuss und Led Zeppelin und Dinosaurjr. und Queen und Screaming Trees und gut is‘. Sehr gut sogar.

46 Dan Le Sac feat. Scroopious Pip „Thou Shalt Always Kill“ Ein Ratgeberfüralle Lebenslagen mit immensem NamedroppingvonEssex’sFinest. MCScroopious Pimp, unterlegt von einem Beat, der LCD Soundsystems“LosingMy Edge“ alle Ehre erweist.

47 Yeasayer „2o8o Was ist da nur in Brooklyn los? Das wird doch nicht etwa zum nächsten „Brennpunkt“ auf der Musiklandkarte werden? Zumindest kam nach TV On The Radio nun schon wieder so ein grenzgenialer Typ um die Ecke, für den Indiepop und WorldBeat keine Gegensätze darstellen.

48 Kylie Minogue „2 Hearts“ Die Wandlungsfahigkeit einer Madonna wird die kleine Australierin zwar nie erreichen, und doch ist sie nicht nur schön anzuschauen. Die erste Single von x ist und bleibt eine kleine Glampopbombe.

49 Groove Armada „Song 4 Mutya“ Es gibt so Stücke, deren weltweiter Nummer-1-Erfolg einfach so klar auf der Hand liegt, dass sie gar nicht mehr gekauft werden müssen. Das hatte der ganz, ganz große Sommerhit werden können. Aber bitte, wer nicht will,der hat schon.

50 Locas In Love „Sachen“ Mit ihrer fast Alter-Ego-Band Karpatenhund und deren TV-Hit „Gegen den Rest“ errang die Kölner Indie-Institution 2007 endlich die ihnen längst gebührende Aufmerksamkeit. Nur: „Sachen“ war einfach der bessere Song.

Außer Konkurrenz: The Simpsons/ Hans Zimmer „Spider Pig“

KANN MAN AM ENDE DES JAHRES NICHT MEHR HÖREN:

1 Kaiser Chiefs „Ruby Welcher Song sollte hier sonst ganz oben stehen? Oans.zwoa, gsuffa! Die Kaisers degradieren sich selbst zum One-Hit-Wonder.

2 Rihanna „Umbrella“ Vielleicht nicht ganz das neue „Crazy“, aber unbestritten der Konsenspophit des Jahres 2007. Und da soll er aber bitte auch schön bleiben.

3 Rooney „When Did Your Heart Go Missing?“ … schließlich mussten auch in diesem Jahr die Formatradios, die Semisonics „Closing Time“ und Phantom Planets „California“ endgültig nicht mehr spielen wollten, bestückt werden.

4 Mika „Relax, Take It Easy“ Keiner trifft so mühelos diese Töne, keiner hat so ein gutes Händchen für Harmonien und keiner geht einem trotzdem auch mal so schnell auf denS… enkel.

5 Gym Class Heroes „Cupid’s Chokehold“ (Breakfast in America) Okay, die Sache mit dem Supertramp-Sample hatte ihren Charme. Aber wie lange unterhält das denn: Charme?

6 Avril Lavigne „Girlfriend“ Eine Haupteigenschaft von Kaugummi ist sein unaufgefordertes Klebenbleiben: und so ist auch dieser Bubblegum-Teenpop nur schwer wieder aus dem Gehörgang zu putzen. Schlimmster Ohrwurm 2007!

7 Fall Out Boy „This Ain’t A Scene, It’s An Arms Race“ Lustig: Boygroup-Discostrophe, die ein Skatepunkrefrain beiseite schiebt und dazu ein Text von Emos, der Möchtegern-Emos das Fürchten lehrt. Aber irgendwann ist der Witz eben erzählt.

8 The Pierces „Boring“ Zunächst als lang vermisstes Bindeglied zwischen CocoRosie und Britney verkauft. Am Anfang lecker lasziv, dann nur noch: siehe Songtitel.

9 Peter Björn &John „Young Folks“ Wie oft lässt sich ein Song eigentlich gewinnbringend wiederveröffentlichen?

10 Bob Dylan „Likely You Will Go Your Way (& l’ll Co Mine)“ (Mark Ronson Remix)“ Geriet bei JXL und Elvis schon daneben und hieltauch hier nicht lange durch: Manche Songs SIND EINFACH ABGESCHLOSSEN!