Neu und gut: D.D Dumbo


Der australische Songwriter widmet sich „ungewöhnlichen Paarungen“ und meint damit die Sounds, die er in seiner Imagination zusammenfließen lässt: 80s-Pop, Mali-Blues, Kammermusik, Folk und Funk.

Irgendwann musste er einfach mal zu Potte kommen, erzählt D.D Dumbo alias Oliver Hugh Perry im Skype-Gespräch. „Es hat drei Jahre gedauert, dieses Album zu machen. Ich habe die Songs wieder und wieder aufgenommen, in immer neuen Versionen.“ Zur 100-prozentigen Zufriedenheit Perrys fiel das dann immer noch nicht aus, was an einer extrem schwierigen Versuchsanordnung lag. Perry hat eine genaue Vorstellung davon, wie ein Track zu klingen hat, er entwickelt diese Kopfmusik vom ersten Augenblick an. „Der Weg zu einer Musik, die meine Erwartungen erfüllt, hat sehr viel mit Ausprobieren zu tun.“

Wenn man schon so einen extrem breiten Geschmack hat, warum nicht damit arbeiten?

UTOPIA DEFEATED, das Ergebnis dieser Trial-and-Error-Partie, lässt die Mühe kaum erahnen. Wie selbstverständlich kommt da zusammen, was geografisch und pophistorisch so weit auseinander liegt. Die Elemente, mit denen er jongliert, haben eine Geschichte. „Es gab Jahre, da habe ich obsessiv Captain Beefheart gehört. Das hat mich in eine neue Welt katapultiert: der Surrealismus, die Tonlagen und Soundfarben, dagegen klang alles andere superlangweilig.“ Hinzu kommt Perrys Liebe für indische und nordafrikanische Musik (im Tracktitel „Alihukwe“ finden Ali Farka Touré und der tansanische Sänger Hukwe Zawose zusammen) und die glatten Flächen von 80er-Jahre-Pop. Wenn man schon so einen extrem breiten Geschmack hat, warum nicht damit arbeiten?

Mit D.D Dumbos erster EP 2013 schossen die Lobeshymnen bereits ins Kraut, hier wollte so etwas wie ein Pop-Eremit entdeckt werden: ein junger Typ, der in einem 13.000-Einwohnerkaff namens Castlemaine ein Zimmer neben einem Pferdestall besitzt und dort in kompletter Eigenregie werkelt und die Sounds nur so flirren lässt. „Das ist schon mitten im Busch“, sagt Perry. „Ich weiß nicht, wie sehr diese Umgebung meine Musik beeinflusst.“ Vielleicht doch eher seine Texte, durch die hüpfen zwar keine Kängurus, dafür trifft man dort auf Perrys gesammeltes Tierleben: Vögel, Insekten, Fische, Walross, Hund. Sie bevölkern lauter Kurzgeschichten, die über unser Dasein im Hier und Jetzt hinausreichen und mit schweren Fragen jonglieren: Wie gehen wir mit unserem Leben um, wie greift Technik in unsere Zukunft ein? „Es geht schon um Leben und Tod“, sagt Perry, relativiert aber im selben Moment: „die Texte handeln aber nur ganz vage davon. Sie erklären keine komplexen Dinge.“

Leben und Tod sind bei D.D Dumbo Blut und Wasser

In diesen beiden Elementen rauschen seine Erzählungen über instrumentale Stromschnellen, angeführt von einem Sänger, der hin und wieder an Sting erinnert. Oder doch eher Peter Gabriel? Perry ist erst 27, aber er bringt einen gut gefüllten Sack musikalischer Eindrücke mit. Seit 23 Jahren arbeitet er an deren Umsetzung: „Als ich gerade mal vier war, kaufte meine Großmutter Spielzeugkeyboards für mich und meinen Bruder. Ich habe darauf Sounds entdeckt, in die ich mich sofort verliebte.“ Diese Liebe zum Sound möchte Perry nächstes Jahr auch auf einer Tournee weiter gedeihen lassen: „Mir schwebt eine Mischung aus meinen bisherigen Loop-Auftritten und einer Band-Performance vor, die dem Albumsound mit Klarinette, Flöte und Trompete näher kommt.“

Klingt wie: Unknown Mortal Orchestra, Captain Beefheart, tUnE-YArDs

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Dieser Artikel ist in der Dezember-Ausgabe des Musikexpress erschienen. Weitere Themen der Ausgabe findet Ihr hier.