Oberhofer


Der Hemdenträger orgelt uns eins

Erst pfeift er, der Oberhofer. Dann kommt das Glockenspiel und ein Oh-Oh-Oh-Vokalpart, der keinerlei Bescheidenheit besitzt. Nein, der gerade mal 20-jährige Brad Oberhofer, der standesgemäß das nordwestliche Portland verlassen hat, um in New York Musik zu studieren und vermutlich cool im Hipster-Stadtteil Williamsburg abzuhängen, verzichtet auf übertriebene Bescheidenheit.

Der „Guardian“ bezeichnete den wuschelköpfigen Schlacks mit der Vorliebe für Secondhand-Hemden, der aus seinem Nachnamen zusammen mit drei Freunden eine Band machte, als modernen Hybrid aus Wayne Coyne und Ben Folds. Das kommt hin, wobei man bei Folds am ehesten jene Zeit als Parameter anwenden sollte, in denen er noch eher Piano-Punk als moderner Randy Newman war. Auch bei den Flaming Lips ist „She Don’t Use Jelly“ eher eine Referenz als das Material der Neuzeit. Denn die Energie dieses heute klassischen Alternative Rock, die besitzt Oberhofer, erkennbar vor allem bei den Live-Auftritten. Was Folds das Klavier, sind Oberhofer dabei Glockenspiel und Orgel („Yr Face“). Aber passt das alles zusammen? Unbedingt. Auf dem jetzt erscheinenden Time Capsules II schüttelt Oberhofer ein Dutzend Popsongs aus dem Ärmel, die lässig Herzschmerz durchdeklinieren, ohne dabei auch nur einmal den Kitsch zu streifen.

Albumkritik S. 92

* Auf Genrediskussionen lässt sich Oberhofer ungern ein. Er nennt seine Musik einfach „Coincidence Pop“. Die Begründung: Alle würden doch ständig von allem Möglichen beeinflusst.

* Den eigenen Namen als Namen der Band? „Hat doch bei Bon Jovi auch geklappt“, sagt Oberhofer – und macht bei Konzerten gerne mal Stadionrock-Ansagen mit pseudo-deutschem Akzent.