Paddy McAloon


„So lebe ich in meiner kleinen Welt und mache eine andere Art von Album.“

Der Mann gilt als Popgenie – das nur einen richtigen Hit geschrieben hat: „The King Of Rock’n’Roll“ landete 1988 auf Platz sieben der britischen Charts. Es gab Zeiten, da wurmte das Paddy McAloon ungemein. Doch – wie schön – die Zeit heilt tatsächlich alle Wunden. Denn über die Jahre zeigte sich nicht nur, dass die Alben seiner Band Prefab Sprout große Anerkennung finden, sondern vor allem, dass diese Musik auch zwei, drei Dekaden später immer noch mit zum Feinsten gezählt wird, was die britische Popmusik seit den Beatles hervorgebracht hat.

Seit einigen Jahren besteht die Band Prefab Sprout, zu der früher auch sein Bruder Martin und seine einstige Lebensgefährtin Wendy Smith gehörten, nur noch aus Paddy McAloon. Außerdem schwieg der heute 56-jährige Künstler für einige Zeit so beharrlich (das Album THE GUNMAN AND OTHER STORIES erschien bereits 2001, sein Nachfolger LET’S CHANGE THE WORLD WITH MUSIC von 2009 war nur eine Aufbereitung von älterem Material), dass viele glaubten, Prefab Sprout besteht überhaupt nicht mehr. Paddy McAloon hatte in den vergangenen Jahren nicht nur unter gesundheitlichen Problemen zu leiden -mit den Ohren: Tinnitus, mit den Augen: Katarakte/grauer Star -, er hatte darüber hinaus Probleme, sich auf die Studioarbeit zu fokussieren.

Mit CRIMSON/RED erscheint in diesen Tagen das erste wahrhaft neue Prefab-Sprout-Album seit zwölf Jahren. Zum Interview reist Paddy nicht etwa in die Medienhauptstadt London oder wenigstens nach Manchester. Journalisten, die mit dem Mann mit dem Rauschebart reden wollen, müssen in das putzige Kathedralen-Städtchen Durham im Nordosten Englands kommen. Er ist in dieser Gegend aufgewachsen, und lebt dort noch heute.

Doch keine Spur von meinem Kontaktmann des Plattenlabels im Hotel. Dafür läuft mir auf dem Gang Paddy persönlich in die Arme. Mit ausgestreckter Hand steuert er auf mich zu: „Hanspeter! Ich habe dein Buch dabei!“ Welches Buch? Na das, von dem er bei unserer letzten Begegnung so begeistert erzählt habe: „Der Bär kommt heim“, ein Roman des Jazz-Musikers Rafi Zabor. Paddy hat mir das Buch als Geschenk mitgebracht. Er liest immer noch sehr viel, wie er gleich erzählen wird. Auch im Internet …?

Welches ist die ulkigste Falschmeldung die Wikipedia über dich verbreitet?

Keine Ahnung. Das Internet ist mir fremd. Dann und wann zeigen mir Freunde eine Website. Meine Kinder nutzen es auch. Ich nicht. Ich befürchte, dass ich nur allzu gern glauben würde, was ich da zu lesen bekäme. Bei einem freundlichen Kommentar würde ich denken: „Stimmt, genau so ist es.“ Aber auch einen bösen Kommentar müsste ich mir dann ja zu Herzen nehmen -oder ich müsste zugeben, einem Anflug von Eitelkeit zum Opfer gefallen zu sein.

Warum kommt dein neues Album gerade jetzt?

Panik. Ich hatte vor einigen Jahren einen Vertrag unterschrieben bei einer Firma namens Icebreaker, die schon LET’S CHANGE THE WORLD WITH MUSIC finanziert hatte. Der schuldete ich noch ein Album. Es gab hierfür auch eine Deadline, aber die hatte ich vergessen. Ich steckte mitten in der Arbeit an einem anderen Album. Es wurde aber schnell klar, dass ich damit nicht mehr rechtzeitig fertig werden würde. Am 12. Oktober 2012 stoppte ich deshalb die Arbeit daran und suchte stattdessen aus meiner Schublade zehn Lieder zusammen, von denen ich wusste, dass sie stark sind und ohne größere Probleme veröffentlichungswürdig aufgenommen werden konnten. Am Ende ist das Ergebnis sogar besser geworden, als ich erwartet hätte.

