Musiker Macken


Nach Stephan Remmler versucht sich jetzt Peter Behrens an einer eigenen Platte. Auf "Stunden der Einsamkeit" singt der früher stets stumme Trio-Trommler sogar selbst! Für ME/Sounds blickt er in die Abgründe von Musiker-Existenzen.

Schon vor Jahren machte ich mir Gedanken über die Macken der Musiker. Auch darüber, warum denn nun ein Schlagzeuger ein Schlagzeuger geworden ist. Warum wird einer Bassist, was hat er für Macken? Warum sind Keyboarder so rätselhafte Wesen?

Will man diese höllischen Abgründe erforschen, dann muß man weit zurückgehen. Zum Beispiel zu den Schuljahren. Schlagzeuger werden meistens mit Ohrfeigen groß. Noch heute habe ich die Eselsmütze, die mir mein Klasserlehrer zum Schulabschluß schenkte, im Schrank. Bassisten sind meistens fett und groß. Im Sportunterricht hängen sie wie nasse Säcke am Klettertau. Gitarristen haben meist homosexuelle Neigungen. Keyboarder sind schon vom Elternhaus her verwöhnt und gehätschelt. Sie sind leicht feminin. Jeder Lehrer mag sie, weil sie immer so schlau nicken. Nun, schulmäßig kommt man also bei diesem schwierigen Thema kaum voran. Man muß sich Eltern und Familie einmal genauer ansehen. Schlagzeuger kommen meistens aus Großfamilien, mindestens drei Kinder. Sie haben jüngere und ältere Geschwister. Gitarristen haben meistens eine ältere Schwester. Das ist logisch. Ein Gitarrist ist Frontmann, der steht da breitbeinig vorm Publikum und zieht sein Sexualprogramm ab. Er will die Mädchen in der ersten Reihe beeindrucken. Warum? Na, weil ihn seine ältere Schwester immer geschlagen hat. Zuerst war sie der Mittelpunkt und alles hatte seine Ordnung. Dann kommt der Bruder hinterher, den haben die sich dann auch noch alle gewünscht und schon beginnt das Dilemma. Was macht die Schwester, die ihre Felle wegschwimmen sieht? Nun, der verwöhnte Kleine wird von ihr geschubst. Wenn keiner guckt, kneift sie ihn ordentlich, oder sie fährt mit dem Kinderwagen gegen einen Baum. Beliebt ist es auch bei älteren Schwestern den Kinderwagen gleich den Abhang hinunterrollen zu lassen… Da baut sich bei dem Sohn ein Frauenhaß auf. Er hat Komplexe und wird zwangsläufig Musiker. Der Kleine braucht also viel Anerkennung.

Die Bassisten haben meistens jüngere Brüder. Das sind die etwas ruhigeren, coolen Typen. Bassisten sind meistens dick, rund und gefräßig. Manchmal haben die auch jüngere Schwestern. Sie sind der ruhige Pol im Kinderzimmer. Das paart sich gut mit dem Instrument. Es ist wohl der Hand zur Bequemlichkeit, der sie zum Bassisten werden läßt. Gitarristen müssen dagegen viel mehr kämpfen, deshalb haben sie auch zwei Saiten mehr. Keyboarder sind dagegen schwer durchschaubar. Das sind Einzelkinder. Die wachsen dort auf, wo keine anderen Kinder in der Nähe sind. Meist stammen sie aus Beamtenfamilien. Ich geh‘ jetzt mal nur von Männern aus, weil ich bei Frauen eh nicht durchblicke. Also die behüteten Söhnchen werden Keyboarder. Sie kommen aus gehobenem Mittelstand und ihnen wird ein Klavier gekauft, damit sie sich beim Toben im Garten keine Beulen am Kopf holen. Sie werden ins Haus geholt und müssen unter Aufsicht der Eltern in der Wohnstube pausenlos Fingerübungen machen. Daher auch die körperlichen Feinheiten. In der Band fallen die später immer durch ihren höheren Intelligenzquotienten auf. Mit den Nachbarkindern durften die nicht spielen, so werden sie zu klavierspielenden Eierköpfen. Abschließend möchte ich doch noch etwas zu den Dur- und Moil-Typen sagen. Ein Moll-Typ kommt aus ländlicher Gegend — so wie ich. Ein Dur-Typ kommt eher aus der Stadt, aus Metropolen. Ein Moll-Typ ist molliger und bewegt sich langsamer auf der Bühne. Dur-Typen sind dürre und bewegen sich eher hektisch auf der Bühne. Nach diesem Psycho-Spektakel könnte man noch auf die Lebenserwartung einzelner Musiker eingehen. Gitarristen werden nicht alt. Bassisten werden sehr alt. Keyboarder liegen irgendwo dazwischen,— und die Lebenserwartung von Schlagzeugern beobachte ich momentan sorgenvoll und sehr aufmerksam.