Mick Jones


Als ein Scharfrichter wollte sich Foreigners Mastermind eigentlich nicht aufspielen. Trotzdem: Einige Haare in der Suppe seiner Kollegen konnte er einfach nicht übersehen. Vielleicht lag's ja nur daran, daß Mick, inzwischen mit einem stattlichen Bäuchlein gesegnet, an diesem Tag partout abspekken wollte und deshalb etwas gereizt war.

Ric Ocasek: „Rockaway“

„Klingt wie die Cars auf einem schlechten Acid-Trip. Der Song wimmelt nur so von Klischees und Belanglosigkeiten. Falls es wirklich die Cars oder einer von ihnen sein sollte, kann ich nur sagen: Laß den Krampf und bring stattdessen die alte Band wieder an einen Tisch. Denn die war damals eine Klasse für sich, vielleicht sogar eine der besten Bands, die je aus Amerika kam.“

Lynyrd Skynyrd ’91: „Smokestack Lightning“

„In dem Moment, wo dieses typische Honky Tonk-Piano einsetzt, bin ich sofort im Bild: Da klimpert Billy Powell von Lynyrd Skynyrd auf den Tasten. Wenn der neue Sänger nicht wäre, würde ich sogar drauf tippen, daß hier die Original-Besetzung am Werk ist. Obwohl sich der Song im Vergleich zu früheren relativ zahm und harmlos anläßt, denn zu ihrer Zeit waren sie wahre Tiere — im Studio und auf der Bühne.“

Bee Gees: „The Only Love“

„Robin Gibbs Stimme erkennt ja selbst einer, der auf beiden Ohren fast taub ist. Dieser glockenklare Hochtöner sticht noch aus der billigsten Komposition heraus. Ansonsten habe ich aber den Eindruck, daß die Bee Gees auch mit dieser Nummer vergeblich gegen den langen Schatten ihrer .Saturday Night Fever‘-Vergangenheit anrennen. Scheint mir so, als litten sie immer noch unter musikalischem Hangover und kopierten sich deshalb permanent selbst.“

Van Morrison & The Chieftains: „I Can’t Stop Loving You“

„Van Morrison? Ich hatte ihm alles zugetraut, nur nicht daß er sich ausgerechnet an diesem Country-Oldie vergreift. Andererseits: Wenn man sich erst mal eingehört hat, entwickelt diese Cover-Version, vor allem aus dem Gegensatz zwischen Vans eigenwilligem Gesang und dem ungewohnten Country-Feeling, durchaus ihren Reiz.“

Roxette: „Fading Like A Flower“

„Ich wußte gar nicht, daß ABBA noch immer existieren. Im Ernst, was mir die Beatles in den 60er Jahren bedeuteten, bedeuteten mir, wenn auch nicht ganz so konkurrenzlos, ABBA in den 70em. In punkto Produktion und Sound haben sie der Popwelt völlig neue Perspektiven eröffnet. Die letzte Roxette-Single. ,It Must Have Been Love‘ hieß sie wohl, fand ich noch recht eigenständig und gelungen, doch dieser Song ist schon eine unverschämte ABBA-Kopie.“

Scorpions: „Send Me Angel“

„MTV dudelt ,Wind Of Change‘ momentan rauf und runter. Kein Wunder, daß die Scorpions nun gleich wieder eine Ballade nachschieben, obwohl von ihrem Image als Hardrocker allmählich der Lack abblättert. Zudem fehlt der neuen Nummer einfach das letzte Quentchen Pfiff, das die vorherige durchaus auszeichnete. Der Song ist mir einfach zu plan.“

Terrell: „Shoutin Ground“

.Allein das Intro ist schon eine Frechheit. Da hat offensichtlich einer Aerosmith falsch verstanden. Aus geklauten Zitaten wird halt kein eigener Song. So sehr ich mich darüber freue, daß gerade junge Bands den guten, alten Rock für sich entdecken, um so gereizter reagiere ich inzwischen, wenn letztlich nur eine Zitaten-Sammlung wie hier dabei rauskommt.“

Yello: „Rubberbandman“

„Klingt wie eine Collage aus Louis Armstrong, Dr. John und New Orleans. Sagt mir aber trotzdem nichts. Ich bin persönlich auf einem völlig anderen Trip und kann deshalb diesem im Reagenzglas gezüchteten Techno-Pop nicht die Bohne abgewinnen. Für meinen Geschmack müssen halt gleich zu Beginn knackige Gitarren kommen, sonst fährt der Zug in die falsche Richtung. Mit diesem ganzen Techno-Pop kannst du mich jagen.“

Rausch: „Irish Stew“

„Erinnert mich stark an eine amerikanische Band namens Dear Mr. President, die ich vor Jahren mal produziert habe. Allerdings klingt dieser Song hier weit wirrer, so als ob sie den schrägen Rock ihrer Gitarren ständig in psychedelische Nebel hüllen wollten. Trotzdem ein interessantes Experiment, das mir durchaus gefällt.“