Die Panik sorgte dafür, dass du über deinen Schatten als Perfektionist springen musstest …

Elegant gesagt, und sehr wahr. Ich habe mich für Lebendigkeit statt sonische Exzellenz entschieden. Klar habe ich versucht, den Sound so gut wie möglich hinzukriegen, aber was kann man schon machen, wenn man nur mit einem Ohr richtig hört? Ich habe einfach all die Stecker ins Mischpult gesteckt, geschaut, wie die Zeiger ausschlagen, und wenn das einigermaßen vernünftig aussah, habe ich aufgenommen. Die Aufnahmen gingen dann an Calum Malcolm, meinen Toningenieur und Co-Produzenten (der auch mit Bands wie The Blue Nile, Orange Juice und The Go-Betweens gearbeitet hat – Anm. d. Red.), und der hat den Rest besorgt. Um uns groß Gedanken zu machen, fehlte uns die Zeit. Was ich an der Situation hingegen sehr interessant fand, war der Vorgang, Material aus den Schubladen zu holen, das ich fünf oder gar zehn Jahre nicht mehr gesichtet hatte. Man sieht die Dinge mit ganz anderen Augen – quasi wie ein Lektor, losgelöst von der eigenen Person. Das hat es mir erleichtert, zu erkennen, wo es eine neue Zeile oder einen zusätzlichen Vers braucht.

Mein ursprünglicher Plan war eigentlich, ein ganz einfaches Album zu machen, nur ich und meine Gitarre. Doch ich verfüge nicht über die nötige Studioeinrichtung, so einem rohen, klaren Album gerecht zu werden. So fügte ich ein paar instrumentale Tupfer hinzu, und ehe ich mich versah, entstand ein richtiges Album mit großem Sound.

Die Legende besagt, dass in deinen Schubladen Hunderte von Songs liegen …

Richtig, so heißt es.

Wie hast du in dieser Auswahl die passenden Lieder für CRIMSON/RED gefunden?

Es gibt diesmal keinen roten Faden, der die Texte verbindet. Es gibt aber eine Art musikalisches Thema: alle Songs sind recht einfach strukturiert -Vers, Vers, Vers, Vers. „Mysterious“ zum Beispiel beschreibt in vier Versen den Akt des Songschreibens, den Job des Songschreibers, des Dichters. Die Person, die ich dabei vor Augen hatte, war meine imaginäre Version von Bob Dylan. Er kommt aus dem Nichts, ist schlau und clever, weicht geschickt allen Erwartungen aus, welche man an ihn stellt -und dann fällt er vom Motorrad. Auch Lieder wie „The Best Jewel Thief In The World“ und „The Song Of Danny Galway“ über Jimmy Webb sind im Prinzip bloß drei, vier Verse.

In gewisser Weise ist CRIMSON/RED dennoch ein thematisches Album. Die Lieder drehen sich letztlich alle um philosophische Fragen. Es sind deine Fragen.

Das stimmt allerdings. Das Thema Sterblichkeit ist überall. Wie immer. „The Old Magician“: Enttäuschung, Desillusion. Lauter gute Themen für alternde Songschreiber.

In einem Pressetext heißt es, dieses Lied könne gut von Paddy McAloon selber handeln: „The old magician takes the stage /His act has not improved with age /Observe the shabby hat and gloves / The tired act that no one loves.“ Schon ein bisschen hart, oder?

(lacht) Ja! Dabei stammt der Text aus dem Jahr 1997. Da war ich um die 40. Ich ging von dem Gedanken aus, dass für jeden der Moment kommt, wo man seine Sache einfach nicht mehr so gut auf die Reihe kriegt. Martin Amis hatte mich darauf gebracht. Er hatte gesagt, er könne bei gewissen Schriftstellern, die er liebe, den „langsamen Bogen des Abstieges“ erkennen. Ich dachte mir: besser frühzeitig reagieren – den Abstieg anmelden, solang ich noch in Form bin.

