Nada Surf, München, Backstage Werk


Always love: Die netten New Yorker lassen sich beim Beliebtheitswettbewerb in München nicht mal von OB Ude die Butter vom Brot nehmen.

Der Typ scheißt sich aber schon gar nichts, wie man in Bayern sagt: Latscht auf die Bühne, stellt sich vor die erregte Menge und erzählt minutenlang einen davon, wie wichtig politisches Engagement und- basically- geil er selbst ist. Und nein, der Typ ist kein Rockstar, schon gar nicht der, der heute Abend hier spielt. Die, die heute hier spielen, stehen am Bühnenrand und fragen sich wohl gerade, was hier eigentlich los ist. In der Pause zwischen den Zugabenblocks von Nada Surf steht da – angekündigt vom Clubbetreiber, der seiner Kulturpolitik offenbar den Erhalt des Backstage verdankt – Oberbürgermeister Ude (SPD) auf der Bühne und ruft die Fans auf (parteineutral, versteht sich), morgen zur Wahl zu gehen. Es ist eine halbwegs bizarre Szene, und man darf spekulieren, wie es der Band nahe gebracht wurde, innerhalb der Grenzen ihres Konzerts eine Polit-Werbepause zuzulassen. Wenigstens schmeißt keiner aus dem Publikum was. Bei jeder Band in jeder Stadt ginge so was wohl nicht so ohne Weiteres ab. Aber München und Nada Surf zusammen, das ist ja fast so niedlich wie Flocke; in a good way.

Das zwingendere Showtalent hat auf jeden Fall der Bürgermeister. Nada-Surf-Frontmann Matt Caws, der mit seinem Karohemd und dem kernigen Zug, der sich in sein weiches Jungengesicht geschlichen hat, ein klein wenig an John Fogerty erinnert (ebenfalls in a good way), hat wenig geredet das Konzert über. Mal ein schüchternes Grinsen hier, eine einsilbige Ansage da, eine begeistert befolgte Mitsing-Aufforderung bei „Weightless“; dazu die altbekannten Dreadlockschwingereien (die Dingerwerden immer noch länger!) von Bassist Daniel Lorca und die druckvolle Schlagzeug-Arbeit des scheints vierarmigen Ira Elliot-mehr Schau wert brauchen Nada Surf nicht in diesem Raum, der bis obenhin mit Liebe gefüllt ist. Den Rest erledigt ihr nach gerade unverschämt hitträchtiges Set, das sich aus mittlerweile fünf Alben speist und Schwächen allenfalls da aufweist, wo Liebgewonnenes (wo ist „Hyperspace“?) fehlt, weil es mittlerweile neuen Schönheiten weichen musste. Gut, über „Popular“ hat man sich mehr gefreut, als es noch ein „selten gespielter Song“ war. Aber nachdem Auftritt von Overachiever Ude passte das dann doch ganz gut.

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