Oasis, Stockholm. Globen Arena


WAS SOLL ICH GROSS ZUM TOD VON PRINZESSIN Diana sagen? Well, shit happens. Anyway“, meint ein bestens aufgelegter Noel Gallagher böse grinsend am Nachmittag auf der Pressekonferenz. Überhaupt gibt er erwartungsgemäß kräftig Gas im Nobel-Cafe „Opera“ – gleich gegenüber vom schwedischen Königspalast – und den anwesenden Musikjournalisten aus aller Welt reichlich Futter für Schlagzeilen. „Was ich vom Feminismus halte? Nun, alles in allem eine ziemlich schlechte Band, die erste Platte ging ja noch, aber die zweite war dann schon ziemlich mies.“

Der Abgesandte eines italienischen Magazins will wissen, was das aktuelle Album von den beiden Vorgängern unterscheidet.“Das Cover“ kommt es trocken zurück. Warum die Europatour in Skandinavien losgeht? „Das weiß ich auch nicht. Das war die Idee unserer Plattenfirma. Ich wollte ja, daß wir in Kolumbien beginnen.“ Das Konzert findet aber in Stockholm statt. Genauer gesagt in der „Globen Arena“, dem berühmten Eisstadion, das von außen betrachtet wie ein überdimensionaler abgesägter Golfball aussieht. Innen gibt es-erstmals bei Oasis-eine Bühnendekoration zu bewundern. Das Schlagzeug thront auf einer nachgebauten Frontpartie des weißen Rolls Royce, der für das Cover zu „Be Here Now“ fotogen im Swimmingpool versenkt wurde, eine überdimensionale englische Telefonzelle, das berühmte Zifferblatt ohne Zeiger sowie eine stilisierte Bar runden das Bild ab. An dieser Stelle sei ein kleiner Einwurf für alle, die an den Nebensächlichkeiten des Lebens ihre Freude haben, erlaubt: Das Nummernschild des besagten Rolls ist identisch mit dem des Polizeiwagens auf dem Cover von „Abbey Road“. Egal,“Be Here Now“ lautet das Motto sowie der erste Song des Abends, gefolgt von „Stay Young“, dem Bonustrack der „D’You Know What I Mean“-Single. Weiter geht’s mit dem Singalong „Stand By Me“, ebenfalls vom neuen Opus. Von luftigem Britpop fehlt bis dahin jede Spur. Der Gitarrensound wälzt sich träge und fett aus den Boxen, das Schlagzeug (wozu in aller Welt braucht Whitey eine Double-Bass-Drum?) stampft den Stadionrock-Rhythmus. Selbst vor matschiger Keyboard-Sülze schreckt man nicht zurück. Wollte man polemisch sein, könnte man an dieser Stelle den Namen Gary Glitter fallen lassen. Doch Moment, was ist das? „Supersonic“. Danke. Nach wenigen Takten weiß man wieder, wofür man diese Band liebt. Es folgen „Roll With It“ und „Some Might Say“. Nicht daß die neuen Songs nicht Laune machen würden, so ist es nicht. Aber im direkten Vergleich mit den Tracks von „Definitely Maybe“ und „Morning Glory“ haben sie nicht den Hauch einer Chance. Weder das schwurbelige „Magic Pie“, das mit peinlichen Videoprojektionen (im Zeitraffer dahinrasende Wolken, Augen in Großaufnahme hat man selten) untermalt wird, noch das lärmige „Fade In-Out“ zünden so richtig. Einzig „D’You Know What I Mean“ und das wunderschön epische „All Around The World“ halten der Herausforderung von „Wonderwall“ und „Don’t Look Back In Anger“ halbwegs stand.Gegen die überbordende Brachialversion von „Champagne Supernova“ haben aber auch sie nichts zu melden. „Be Here Now“? Viele Fans werden sich mit leichter Wehmut an die letzte Tour erinnern und wehmütig denken: „Been There Then“.