Das kann ich gut nachvollziehen. Man glaubt, für gewisse Dinge zu alt zu sein, hält sich zurück – doch 20 Jahre später merkt man vielleicht, dass man genau in dem Moment auf der Höhe seiner Kräfte gewesen wäre.

Aber ich finde doch, dass es ein interessanter Ausgangspunkt ist – der Versuch, sich vorzustellen, was einem das Leben noch bringen könnte. Das Lied begann übrigens mit der Absicht – ich bezweifle, dass du mir das jetzt glaubst, aber es war so -„Ride A White Swan“ von T. Rex zu schreiben. Das ist ein Schlüsselsong aus meiner Kindheit. Ich liebe das Lied so sehr, dass ich mich ab und zu hinsetze in der Absicht, es neu zu schreiben. Nicht noch mal ein Lied über einen weißen Schwan natürlich – ein kleines Wegwerflied in dem Stil, ganz einfach und simpel, wie bei Marc Bolan. Aber ich muss immer wieder erkennen, dass das gar nicht so einfach ist. Das war der Anfang von „The Old Magician“ Halt! Es gab ja auch ein Marc-Bolan-Lied mit dem Titel „The Wizard“. Vielleicht kam die Eingebung ja von da her. Selbstverständlich ist das Lied, das du jetzt zu hören bekommst, weit entfernt von diesem ersten Impuls. Aber das ist ja auch das Schöne an der Arbeit an Musik.

Deine gesundheitlichen Probleme haben deine Arbeit für einige Zeit stark beeinflusst. Dein Album I TRAWL THE MEGAHERTZ entstand aus der Situation heraus, dass du damals viel Radio hörtest, weil du deine Augen schonen musstest. Du musstest dich jetzt wieder einer Augenoperation unterziehen …

Ich trage ständig eine Lupe bei mir, die zücke ich, wenn ich im Schaufenster oder im Laden etwas lesen will. Natürlich könnte ich mir eine Lesebrille zulegen, aber das ständige Wechseln wäre mir lästig. Du kannst dir das Bild vorstellen, ich im Studio, mit der Lupe – ich sehe aus wie ein Detektiv. Aber im Grunde geht es mir gut. Seit der Graue Star entfernt worden ist, sehe ich besser als viele Leute, die gar nicht merken, dass sie Probleme mit den Augen haben. Im Studio ist es schon nicht so einfach. So versuche ich gar nicht erst, dort etwas zu ändern. Glücklicherweise habe ich Calum. Ich vertraue ihm, dass er das Beste aus meinen Aufnahmen herausholt. Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe gelernt, mich mit den Problemen zu arrangieren. Man arbeitet darum herum. Dann und wann erinnere ich mich daran, wie ich früher Alben aufgenommen habe. Aber ich glaube, mir würde heute neben dem Geld auch die Geduld dafür fehlen. So lebe ich in meiner kleinen Welt mit meinen Maschinen und mache eine andere Art von Album. Vielleicht nicht mehr so poliert, aber es steckt ein gewisser Geist darin. Es muss ja nicht jeder Steely Dan sein.

Bei unserer letzten Begegnung hast du mir erzählt, dass du immer noch mit einem steinalten Atari-Computer arbeitest, weil du keine Lust darauf hast, die Gebrauchsanweisung für ein neues System durchzuarbeiten …

Den Atari benütze ich immer noch. Dass der Sound heute etwas anders klingt, hängt wohl damit zusammen, dass ich andere Möglichkeiten entdeckt habe, wie ich die Klänge quälen und aus ihrer „comfort zone“ holen kann. Vor jedem neuen Album stehe ich vor einem Dilemma. Soll ich in ein neues System investieren – und dann Monate damit verschwenden, herauszufinden, wie es funktioniert? In meinem Studio liegen haufenweise ausgemusterte Apparate herum. Schrecklich. Das ist nicht okay. Etwas gekauft zu haben, das Tausende von Pfund kostete, und es nie benützt zu haben! Ein Mac für 5 000 Pfund, der mir nur Frust gebracht hat. Ein 15 000-Pfund-Aufnahmesystem, mit dem keine einzige Aufnahme gemacht wurde. Heute sind die Sachen natürlich wertlos. Jeder Rotzlöffel bringt mit dem billigsten Laptop komplexere Klänge zustande.

