NEWS


Drei gute Gründe, jetzt endlich mit den Witzeleien über Senioren-Sex aufzuhören: Erstens haben amerikanische Wissenschaftler, angegraute Rock-Oldies und die gesamte ME/Sounds-Redaktion herausgefunden, daß Sex mit zunehmenden Alter immer schöner wird, zweitens hat das Ex-Groupie Pamela Des Barres bewiesen, wieviel Geld man mit längst verfaulten Bettgeschichten verdienen kann und drittens Marianne Faithful.

Ein Fotograf war es, der die ansehnliche Mittvierzigerin, die neben ihrer Qualifikation als Jagger-Betthase mit BRO-KEN ENGLISH eine der besten Groupie-LPs der Rockgeschichte besungen hatte, aus ihrer langjährigen Versenkung geholt hat. „Zuerst war ich total dagegen, daß diese Fotos veröffentlicht werden“, gesteht Marianne, direkter Nachkomme des Sexual-Bestsellers Leopold von Sacher-Masoch, „aber dann dachte ich, man muß all diesen glattgestylten Mädchen-Models doch mal zeigen, wie attraktiv eine Frau noch sein kann, die doppelt so viele Jahre auf dem Buckel hat.“

Mit Erfolg: Die Dusch-Fotos erinnerten auch Mariannes frühere Plattenfirma an die Sängerin. Jetzt darf sie Ende November im New Yorker St. Annas-Club zwei Konzerte spielen, die im Frühjahr 1990 als Live-LP veröffentlicht werden. I Also sprach Sushruta vor 3000 Jahren:

„Ein Mensch wird gesund genannt, dessen Verdauung und Stoffwechsel gut arbeiten und dessen Seele, Geist und Sinne sich im Zustand dauerhaften Glücks befinden.“

Verstopfung oder Durchfall hatte der 49jährige Beach Boys-Sänger Mike Love nicht, sehr wohl aber ernsthafte Probleme mit dem seelischen Gleichgewicht. Während der aktuellen Europa-Tournee vom Konzert-Streß an den Rand des Nervenzusam menbruches gebracht, erinnerte sich der geplagte Oldie an einen Tip, den ihm vor Jahren George Harrison gegeben hatte:

„Das ist besser als jeder normale N Doktor. Die Inder wissen schon, wie man Menschen hilft“. Love meint die ru-Alternative zur Schwarzwaldklinik das „Maharishi-Institut für Ayur-Ved“ in Sasbachwalden, wo er sich die vorletzte Ölung verpassen ließ. Bernd Stößer, der behandelnde Therapeuth, erläutert: „Shirodara dient zur Beruhigung des Zentralnervensystems, indem aus einer Kupferkanne ein warmer ölstrahl langsam in ständigem Wechsel über die Stirn geführt wird.“

¿ Öl auf die Wunden aller hehren Idealisten dieser Welt sind dagegen immer wieder Meldungen über jene Pop-Stars, die sich des schnöden Mammons wegen als Promo-Kasperle für Markenartikel verdingen. Aktuelle Schläge auf die Werbetrommel: Dieter Meier (Yello) fliegt nur mit Swissair, Julian Lennon wurde an seine Füßchen nie andere Schuhe als die handgefertigten Jony Lama-Boots aus El Paso lassen, James Blond Wendy wird im Bett zwar zum Transvision Vamp, behält dabei aber ihre Levis Jeans an und Michael Jackson (mitten in der Schlußproduktion seines neuen Doppel-Albums) hat mit dem High Tech-Schuster LA Gear endlich den richtigen Hersteller gefunden, der ihm Moonwalk-feste Latschen baut und dafür auch noch 10 Millionen Dollar rüberschiebt.

