Please, Please, Please!


„Please, please, please“ mault eine wütende Fiona Apple zu verächtlich hingebollerten Klavierakkorden, „no more melodies/ They lack impact, they’re petty/They’ve been made up already“. Was ist los mit dem Songwriter-Darling der 90er, der fast vier Millionen CDs verkaufte und dann für fast sechs Jahre von der Bildfläche verschwand? Die Sache ist die: Fiona Apples drittes Album Extraordinary Machine ist seit zwei Jahren fertig. Und Sony/BMG möchte es nicht veröffentlichen. Im Mai 2003, behauptet Produzent Jon Brion, seien die Aufnahmen abgeschlossen gewesen, das Label Epic aber habe eine kommerziell verwertbare Single vermißt – und die Bänder bis auf weiteres weggeschlossen. Das hätte wohl kaum jemand mitbekommen, gäbe es nicht den 21jährigen Dave Muscato aus Missouri, der im November 2004 eine Kampagne startete, um Sony zur Veröffentlichung der LP zu bewegen. Eine Petition auf www.freefiona.com fand über 30.000 Unterstützer, im Januar organisierten Fans sogar eine Demo vor dem Sony-Haus in New York. Dann kam ein Radio-DJ in Seattle an eine Kopie der Platte und spielte sie in seiner Sendung. Seitdem kursieren MP3s der elf Stücke im Internet – und jedes davon zeigt Fiona Apple auf dem Gipfel ihrer Kunst. Das Album ist ein Meisterstück in Songwriting und Arrangement, bissig, frisch und einfallsreich. Die Fans sehen das genauso und basteln in Internetforen eifrig an Verschwörungstheorien. Epic beharrt derweil darauf, noch gar keine fertige Platte geliefert bekommen zu haben. Und Frau Apple schweigt. Aber vielleicht hat sie ja schon atles gesagt in „Please, Please, Please“, dessen Sarkasmus die jetzige Situation vorwegzunehmen scheint: „You can hear our sadbrains screaming: Give us something familiar /Something similar / To what we know already / That will keep us steady / Steady goinq nowhere.“