Pink Floyd – Was nun?


Anhänger der englischen Formation Pink Floyd haben zwei bange Jahre hinter sich. Nach dem 1973 erschienenen Album "The Dark Side Of The Moon" wurde fast nichts mehr von ihnen gehört, geschweige denn gesehen. Während die zahlreichen Fans mit re-releases und Sampler-Alben hingehalten wurden, befand sich die Gruppe selbst in einer kreativen Krise. Die Ideen blieben aus, kurz und gut: Die Gruppe steckte in einer musikalischen Sackgasse. Anfangs wurde dieses Geheimnis sorgfältig vor der Öffentlichkeit gehütet. Doch als es bekannt wurde, fragten sich viele insgeheim, wie lange die Gruppe wohl noch bestehen bleibt. Zu Recht tauchte die Frage auf: Pink Floyd - was nun? Die Band selbst hüllte sich in Schweigen. MUSIK EXPRESS gelang es, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.


NUR FÜRS GELD

„Natürlich sind wir in den vergangenen Jahren viel zu wenig aufgetreten“, gibt Waters zu.“.aber wir haben während unserer kürzlich durchgeführten Amerika-Tournee gemerkt, daß das Publikum noch genauso enthusiastisch wie früher ist. Eine Gruppe wie wir -— und das klingt vielleicht ein bißchen arrogant —- hat es nicht nötig, konstant auf Tour zu gehen. Wir sind noch immer sehr gefragt. Kannst Du mir eine andere Band nennen, die mit einer LP länger als zwei Jahre in den Charts stand, sowohl in England als auch in Amerika? Gruppen, die ohne Pause touren. machen es doch nur fürs Geld. Wir könnten auch steinreich sein, würden wir wie diese Idioten von Gig zu Gig hetzen, aber ehrlich, mir kann niemand weismachen, daß das Spielen noch Spaß macht, wenn man jeden Abend auf der Bühne steht!“

SCHWARZHANDEL

Die zweijährige Periode der Nicht-Aktivitäten hat dazu geführt, daß der Handel mit Raubpressungen hervorragend floriert. Tonband-Fanatiker nahmen im vorigen Jahr ein Konzert der Gruppe in England auf und brachten es unter dem Titel „The Pink Floyd British Winter Tour“ auf den schwarzen Markt. Aufgrund der Tatsache, daß das Album vorwiegend neues Material aufweist, war es innerhalb kurzer Zeit vergriffen. 150.000 Exemplare wurden in aller Welt verkauft.

Damit schnitt sich Pink Floyd gewaltig ins eigene Fleisch, da auf diesem Album fast dieselben Titel zu finden sind, wie auf der offiziellen LP „Whish You Were Here“, die übrigens noch immer nicht fertiggestellt ist. Seite eins ist klar, während an der zweiten Seite noch emsig gearbeitet und herumgefeilt wird. Die Platte erscheint voraussichtlich im Herbst, doch es kann auch genausogut Dezember werden.

FAMILIENLEBEN HAT VORRANG

Roger Waters wäre der Letzte, der die Differenzen innerhalb der Gruppe bestreiten würde. Die Streitigkeiten drehten sich hauptsächlich um das Für und Wider ausgedehnter Tourneen. Die Situation spitzte sich dermaßen zu, daß eine Zusammenarbeit schier unmöglich wurde. Dave Gilmore und Rick Wright waren für lange Tourneen, während Mick Mason und Roger Waters so lange wie möglich zu Hause bei Frau und Kindern bleiben wollten. Waters: „Die Folge war, daß wir lange Zeit überhaupt nicht mehr auf Tournee gingen. Wir konnten auch nicht zusammenarbeiten, es war wirklich katastrophal!

Logisch, daß wir eines Tages zu dem Schluß kamen, aufzuhören. Inzwischen haben wir es uns aber anders überlegt und einen Kompromiß geschlossen. Wir gehen demnach nicht länger als drei Wochen hintereinander auf Tournee und werden auch nicht länger als ein halbes Jahr intensiv arbeiten. Somit kommt unser Familienleben nicht zu kurz.“

Sind nun wirklich alle Schwierigkeiten beiseite geräumt? Es sieht nicht so aus. Schon die Tatsache, daß Monate vergehen, nur um ein paar Songs abzumischen, deutet darauf hin, daß noch Differenzen zwischen den einzelnen Mitgliedern bestehen. Auch die Bemerkung von Roger Waters „Wir können nicht bis in alle Ewigkeit zusammenbleiben“, gibt Anlaß zu denken …