Mystery Jets: Kreatives musikalisches Recycling auf der Themse-Insel


Für die Mystery Jets, eine der buntesten neuen Bands aus England, kommt Rock’n’Roll als Mittel zur Rebellion gegen die Eltern nicht in Frage. Wie soll sich Sänger Blaine Harrison glaubwürdig von der Generation seiner Erzeuger abgrenzen, wenn er 70er-Jahre-Prog-Elemente in die Songs einbaut und den eigenen Vater Henry in seiner Band spielen läßt?“ Unsere Plattenfirma hat mit Henry kein Problem“, erzählt Gitarrist Will Rees. „Aber wir hatten mal einen Manager-einen schmierigen Typen mit unglaublich viel Pomade in den Haaren -, der hat uns erklärt, daß es bei Rock um Sex geht: „Ihr könnt unmöglich einen weißhaarigen Mann auf der Bühne haben.“ Wir haben ihn gefeuert. „Die Band von der Themse-Insel Eel Pie Island, auf der vor gut 40 Jahren die Rolling Stones, The Who und Eric Clapton Auftritte in einem glamourösen Hotel gespielt haben, macht selbst kein großes Aufhebens um Henry: Was ein exzellenter Promotion-Gag sein könnte, ist bei den Mystery Jets nur ein unauffälliger Musiker, der bei Konzerten auf der rechten Bühnenseite Background-Vocals singt, Mundorgel, Gitarre und Keyboards spielt. „Er ist einfach älter. Das merkt man immer wieder, wenn er nach Konzerten nicht mit in die Kneipe kommt. Aber unser Verhältnis zu ihm ist cool“, sagt Bassist Kai Fish. „Schimpft er uns? Nein, wir schimpfen ihn, wenn er falsch singt. „Da alle Bandmitglieder an ihrer Stimme gearbeitet haben („Die Stimme ist ein Instrument wie jedes andere- wenn man übt, wird man gut“, so Rees), singt heute bei den zahlreichen mehrstimmigen Gesangsparts nur selten jemand falsch. Überhaupt ist die Band bereits bestens eingespielt, wie sich bei ihrem Berliner Auf tritt im Vorgrogramm der Arcric Monkeys zeigte. Nach einem mutigen Beginn am Anfang stand das ausgedehnte, weitgehend instrumentale Prog-/Krautrock-Inferno „Zootime“, das eindeutig von Henrys King-Crimson- und Pink-Floyd-Platten beeinflußt ist – folgte ein grandioser Popsong auf den nächsten, bis ein Großteil der Gäste vergessen hatte, dem Auftritt einer Vorgruppe beizuwohnen.

Mistery Jets – Making Dens (Soulfood/Indiqo)