Massive Attack


Einst waren Massive Attack ein pures Studioprojekt, das Steckenpferd von drei Studiobastlern aus der HipHop-Szene von Bristol. Musiker, die nie vorhatten, je auf eine Bühne zu klettern. Dann kam alles anders: Mit dem durchschlagenden Erfolg des Album-Debüts „Blue Lines“ kam der Druck, live aufzutreten. Zuerst tat man dies nur zögerlich und versuchte mit allerhand Show-Gimmicks von der Tatsache abzulenken, daß außer den Stimmen praktisch alles aus der Konserve kam. Fans wie Kritiker waren sich aber einig, daß die Show dennoch eine erstaunlich hypnotische Wirkung ausstrahlte. Die Band selber aber war aus gutem Grund unzufrieden. „Es dürfen keine ständigen Wiederholungen auftreten. Das Ganze muß spannend bleiben“, erklärt Massive Attacks 3D heute – schwierig, wenn die Tapes mit der Präzision einer Kuckucksuhr anlaufen und stoppen. Deshalb wurden immer mehr Live-Elemente in die Show eingearbeitet. 3D:“Je länger wir Musik machten, desto mehr hatten wir das Bedürfnis, mit organischen Instrumenten zu arbeiten, die Klänge und Stimmungen der Platten organisch wiederzugeben und auszuloten.“Schlagzeug und Bass, aber auch die gute alte Gitarre rückten vermehrt in den Vordergrund. Die dadurch gesammelten Erfahrungen kamen dem neuen Album „Mezzanine“ zugute, das sich schon vom dunkleren, härteren Sound her besser für die Bühne eignet als die Kammermusik der beiden Vorgänger-LPs. Inspiration, vor allem was die Live-Performance angeht, ist für 3D bis heute die New Wave: „Wir fingen zwar damals alle beim Punk an, aber bis heute stehe ich auf New Wave-Platten wie die von Wire, der Gang of Four oder der Pop Group. Die New Wave ist ein großes Reservoir von Ideen.“ Während Daddy G., 3D und Mushroom auf CD den Kern der Attacke bilden, übernimmt live auch Gitarrist Angelo Bruschini eine wichtige Rolle. Ebenfalls wieder mit dabei sind die Voices Horace Andy und Deborah Miller. Letztere singt Songs wie „Unfinished Sympathy“. Neu im Tourtross ist die Sängerin Sara Jay. Fallen die Konzerte in dieser Besetzung auch nur annähernd so gut aus wie die neue LP, dann werden Massive Attack zu einem Live-Höhepunkt des Jahres.