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Ja, der technische Fortschritt. Hamburger-Schachteln, die in nützliches Bio-Gas zerfallen, ein polnischer Stahlarbeiter überlebt satte 18 Stunden mit einem implantierten Schweineherz – und dann das: Michael Jackson tanzt nach der Pfeife eines jeden kleinen, aknenarbigen Spielcomputer-Süchtigen. Der Atari piepst die Melodie von „Beat It“ oder „Bad“, und Wacko Jackos geschmeidige Tanz-Bewegungen werden vom Joystick totalgesteuert. „Moonwalker“ heißt das neue Computer-Spiel, Michael hat es angeblich selbst mitentwickelt, die Screens zeigen Szenen aus dem „Moonwalker“-Film und dem Video von „Smooth Criminal“. Der Kleine mit den nassen Haaren wird auch bei diesem Versuch, die verlorene Kindheit nachzuholen, nicht leer ausgehen – an jedem verkauften Game-Cartridge verdient er kräftig mit.

In neue Daseinsbereiche wollen auch Bono und The Edge von U2 vordringen – beide zieht’s zum Film. Edge: „Bono will sich demnächst als Schauspieler versuchen. Ich halte eher Lust, mit den Jungs der Band einen Film zu produzieren. Das würde mir gefallen – Kameramann spielen oder Regisseur.“ Bono wurde schon bei einem Wohnungsmakler in New York gesichtet – dem großen Ziel Hollywood wesentlich näher als Dublin.

Seinem Ziel ist Eric Clapton näher gekommen: Er will nicht mehr nur ein guter, aber langsam spielender, Gitarren-Mann sein. Um sich als seriöser Gesamt-Künstler zu profilieren, stellte er beim letzten von 18 Konzerten in der Royal Albert Hall/ London ein komplettes Klassik-Orchester hinter seinen Verstärker. Nach den letzten Bogen-Strichen von „Lay Down Sally“ demonstrierte Dirigent Michael Kamen, wos er von Claptons musikalischem Ausflug hält und stellte Slowhand eine vielsagende Torte in die Garderobe: Eine Gitarre mit Zuckerguß.

Mehr Freude hatte Alt-Funker George Clinton bei seinem Ausflug: Vor einem Konzert in West-Berlin alberte er im Ostteil der Stadt mit den Vopos rum. Die halbe Gage in Brezeln und Mauerbrocken angelegt, scherzte der frühere Parliament-Boß mit dem DDR-Uniformierten: „Da könnt ihr wiedervereinigen soviel ihr wollt – meine Band ist und bleibt das einzige Parlament, das von den Deutschen hüben und drüben voll akzeptiert wird.“

Oder die Teutonen greifen, wie schon jetzt Udo Jürgens und die Fußball-Nationalmannschaft, gleich zur großdeutschen Lösung – inklusive Südtirol. Wenngleich sich Beckenbauers Mannen von den französischen Jünglingen aus dem Plalini-Stall vorführen lassen mußten, wie rund der Ball ist, sind die Germanen-Kicker bereits in Richtung Bozen unterwegs: „Wir sind schon auf dem Brenner“, unsere offizielle Single zur Fußball-WM, reichte den Schwarz-Weißen nicht aus. Eine ganze LP mit Titeln wie „Wenn es kracht, Signorina“, „Trainer lügen nicht“ oder „Ich bleibe am Ball“ mußte her. Die Sache hat nur einen kleinen Haken, offenbart im fünften Song: „Das hatten wir schon mal besser.“

Auch Robert Zimmermann hat schon bessere Zeiten erlebt. Dennoch hält er sich alias Bob Dylan bei seinen Konzerten noch immer wacker an der Gitarre fest, nöhlt in die Mundharmonika und singt verschnupft durch die Nase. Letzteres mögen vor allem die Franzosen, denn die sprechen auch so. Das brachte Bob jetzt sogar die höchste Kultur-Ehrung der Republik ein: Minister Jack Lang verlieh ihm im Pariser Kultusministerium den Spitzen-Orden „Commandeur Des Artes Et Des Lettres“. Bob Dylans äußerst knapper Dank: „mnähmmmähmm … säännkjuu … mmnähm“

