Monster Magnet – Dopes To Infinity


Es gibt nur sehr wenige zeitgenössische Bands, die Hard Rock so psychedelisch klingen lassen wie Seattles Soundgarden. Zu diesen zählen sicherlich Monster Magnet, die seit 1988 von New York aus ihr hartes Handwerk verrichten. Aber während Chris Cornell und Co. inzwischen zu Superstars aufstiegen, entwickelte sich das Quintett um Sänger und Gitarrist Dave Wyndorf weitgehend unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit weiter. Auch das aktuelle Album wird es schwer haben, sich in den Charts zu behaupten. Zu komplex ist der Sound-Kosmos, in dem sich die Amerikaner bewegen. Denn wie der Vorgänger SUPERJUDGE (1993) schleudert DOPES TO INFINITY den Zuhörer mit Schallgeschwindigkeit in den musikalischen Zeittunnel, zu den unheilvollen Stätten eines Ozzy Osbourne, den asiatisch angehauchten Blues-Akkorden eines Jimmy Page und den grollenden Gitarren des Grunge. Das Ganze in wuchtiger Wall-Of-Sound-Produktion, stilsicher in Szene gesetzt von Alan Moulder, der zuletzt für die Smashing Pumpkins und Nine Inch Nails das Mischpult steuerte. „Wir waren ein Jahr lang ständig auf Tour, konnten kaum an neues Material denken und als alles vorbei war, saß ich in meinem New Yorker Wohnklo mit einer Gitarre, die so groß war wie ein Straßenkreuzer, und sehnte mich nach einem absolut exklusiven Sound-Erlebnis“, so Wyndorf über die Entstehung des vierten Albums von Monster Magnet. Entsprechend hat DOPES TO INFINITY auch schöne Akustik-Verschnaufpausen zu bieten wie ‚Blow Em Off‘ oder Ausflüge an die Hippie-Westcoast (‚Dead Christmas‘). Aber da ist der geneigte Zuhörer längst schon ein Außerirdischer, der sich in einer U-Bahn nur 15 Stationen lang verlieben darf, während schleifende Gitarren in explodierende Refrains münden (‚Negasonic Teenage Warhead‘) und gewisse Pilze ihn das TV-Programm vergessen lassen (‚All Friends And Kingdom Come‘). Und wenn „lodernde Sonnen alle Götter und Punks aufsaugen“ (‚King Of Mars‘), deine Mutter mit einem fremden Mann durchgebrannt ist (‚I Control‘) und der Berg dreimal ruft, dann solltest du das Raumschiff betreten, das vor deinem Haus wartet (‚Look For Your Orb For A Warning‘) und dich auf den Planeten deiner Wahl bringen lassen. Dort warten dann gute alte Bekannte, die das alles haben kommen sehen (‚Dopes To Infinity‘). Zugegeben, Dave Wyndorf, der bis auf einen alle Songs geschrieben hat, für alle Texte verantwortlich zeichnet und auch Co-Produzent ist, übertreibt es manchmal mit seiner messianisch mystischen Auserwählten-Haltung, die sich durch fast alle Stücke zieht („We can piss on a fake revolution, God is telling me how“ aus ‚I Control‘)- Dem faszinierend exzentrischen Gesamtbild tut dies jedoch nicht den geringsten Abbruch. Wie heißt es da so bildhaft im Info der Plattenfirma: „Die Revolution wird nicht im Fernsehen stattfinden, aber zu hören sein: in aufgemotzten Angeberautos und Raumschiffen. Es wird der Sound von Dinosauriern sein, die die Hauptstraße entlangkommen, geritten von Vampiren des Atomzeitarters.“ Monster Magnet werden dabei sein, daran besteht nicht der geringste Zweifel.