Nicht hip, aber auch nicht weiter tragisch: Tragically Hip im Keller


LONDON. Der Name der fünf Mannen aus Kanada ist irreführend: Weder sind sie hip, noch gar tragische ,.Fashion victims“. Auch tragisch schlecht sind sie nicht, oder gar dem modischem Nirvana-„Grunge“ verschrieben, der heutzutage zum guten Ton metallfreien Gitarrenrocks zu gehören scheint.

Dafür sind sie manches andere, und zwar nicht nur die neueste Hoffnung einer Plattenfirma, die es für nötig befindet, den eh schon intim proportionierten „Borderline“-Keller zur Hälfte mit einem TV-Team vollzustopfen. Daß die restliche Raumhälfte vorab mit berufsbedingten Fans (sprich: bierliebenden Plattenfirmen-Heinis) und Touristen aus Kanada angefüllt ist, hat wohl damit zu tun, daß Britannien den Charme der „Hips“ bislang noch nicht entdeckt hat. Und der Abend beweist, daß sich daran vorläufig wenig ändern wird.

Denn Tragically Hip sind, wie gesagt, vieles andere, als was der Name scherzhaft verspricht: Auf Anhieb fällt eine stolze Reihe von Combos ein, deren Sound hier ein Echo findet, ohne allerdings mit frischer Würze versehen zu sein: That Patrol Emotion, Godfathers, Something Happens, Pursuit Of Happiness — alles liebenswürdige Kult-Bands mit schätzenswertem Schwung, nicht selten einer originellen Idee, aber auch mit eher diskretem Massenerfolg. Ach — und R.E.M. stekken auch irgendwo im Gebräu. Drum wohl der Enthusiasmus der Plattenfirmen.

Was sie machen, nämlich eben grundehrlichen Rock mit Alternativ-Drall, machen sie gut: präzise Tempowechsel, sauguter Drummer, cleveres Zusammenspiel der zwei Gitarristen, satte Baß-Riffs etc. „Geile Musiker!“, brummt der Exilmünchner neben mir. Aber auch er kann der technischen Sauberkeit letztlich keine Euphorie abtrotzen.

Die neuen Songs? Sie klingen wie die alten. Von denen stößt bei den kanadischen Zuschauem vor allem einer mit dem Wort ,.Cop“ im Titel auf Applaus. Muß wohl ein „Evergreen“ sein.

Fazit: Eindeutig weder noch.