Eher Frust als Lust mit der Brust bekam Boy George des Nachts, als das Foto-Model Luciana im Londoner Nachtclub Trocadero den prominenten Knabenfreund in einer Blitzaktion mit den ausgeprägten Schönheiten des weiblichen Geschlechtes konfrontierte. George, seine Verwirrtheit nur mühsam verbergend: „Solche Dinger hob‘ ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich erinnere mich nur, daß die von meiner Mammi sehr viel größer waren.“

Wesentlich geringere Berührungsängste mit der anderen Hälfte der Menschheit hat der Reißzweckenfresser Rod Stewart Aus allen Teilen der Welt holt er sich Anregungen für die ausgefallensten Sexual-Praktiken. Jüngstes Opfer seiner Begierde: Liza Minelli mußte hinter den Kulissen bei der Verleihung der „British Rock Awards“ etliche feuchte Nasenküsse über sich ergehen lassen. Eine Technik, die Stewart in einem TV-Special über die Geburtenkontrolle bei nordkanadischen Eskimo-Stämmen erspäht hatte. Und weil er die Erotik auch live auf die Buhne bringt, muß er sich jetzt in Amerika vor Gericht in einem Schadensersatz-Prozeß verantworten. Der junge StewartFan Charles Faltermann wirft ihm vor, Rod habe beim Konzert in Lafayette/Louisiana das Publikum „in einen kochenden Topf ekstatischer Emotionen verwandelt“, in dessen Folge Faltermann das Gleichgewicht verlor und sich die Kniescheibe brach. _ Weitaus zugeknöpfter verhielt sich Rods Film-Kollege Jürgen Prochnow bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Skipper“. Wochenlang dümpelte er gemeinsam mit der weiblichen Hauptdarstellerin Patsy Kensit und Regisseur Peter Keglevic („Magic Sticks“) in einer Motoryachl vor der Küste Maltos, ohne auch nur ein privates Wort mit Patsy zu wechseln. Die Eight Wonder-Sängerin hat deshalb von der christlichen Seefahrt erst einmal die Schnauze voll: „Ich kann kein Boot mehr sehen. Eineinhalb Monate lang bei 40 Grad im Schalten im Bikini auf engstem Raum mit einem Mann, der immer nur seinen Rollen-Text sagt – nie wieder!“

Ziemlich voreilig von Frollein Kensit, man sollte besser nie „nie“ sagen. Auch die fünf Mitglieder von Amerikas legendärer Frauen-Band Go Go’s hatten sich 1985 geschworen, fürderhin geschiedene Schwestern zu sein. Doch der geschundene Planet Erde brachte Gina Schock, Belinda Carlisle, Charlotte Caffey und Kathy Valentine nun wieder gemeinsam vor die Mikros. Einzig Ex-Go Go Jane Wiedlin wird fehlen, wenn die Girls im Frühjahr zugunsten einer kalifornischen Umweltschutz-Initiative auf die Bühne gehen. Belinda Carlisle warnt aber vor verfrühtem Wiedervereinigungs-Jubel: „Es ist als einmaliger Auftritt geplant. Aber wenn wir es schon bis dahin geschafft hoben, wer weiß, vielleicht.“

Wie gut, daß niemand weiß, daß Rumpelstilzchen … die Vokal-Ports bei Milli Vanilli singt. Oder war es doch der Studio-Sänger Charles Shaw? Kurz nach dem Grammy-Gewinn („Best New Artists“) der beiden Zöpfchenflechter aus dem Münchner Vorort Hasenbergel entflammte jedenfalls auch in Amerika die alte Diskussion über die Sangeskünste von Rob & Fab. Aussage steht gegen Aussage. Robert Pilatus: „Musikalisch sind wir talentierter als Bob Dylan und Paul McCartney zusammen. Oder Mick Jagger – seine Melodien sind verwaschen, der Sound ist mies. Ich bin der moderne Rock ’n‘ Roll, ich bin der neue Elvis.“ Ein Mitglied der Vanilli-Tour-Band hält nach den Proben dagegen: „Die können wirklich nicht singen. Fab hat vielleicht ein gutes Gehör, aber Rob liegt im Ton immer daneben.“