Michael Azerrad – Nirvana – Come As You Are: Die wahre Kurt Cobain-Story


Seit dem 8. April 1994, als der Selbstmord des Nirvana-Kopfes die Schlagzeilen erreichte, haben „Kurt Cobain-Stories“ in Buchform Hochkonjunktur. Keine einzige dieser mehr oder weniger im Schnellschußverfahren entstandenen Biographien erreichte die Ausdruckskraft und emotionale Tiefenschärfe, mit der Michael Azerrad das Phänomen Cobain noch zu dessen Lebzeiten beschrieb. Ab Februar 1993 hatte ‚Rolling Stone‘-Redakteur Azerrad die Gelegenheit, nächtelange Interviews mit Cobain zu führen, deren Offenheit ihn selbst erstaunten. So entstand eine der wenigen autorisierten Rock-Biographien, die nicht mit demütigem Unterwürfigkeitsgestus die Heldentaten ihrer Geldgeber besingen, sondern sich — bei aller Bewunderung — ihrem Gegenstand differenziert und mit kritischer Distanz nähern. So entstand nicht nur ein Buch über einen großen Künstler, eine große, seltsame Liebe und die „Punk Rock-Band, die den Mainstream-Jackpot geknackt hatte“, sondern auch ein Buch, das eine der Hauptströmungen des Zeitgeistes der 90er so dokumentiert, wie es seinerzeit die besten Rock-Biographien mit dem Lebensgefühl der 70er vorgemacht haben. Für die 90er steht ‚Come As You Are“ damit noch völlig allein aufweiter Flur. Dabei arbeitet Azerrad vor allem einen charakteristischen Unterschied zwischen den Epochen heraus: Für ihn war Kurt Cobain nicht das „Sprachrohr einer Generation“, wie das vielleicht für Dylan in den frühen 60ern gegolten hat, denn er „lieferte keine Antworten, er stellte nicht einmal wirklich Fragen. Er brach in Wehklagen aus und verstummte in negativer Ekstase“.