Du bist ungemein kreativ – und ein Perfektionist. Eine fatale Kombination. Während du Ewigkeiten brauchst, eine Aufnahme fertigzustellen, häuft sich daneben ein Riesenberg von Liedern an. Ist das nicht frustrierend?

Mein grundsätzliches Problem besteht darin, dass ich die Arbeit im Studio nicht mag. Ich gebe das nicht gerne zu. Denn schnell drängt sich die Frage auf, ob einer, der nicht gern live spielt und nicht gern im Studio sitzt, sich vielleicht einfach den falschen Job ausgesucht hat. Eine berechtigte Frage. Ich hab sie mir auch schon gestellt. Was für mich zählt, ist der Thrill des Schreibens. Wie du richtig sagst – der Berg von Liedern wächst und wächst, und immer wieder, wenn ich einen Song von jemand anderem höre, der mit seinem Stück in der Nähe der Thematik eines meiner Lieder herumstreunt, nehme ich mir vor, diesen Berg endlich abzutragen. Am Ende klaut mir noch jemand meine Idee! Aber was soll man machen? Der Alltag überholt halt einfach das Bedürfnis, Platten zu machen. Ich bin jedoch fest entschlossen, mehr Alben aufzunehmen. Das nächste ist schon in Arbeit. Es soll mir nie wieder passieren, dass mich jemand an eine Deadline erinnern muss. Derzeit stehe ich nirgends unter Vertrag. Und ich werde erst wieder über eine Veröffentlichung reden, wenn ich ein abgeschlossenes Werk vorlegen kann.

Aber die Deadline für CRIMSON/RED hat dir doch offensichtlich gut getan …

Ja. Ja. Du bist nicht der Erste, der das sagt. Ja. Aber es ist mir zu stressig. Ich war schlecht gelaunt bei der Arbeit an der Platte, der Blutdruck schnellte in die Höhe. Acht Wochen lang ging ich mit dem Wissen ins Bett, dass ich beim Morgengrauen wieder aufstehen muss. Das war das Schlimmste. Zu wissen, dass ich nicht einfach irgendwo hin spazieren und meine Gedanken spielen lassen kann. Na ja, so lernte ich wenigstens die wirkliche Welt kennen, in der Menschen aufstehen müssen und zur Arbeit gehen. Alles hat letztlich seinen Nutzen.

Welche Umgebung verleiht dir Kreativität?

Ich versuche, mich unabhängig von Inspiration zu machen. Eine Methode hilft mir dabei immer wieder – ich frage mich einfach: Was hätte John Barry getan? John Barry (Komponist zahlreicher Bond-Soundtracks, und unzähliger anderer Movie-/TV-Musiken -Anm. d. Red.) hat derart viele Soundtracks produziert, er hatte keine Zeit, groß ins Grübeln zu kommen. Er musste sich am Morgen hinsetzen und etwas komponieren. Und auch ich setze mich hin, spiele Töne auf der Gitarre, und dann versuche ich daraus Melodien zu konstruieren: ein Ton, ein zweiter, hören, wie zwei, drei andere Töne in seiner Gesellschaft klingen, und so weiter, Schritt für Schritt. Für das, was Paul Simon so über das Songschreiben erzählt, kann ich mich ja nur selten erwärmen. Aber mit einer Sache hatte er recht – er sagte: „Erwürge das Baby nicht, bevor es gehen kann.“ Mit anderen Worten: Gib einem Einfall Zeit, sich zu entfalten. Vielleicht lässt sich ein Fragment in einem ganz anderen Zusammenhang verwenden. Und dann, hin und wieder, während du dich abkämpfst, kommt doch plötzlich dieser eine Akkord, dieser eine Songtitel, der dich mit einem Ruck in den Himmel befördert. Überhaupt: Titel! Titel sind immer großartig, auch wenn man vorerst keine Ahnung hat, was sie bedeuten. Früher bin ich tagelang in Newcastle und Durham herumgelaufen auf der Suche nach Titeln.

