Phil Collins


Inmitten einer tristen Industrie-Kulisse steht ein kleiner Holzschuppen. Die Tür öffnet sich — und Phil Collins steht auf der Bühne. Begleitet von 14.000 schreienden Kehlen, legt der Rock’n’Roll-Workaholic Hut und Mantel ab, greift sich als Werkzeug zwei Drumsticks und macht sich an die Arbeit. Zum Schichtbeginn in Dortmund gibt’s erst mal ein knalliges Solo auf dem, hinter Mülleimern und eisernen Fässern verborgenen Schlagzeug …

Der kleine Brite in Schlabberhemd und Jeans präsentiert sich den insgesamt über 50.000 Fans, die ihn an vier ausverkauften Abenden in Dortmund erleben können, wie immer als Kumpel-Typ. Phil Collins ist kein Schönling, sieht aber sympathisch aus; seine Stimme ist eher durchschnittlich, aber dennoch markant, und bei seinen Pop-Hits spielt solides Handwerk eine größere Rolle als die vermeintliche geniale Inspiration.

Phil Collins überzeugt von jeher durch Beständigkeit. Mit vergleichbaren Markenartikeln wie Pink Floyd und seinem zweiten Standbein Genesis hat er gemeinsam, daß ein großer Teil seiner Millionenverkäufe aufs Konto von Kunden geht, die sich, vermutlich, nur eine Platte im Jahr kaufen — und die, vermutlich, nur ein Konzert im Jahr besuchen. Ihnen bietet der 43jährige Pop-Star genau die perfekte Greatest-Hits-Kollektion. Durch die erste Hälfte seiner Show, die er selbst als den Schwarzweiß-Teil bezeichnet, zieht sich als roter Faden die insgesamt eher melancholische Stimmung seiner jüngsten Erfolgs-CD „Both Sides“. Was wiederum für Tour-Keyboarder Brad Cole heißt, Phils simpel gestrickte Synthi-Soli im originalen Billig-Sound der CD nachspielen zu müssen.

Doch die durch manche Längen teilweise etwas zähe erste Hälfte ist nach der Pause schnell vergessen. Die öde Industrie-Landschaft hat sich in eine funky Getto-Szene verwandelt, vor deren Hintergrund Collins & Co. ein pralles Pop-Feuerwerk entfachen. Mit einer hochkarätig besetzten, zehnköpfigen Band — neben Gitarren-Veteran Daryl Stuermer und dem Bassisten Nathan East neu dabei: Schlagzeuger Ricky Lawson und die jazzig-präzisen Vine St. Horns — im Rücken wird ihm das Konzert zur Party, mit knackig arrangierten Dance-Knüllern wie „Sussudio“ und „Easy Lover“ und einem Motown-inspirierten Soul-Block („You Can’t Hurry Love“, „Two Hearts“).

Fazit des „Both Sides‘-Spektakels: Die „Technicolor“-Seite, sprich der Uptempo-Entertainer Phil Collins, ist klarer Punktsieger — verglichen mit der gepflegten Langeweile des Balladen-Crooners Phil Collins …