¿ Soviel Geld werden die süßen Hitparaden-Häschen, Jive Bunny And The Mastermixers, mit ihren platten Swing-Aufgüssen sicher nie verdienen. Dennoch zeigen die Knaben aus Yorkshire, ohne Bunny-Maske eher herkömmliche britische Milchgesichter, schon jetzt, wie der ideale Pop-Star für die 90er auszusehen hat: Champagner- süchtiger Möchtegern-Rammler mit Stallgeruch und kleinem Bürzel.

w as haben Geld, Comebacks und Babys gemeinsam? Alle vier können kaputte Beziehungen flicken. Müssen aber nicht, wie das Beispiel dieses Traumpaares der Rock-Geschichte beweist: Obwohl Grace Slick und Paul Kantner wieder gemeinsam in ihrem Jefferson Airplane fliegen (Geld, Platte) und Töchterlein China aus dem Gröbsten raus ist, hat das seit mehr als zehn Jahren getrennt lebende Paar auch durch erneute gemeinsame biunden im Studio und auf der Bühne nicht wieder zueinander gefunden. Grace (50), die sich statt dessen mit dem nackten Tatoo-Rükken ihres Gitarristen Jorma Kaukonen ablichten ließ, bedauert: ,Wenn der Faden erst mal gerissen ist, nützt auch dieser ganze Sentimentalitäts-Quatsch nichts mehr.“

¿ Und trotzdem sollte man nie nie sagen. Im März letzten Jahres hatte Tina (Mensch hat die mit 50 noch Beine) Turner vollmundig erklärt, „jetzt nur noch vor der Kamera“ zu arbeiten und „auf keinen Fall mehr live“ zu spielen. Doch trotz des eindeutigen Angebotes an die Film-Produzenten dieser Well bekam sie bislang keine interessante Rolle angeboten. Noch nicht einmal Turner-Fan John Cleese (Foto) sieht eine Monty Python-Verwendung für die Sängerin. Tina ist enttäuscht: „So gut kein Regisseur wie traut sich heutzutage, eine Rolle mit einer schwarzen Frau zu besetzen, wenn es nicht gerade um Streifen wie ,Conan‘ geht.“

Deshalb, und weil Tina mit ihrer eher schwachen neuen LP recht erfolgreich war, spielt sie im Frühjahr 1990 nun doch vier Open Airs in Deutschland. Mit gemischten Gefühlen allerdings: „Ich weiß, wie grausam das Publikum sein kann. Trotzdem werde ich mich letzt eine Show trauen, die meinem Alter entspricht — eher etwas ruhiger und anspruchsvoller. “ Weitere Termine für den 90er Filofox: Anfang Juni spielen die Rolling Stones in deutschen Stadien, zwei Wochen drauf flattert Batboy Prince in den Nachthimmel. ¿ Rot ist dagegen der Himmel für Schrillo-Shiva Nina Hagen:

„Ich wußte schon immer, daß mich die Russen lieben. Aber jetzt, wo sie dieses Wahn sinns-UFO im Park gehabt haben, können sie mich auch richtig verstehen“. Wenn Nina kommenden März nach Gorbi-Land fährt, hat das trotzdem keine außerirdischen Grunde. Gemeinsam mit ihrer Mutter Eva Maria, auf deren Anregung hin sich Nina von Ost-Kollegen Wolf Biermann den „Gorbatshov Rap“ für ihre letzte LP hatte schreiben lassen, tritt sie als Gast-Star beim Internationalen Frauentag in Moskau auf. Die Einladung kam per Eilbrief — unterzeichnet von Raissa Gorbatschowa.

¿ Eine ungewöhnliche Paarung ereignete sich auch im Büro von Peter Maffay, als ein gewisser Wolf Wedding dort seine Text-Manuskripte vorbeibrachte. Hinter dem Pseudonym Wedding, Co-Texter für fünf Songs auf Maffays KEIN WEG ZU WEIT-Album, verbirgt sich kein Geringerer als der Schmalz-Tycoon Roland Kaiser.

¿ Auch geheim: Papst Johannes Paul II ließ sich im Frankfurter Rotlicht-Viertel von seinem Ministranten bei einer ungewohnten Last helfen. Das behaupten zumindest anonyme DJs der Main-Melropole mit dieser geglückten Montage auf dem Cover ihrer LP NEGROSEX.