Bist du ein besessener Arbeiter, findest du am Abend auch mal ein Ende?

Früher habe ich bis acht Uhr oder neun Uhr gearbeitet. Heute nicht mehr. Irgendwie bin ich gegen den Abend hin nicht mehr entspannt genug. Ich lese lieber oder schaue mir einen Film an. Gerade habe ich ein Buch über Helena von Troja gelesen. Ich hatte zuvor schon zwei Lieder über sie geschrieben, dabei hatte ich keine Ahnung von ihr. Außerdem habe ich gerade ein wunderbares kleines Buch wieder gelesen, von Charles Simic, „Dime-Store Alchemy“, sehr poetisch, inspiriert von den Installationen von Joseph Cornell.

Gehst du gern ins Pub? Zum Lesen?

Nein. Ich mag gern einen Drink, am liebsten aber daheim zum Abendessen. Meine Frau arbeitet tagsüber. Wenn sie nach Hause kommt, kommen auch die drei Töchtern von der Schule heim. Meistens bin ich es, der das Abendessen zubereitet. Jede hat ihr eigenes Menu – keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte. Eine ist Vegetarierin – sie isst nur Pommes Frites … Ich mag die Vorstellung, mit einem Buch im Pub zu sitzen und zu lesen. Ich habe sogar immer eines dabei, genau für diesen Fall – Quincy Troupes Buch über Miles Davis. Aber ich kann mich im Pub nicht entspannen. Also trinke ich aus und gehe.

Im Pub lernt man Menschen kennen, wie sie manchmal deine Lieder bevölkern. Erst letzthin bin ich dem „Best Jewel Thief in the World“ begegnet. Er erzählte davon, wie er früher Diamanten gestohlen habe. Das Dilemma eines Menschen, der Anerkennung haben möchte, über sein größtes Talent aber eigentlich nichts verraten darf …

Ha! Sehr schön. Ich frage mich allerdings, ob der Song nicht auch vom Charakter eines Songschreibers handelt. Einer, der glaubt, etwas Wunderbares schaffen zu können, der sich auf diese Weise bis zur Arroganz hin aufbaut -und am nächsten Tag ist alles wieder eingestürzt. Natürlich bin ich keiner, der sich selbst einflüstert: „Wenn diese Arschlöcher nur wüssten!“ Das ist kein schöner Gedanke. Aber ich frage mich schon, ob der Songschreiber in mir nicht hin und wieder denkt: „Denen muss ich’s endlich zeigen!“

Zeigen, was die amerikanischen Charts verpasst haben!

(lacht schallend) Genau! Sehr gut! Was die amerikanischen Charts verpasst haben.

Zum Albumtitel: CRIMSON/RED. Du hast mir erzählt, dass du rote Schuhe trägst, um dich in eine bestimmte Laune zu versetzen. Bezieht sich der Titel darauf?

Damit habe ich aufgehört. Die roten Kleider stammen aus einer Zeit, als ich nur selten das Haus verließ, am Anfang der letzten Dekade. Sie dienten tatsächlich dazu, meine Stimmung zu beeinflussen. Als ich dann wieder häufiger auf die Straße ging, wurde es mir schnell unangenehm, wie mich die Leute anschauten mit meinen roten Schuhen, Hosen und Hemd. Nein, CRIMSON/RED stammt aus einem Text auf dem Album. Aus „Adolescence“: Nimm das Motorrad, rausche damit in die Euphorie, und am nächsten Tag ist es zerschmettert.

Mit deinem Rauschebart starren dich die Leute aber genauso an. Warum trägst du den?

Teils aus Faulheit. Das Rasieren: sehr lästig. Außerdem wird man eben älter. Keiner von uns wird schöner mit dem Alter. Hinter dem Bart kann man sich verstecken.

Albumkritik S. 91