Monatlicher Rechenschafts Bericht


Wie heißt’s doch so schön: „Wunder gibt es immer wieder…“ In der Tat! Die beständigste Institutton in Sachen Black-Pop hat Nieder einmal zugeschlagen und nach genialer Verzögerungstaktik die gestrengen M.Ü.V.-Juroren für sich begeistern können. Nur ein knappes Zehntel dahinter staunt eine glückliche Märchenfee namens“ Kate Bush über das bislang meistbeachtete Comeback 1985. Soul par excellence auf dem ehrenvollen dritten Rang: Die britischen Newcomer Simply Red punkteten vor allem durch das wahrhaft bewegende Vokalorgan von Mick Huncknell.

Die Waliser Föhn-Frisuren von Alarm peitschen ihre Gitarren gewohnt rastlos durch die Gegend, während Elektromeister Wolfgang Plez aus Deutschland sein Hongkong Syndikat eher mit Tasteninstrumenten großziehen will. Hart und aggressiv die Waterboys aus Schottland, gleichauf mit dem standhaften Popper-Trio der Thompson Twins. „Down under“ brodelt’s wieder mal mächtig: Australiens INXS landeten mit ihren saftigen Pop/Rock-Riffs genau in der Mitte.

Anschließend mit präzisem 3,00 Schnitt das Dreiergespann Anne Clark (diesmal von John Foxx produziert), Joe Mubare (manche meinen der Tom Waits Deutschlands) und Les Immer Essen (talentierte Brit-Pop-Infizierte aus Köln).

Die geknüppelten Funk-Bombardements der Human Body läuten dann das letzte Drittel ein. Jimi Zhivago läßt subtile Akustik-Gitarrenarrangements und seine lodernden Stimmbänder vibrieren, während der Flügelschlag des Wiener Falken im Monat Drei nach „Amadeus“ bereits zu erlahman beginnt. Der elegische BreitwandePop der Micro-Disney hatte es genauso schwer sich durchzusetzen wie Sexy-Blixas Experimenta! & Krawall-Kompanie der Einstürzenden Neubauten, an denen steh ohnehin seit jeher die Geister scheiden (auch diesmal Wertungen von 1-61).

Schlußlicht Be Bop versuchte es mit aufgepeppeltem 50er-Sound, doch wollten die Götter der Musikkritik die jungen Eleven nicht erhören.

Irgendwo in Deutschland hat er seine Zelte aufgeschlagen, abseits der hektischen Metropolen, genauer gesagt: im Studio seines Bruders im Nord-Schwarzwald, um hier an der Verwirklichung seiner musikalischen Ambitionen zu basteln. Dabei hält sich Edo Zanki, der Mann mit Bart und Brille, strikt an die Devise: RUHIG BLUT, so jedenfalls der Titel seines aktuellen Albums. Wie wahr! Sein Blut jedenfalls ist selbst dann nicht in Wallung zu bringen, wenn er sich als MÜV-Gastkritiker mit einem Berg von 13 Cassetten/LPs konfrontiert sieht.

Stevie Wonder: „Man muß ihn wohl oder übel an seinen anderen, teils genialen Alben messen – und da erscheint dieses einigermaßen flach. “ (4) Kate Bush: „Eine herrliche Platte, skurrile Ideen, zwingend gut umgesetzt. Ein sehr individuelles Album einer großen Künstlerin.“ (6) Anne Clark: „Zugegeben eine tolle Songwriterin, die LP aber ist mir persönlich zu schwermütig und Musik findet leider nur am Rande statt. “ (3) Be-Bop: „Ums kurz zu machen: Ich kann an diesem Album nichts finden – mißlungene Gehversuche“

(D Comsat Angels: „Guter britischer Gitarren-Pop; warum sie dafür allerdings drei verschiedene Produzenten gebraucht haben, verstehe ich nicht ganz; klingt alles relativ ähnlich.“ (4) Thompson Twins: „Ein kreatives Trio, hervorragende Songs, ausgezeichnet produziert, macht mir großen Spaß.“ (5) Einstürzende Neubauten: „Live von der Baustelle nebenan – Geräusch-Platte mit pseudo-mystischen Lyrics.“ (1) Falco: „Ich habe mich redlich bemüht, muß aber dennoch zugeben, daß ich ihn nach Anhören dieser Produktion kein bißchen besser finde. Was für ein mäßiger Sänger und Künstler sich hinter den teilweise sehr gut produzierten Titeln verbirgt, merkt man, wenn er sich an einem Song wie, It ’s All Over Now‘ vergeht. „(2) Hongkong Syndikat: „Matt Bianco, ick hör‘ dir trapsen; aber sehr gut gemacht.“ (4) Joe Mubare: Freunde haben mir schon von ihm berichtet. Leider sind die Stücke nicht besonders, weder vom Gesang noch von der Produktion her. “ (2) Human Body: „Ein stumpfsinniger Mampf, gemischt mit blöder ,/efme-get-you-wet-Anmache. Was passiert eigentlich, wenn ihnen eines Tages ihre Handclaps ausgehen?“ (1) Micro-Disney: „Seicht und von Vor-Vor-Gestem. Oder ich verstehe es einfach nicht…“ (2) The Alarm: „Packend, kraftvoll und eindringlich gesungen und gespielt.“ {5) Auch in den Antworten auf unsere Stichworte hinterläßt Zanki seine ganz persönliche Handschrift…

Haustiere

„Ich habe mich schon immer mit Haustieren umgeben – im Augenblick sind es ein Hund und zwei Kater. Es reizt mich einfach, mit Tieren zusammen zu leben. Wenn man sich nämlich wirklich ernsthaft für den Erhalt der Natur einsetzt, kann der Umgang mit anderen, sogenannten .niederen‘ Kreaturen durchaus lehrreich sein.“

Pop in Deutschland –

„Ich finde es ehrlich gesagt höchst erstaunlich, daß Musiker, die vier oder fünf Alben lang unbeachtet blieben, 1984 und ’85 plötzlich so an die Oberfläche geschwommen sind. Vor allem auch solche, die nicht unbedingt als leicht vermarktbare Abziehbildchen zu verkaufen sind.

Andererseits ist es in meinen Augen verheerend, daß die Plattenfirmen auch daraus wieder eine Welle der .ehrlich schwitzenden Deutschen in karierten Flanell-Hemden‘ machen. Ich glaube, sie sind gerade wieder einmal dabei, die offenkundigen Unterschiede und Einzigartigkeit der jeweiligen Musiker zu vermanschen und einzuebnen. Ein großer Fehler!“

Boris Bumm-Bumm Becker

„Ich finde ihn hinreißend, wie ihn überhaupt alle hinreißend finden. Ich interessiere mich zunehmend mehr für Tennis, wie das überhaupt alle tun. Man kann sich dem Phänomen Becker einfach nicht entziehen. Doch es ist auch entsetzlich, mit ansehen zu müssen, wie hoch diese Sache gespielt wird. Ich jedenfalls möchte nicht in seiner Haut stecken, denn Gnade ihm Gott, wenn er eines Tages einmal nicht das bringt, was wir alle von ihm erwarten. Dann werden ihn alle sogleich in den Keller verbannen.“

Vollbärte

„Da habe ich überhaupt keine Meinung zu. Ich kann mir morgen schon den Bart schneiden lassen und bleibe dennoch der gleiche. Oder ich lasse mir einen fürchterlichen Rausche-Bart wachsen und habe auch damit keinerlei Probleme.“