Mary J.Blige: München, Colosseum


Das Konzert der Soul-HipHop-Oueen hinterließ bleibende Eindrücke was jedoch weniger an ihr als vielmehr am schlicht katastrophalen Sound lag.

Für Black Music gilt die Devise bekanntlich im Besonderen: Es muss grooven, sonst isses für’n Arsch. Und sorry, es groovt nicht. Nicht die Spur. Dabei haben sie eines der fettesten Mischpulte ins Colosseum gewuchtet, die du für Geld überhaupt kriegen kannst, das jedoch, weil offensichtlich fest in Stümperhänden, soundtechnischen Monstermüll vom Allerfeinsten fabriziert. Aber wer wollte schon ernsthaft maulen wollen, wenn einem das Ticket an der Abendkasse für gerade mal 37 Euro ja gewissermaßen hinterhergeschmissen worden ist? Eben. So ist am Merchandising-Stand locker noch ein Billigshirt für 30 Euro aufwärts drin. Oder darf’s vielleicht ein großformatiges Programmheft mit vielen schönen bunten Bildchen für 15 Euro sein? Wie, du bist wegen der Musik hier? Tja dann – Pech gehabt. Nicht, dass sich Mary J. und ihr Team nicht nach Kräften mühen würden! Die 31-jährige R&B-HipHop-Soul-Diva aus der New Yorker Bronx ist sehrwohl personifizierte Leidenschaft, lotet vermutlich – bei diesem undifferenzierten Radau lässt sich das nämlich nur schwer ausmachen – sämtliche Phrasierungstiefen ihrer auf Platte durchaus beeindruckenden Stimme aus, dabei leider oft umschwirrt von vier nervigen Revuedancers. Und auch ihre Band, über weite Strecken verdammt zur Arbeit im Halbdunkel, müht sich augenscheinlich redlich-routiniert auf der vergeblichen Suche nach dem transparenten Kick-Ass-Brett-Beat. Aber selbst als alle vier (!) Keyboarder gleichzeitig in die Tasten langen – es will nicht grooven. Nicht die Burg. Weil die P.A. sogar bei den balladeskeren Titeln nur undifferenzierten Radau-Trash spuckt. „Wenn der Sound nicht so mies war, war’s bestimmt gut“, orakelt eine lederbehoste Venus völlig zu Recht, die Blonde daneben schiebt ihrem Lover auf der Suche nach alternativen Freuden wieder die Zunge ins Ohr. Überhaupt die Pärchen, die haben’s gut, können sich still mit sich selbst beschäftigen und verpassen trotzdem nichts, von der leckeren Lightshow mal abgesehen. So warten sie heftigst ineinander verknotet einträchtig auf Frau Bliges erste Top-Ten-Single in Deutschland. Sie müssen ziemlich lange warten, „Family Affair“ gibt’s erst als Zugabe. O Wunder, jetzt, nach knapp anderthalb Stunden, groovt’s plötzlich doch noch. Jetzt, wo alles schon wieder vorbei ist. Am Tag danach wird „Bayern 3“ eine Live-Kurzreview über das ausverkaufte Blige-Konzert (2500 Zahlende) samt verheerend entlarvender Soundschnipsel senden und es doch allen Ernstes als „großartige Geschichte“ über den grünen Klee loben. Gute Besserung.

www.maryjblige.com