Popkolumne, Folge 56

Für Sookee, Blond und Dixie Chicks, gegen Fler und Polanski, „die dumme Sau“: Paulas Popwoche im Überblick


In der zweiten Ausgabe ihrer Popkolumne bei uns redet Paula Irmschler schon wieder Tacheles. Gut so!

Schon wieder was mit Abschieden, Chemnitz und Aggression. Wird sich Irmschler hier auch mal weiter entwickeln? Nein.

Gegen Spanner, Sexismus und Sackgesichter: Paulas Popwoche im Überblick

Sookee lässt es bleiben

Nach über zehn Jahren musikalischer Agitation für die „Sache“ (mehr dazu im Plenum) und ständiger Repräsentation für die Szene (Ihr wisst wer Ihr seid) verkleinert Sookee ihre Zielgruppe und möchte sich unter dem Namen Sukini auf Kindermusik konzentrieren. Aktuell ist sie noch auf „Wenns am schönsten ist“-Tour und da landete ich am Sonntag in Köln. Ich staunte nicht schlecht, als plötzlich Linus Volkmann (Ja, der von der Popkolumne auf musikexpress.de) auf der Bühne stand und durch den urlieben Abend moderierte. Alle waren in alles verliebt, es waren Stunden voller Melancholie, Solidaritätsgesten und Entschlossenheit. Danke für alles, Sookee. Der Kampf geht weiter.

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Ebenfalls geil live waren Blond

Meine liebste Chemnitzer Band ist zur Kelly Familiy angeschwollen und gerade zu vierzigst (oder so) unterwegs. Ich mogelte mich vergangenen Freitag beim Gebäude 9 in den Backstage und freute mich, als in meiner neuen jecken Wessistadt plötzlich halb Chemnitz stand. Natürlich war auch auf der Bühne alles toll. Ausverkauft und absolut erlegen sang und lachte der Raum bei Songs über nervige Typen, Menstruation oder Essen zwischen den Zähnen mit. Wall of Death bei „Spinaci“, unglaublich. Gönnt Wuch auch mal den Voract Bird Berlin! Und gebt ihm bitte meine Nummer.

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Apropos linksfeministischer Mainstream

Trotz der Übermacht, die Feministinnen angeblich mittlerweile in der Welt haben, bekommen Vergewaltiger immer noch Preise und Anerkennung. Wo sind eigentlich all die zerstörten Männerkarrieren, die uns versprochen wurden? Roman Polanski hat den „César“ für Regie gewonnen, den wichtigsten französischen Filmpreis. Die dumme Sau. Schauspielerin Adèle Haenel verließ deshalb demonstrativ den Saal und Virginie Despentes trat nochmal schön nach.

„Und wenn wir zu denen ganz unten gehören, die eure Scheißmacht ganz direkt spüren, zeigen wir euch unsere Verachtung. Ihr kotzt uns an!“

Geile neue neue und neue alte Musik

Supererbin hat was Neues, aber Contentwarnung für „Wo sind wir hier überhaupt?“: Direkt Panikschweiß! Wünsche mir ein Mash-Up (oder wie die jungen Leute diese Remixe heute nennen) mit „Benzin“ von Das Flug.

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Also, ich liebe die Dixie Chicks. Weiß nicht, wie die grad coolheitsmäßig gedealt werden, aber sie haben einen neuen Song und er heißt „Gaslighter“. Hymnisch, guter Text, geiles Video. Album kommt am 1. Mai. Ich heule.

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Hier folgt absolut kein Statement zu dem Scheiß von Shahak Shapira und Fler

Okay, aber was Prinzipielles noch: Haltet doch einfach mal die Schnauze. Typen, hört auf Euch auf dem Rücken von Frauen zu profilieren und hört ihnen zu. Und Ihr komischen cultural-studies-Podcaster und Twitterer: Hört auf, uns zu erzählen, dass Misogynie-Kritikerinnen die Rap-Szene, die Straße, die normalen Menschen und ihre Sprache nicht begreifen. Ihr könnt Euch Menschen aus prekäreren Verhältnissen halt nur als frauenverachtende, dümmliche Arschlöcher vorstellen und denkt, sie könnten nicht anders. Heute Abend 1 gegen 1, irgendeine beschissene U-Bahn-Station in Eurem verdammten Berlin, ich gegen Eure paternalistische Scheiße.

Fler bedroht junge Frau und deutsch-jüdischen Comedian Shahak Shapira

Ach ja, und: Verbrennt eure EU-Pullover und kackt auf die Asche

Als junge Medienheinis und Influencer vor etwa zwei Jahren anfingen, den nervigen blau-gelben Pulli zu tragen, waren schon Menschen im fünfstelligen Bereich auf dem Weg an den Grenzen der EU ums Leben gekommen. Seit 2000 sind es insgesamt etwa 35.000, so Pro Asyl. Eine Gemeinschaft, die nur glaubt, zu funktionieren, indem sie hilfsbedürftige Menschen verrecken und töten lässt, ist nichts, aber auch wirklich absolut gar nichts wert. Lasst sie endlich rein.

Unsere neue Popkolumnistin Paula Irmschler lebt in Köln, Frankfurt, Leipzig, Chemnitz und der Bahn, ist Redakteurin und Autorin und mag Doppelkekse (die billigen). Ihr Roman „Superbusen“ ist am 28. Februar 2020 im Claassen-Verlag erschienen.

Das ist Paula

Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

Von „Isi & Ossi“ über Frank Spilker bis Coronavirus: Volkmanns Popwoche im Überblick
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