Orange Blossom Special, Beverungen


TODD THIBAUD, WALKABOUTS, DAKOTA SUITE eher heimliche Helden sind es, die beim „OBS III“ aufgeboten sind. Einmal im Jahr findet diese, nun ja, Gartenparty in der Glitterhouse-Zentrale im ostwestfälischen Beverungen, statt. Was 1997 als Schnapsidee begann (Glitterhouse-Chef Reinhard Holstein: „Wir wollten nur mit ein paar Kunden ein Grillfest machen“), hat sich zum exquisitesten Roots-Festival der Republik entwickelt. Mit einzigartiger Atmosphäre. Kein Kirmes-Kommerz wie bei den großen Open Airs. Statt komfortablem Mobilklo tut’s eben auch die kollektive Pissrinne. Dazu eine mit Rosen drapierte, selbstgezimmerte Holzbühne. Und dank zweier winziger Delaytürmchen – schick! – klasse Sound auch im hinteren Bereich des Gartens, zwischen Pommesbüdchen und Biertheke. Sogar die Sonne scheint. Gut so, denn die meisten Besucher zelten an der nahegelegenen Weser. Matratzenlager auch in der charmant angegammelten Glitterhouse-Villa, wo einige der angereisten Musiker nächtigen. Die mischen sich unters Festivalvolk, fachsimplen mit Fans oder schlendern über den benachbarten Flohmarkt. Etwa Walkabouts-Chef Chris Eckman. Neugierig befingert er ein Kinder-Keyboard. Nach kurzem Palaver mit dem Händler schüttelt er die rotblonde Mähne und zieht weiter: „Der Typ spinnt. 450 Mark, viel zu viel.“ Im Glitterhouse-Garten machen sich derweil The Original Reverend Jones, Provinz-Cowboys „aus Hameln, Arizona“ (so der OBS-Flyer), startklar. Ihre furiosen Gitarrenattacken bringen das zunächst noch träge in der Mittagssonne dösende Auditorium auf die Beine – high noon in Beverungen. Dann die britische Glitterhouse-Entdeckung Dakota Suite mit den eindringlichen Song-Monologen ihres singenden Trauerkloßes Chris Hooson. Gefolgt von Songwriter Terry Lee Hale, der neuerdings lauthals und mit elektrisch verstärkter Begleittruppe durch seinen feinen Songkatalog poltert. Und natürlich die Headliner Chris & Carla. Als Duo krönen sie mit ihren elegisch-fragilen Folksuiten (inklusive humoristischer Einlage im Verein mit Norddeutschlands Country-Loner Tilman Rossmy) das Programm des Freitags. Und als Frontleute ihrer Band Walkabouts bilden sie das samstägliche Finale. An diesem Tag allerdings wird Geburtstagskind Todd Thibaud Tagessieger: krachender Roots-Rock, memorable Songs, sympathischer Humor und dazu die rundeste Version von „Dead Flowers“ seit dem Stones-Original. Selbst Kollege Doebeling kommt in Wallung und läßt zum Refrain seinen gepflegten Bariton vernehmen – da darf man sich doch freuen.