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Interview mit Sven Plaggemeier (34), Redaktionsleiter und Webmaster der Fansite www.depechemode.de

Die deutschen Depeche-Mode-Fans haben den Ruf, besonders „extrem“zu sein. Ist das so?

In Deutschland ist der Kult um Depeche Mode sicherlich stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. Das zeigen allein die zahlreichen Depeche-Mode-Partys. die bei uns jeden Monat stattfinden. Ich glaube aber nicht, dass der einzelne Fan bei uns extremer ist als der in anderen Ländern. Es gibt ja überall Fans, die einer Band auf ihren Tourneen hinterher reisen oder jeden Schnipsel sammeln, der in Zeitschriften veröffentlicht wird. In Deutschland haben Depeche Mode eben sehrviele Fans. Das mag dann nach außen hin so aussehen, als wären die deutschen Fans extremer als andere.

Wer veranstaltet die Depeche-Mode-Partys?

Die Mehrzahl der Partys wird von Fans organisiert, die das zumeist neben ihrem regulären Job machen. Einige veranstalten ihre Partys aber auch professionell. Das Phänomen der Depeche-Mode-Partys ist erstmals Anfang der neunziger Jahre aufgetreten. Seitdem finden Monat für Monat dutzende Partys in ganz Deutschland statt. Und das selbst dann, wenn es weder neue Songs noch eine Tour der Band gibt.

Wie sieht die Band diese Art von Veranstaltungen?

Die Band weiß natürlich von den Partys. Sie hat sich bis jetzt aber nur wenig öffentlich dazu geäußert. Zum so genannten „Dave Dancing“ – eine Art Tanz-Karaoke, in der die Leute die Bühnenperformances von Dave Gahan zu imitieren versuchen – hat sich Dave Gahan einmal ziemlich amüsiert geäußert. Ich bin mir sicher, dass die Band die Bedeutung der Partys zu schätzen weiß und sie als Teil des Kults um sie mit einem kleinen Augenzwinkern akzeptiert. Bei der längsten Depeche-Mode-Party aller Zeiten, die vor fast vier Jahren 101 Stunden lang in Hamburg gefeiert wurde, haben Depeche Mode sogar eine Videobotschaft gesendet.

Wie viele Fanclubs gibt es in Deutschland?

Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt noch Depeche-Mode-Fanclubs bei uns gibt. Heutzutage spielt sich das Fansein hauptsächlich im Internet ab. Das Medium bietet die einfachste Möglichkeit, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Für Deutschland gibt es dazu gleich zwei Foren: zum einen ein Forum unter www.depechemode-forum.de, das ein allgemeiner Anlaufpunkt für die Fans aus dem deutschsprachigen Raum ist. Daneben gibt es unter www.germandevotees.de Regionalforen, um Fans aus seinem Umkreis kennen zu lernen.

Wieviele Fans besuchen www.depeche mode. de im Monat?

Die Homepage wird in Zeiten ohne aktuelle Veröffentlichungen rund 160.000 mal im Monat besucht, die Foren generieren 100.000 Page Impressions. Das zeigt, dasss sich das Interesse an Depeche Mode ständig auf sehr hohem Niveau bewegt. Das Gros der Fans dürfte zwischen 25 und 35 Jahre alt sein. Depeche Mode sprechen aber auch jüngere Leute an. Eine „Vergreisung“ der Fans wie bei anderen Bands, die lange im Geschäft sind, gibt es bei Depeche Mode nicht.

Woher nimmst du die Informationen für die Website?

Die beste Quellen sind natürlich die Fans selbst, denn viele Augen sehen und lesen mehr als zwei. Viele Informationen beziehe ich aus Internetforen. Daneben habe ich aber natürlich noch Kontakte zu den Webmastern von anderen Depeche-Mode-Fanseiten, zu Medienmenschen und vor allem zu Mute, dem Plattenlabe! der Band, das viel für die Fans tut.