Randy Newman: München, Herkulessaal


Auf zum großen Hootenanny mit dem (bitte diskutieren!! größten Songwriter der Wettgeschichte! „You sound tike James Taylor, actually“, lobt Randy Newman mit einem feinen spöttischen Grienen das Publikum, das eben so tapfer den Refrain von „Rider In The Rain“ mit ihm singt. Vielen im nicht gerade teenyboppenden Auditorium geht das Singen etwas zäh über die Lippen; man war ja auch nicht unbedingt darauf vorbereitet, dass so etwas abverlangt würde. Es ist so ein köstlicher Bruch und passt grad so schön zur ungebrochenen Widerborstigkeit des ewigen Nerds mit der dicken Brille, wie Newman seine ehrfürchtigen Gäste im pompös-altehrwürdigen Herkulessaal („What was this building? The home of Hercules? „). die ihm. wie er da so silberhaarig oben sitzt an seinem Flügel, nur allzu bereitwillig als die hehre Graue Eminenz, den Altmeister, „Den Großen Randy Newman‘ der er zweifellos ist, aber sagen Sie ihm das nicht ins Gesicht! huldigen würden, augenzwinkernd penetrant zum Mitsingen nötigt („If you don’t sing you can practice for being dead“). Wie ein Alleinunterhalter in der Kleinkunstbühne. Vorhin bei „I’m Dead But I Don’t Know It“ mussten wir ihm möglichst keifend „he’s dead! He’s dead!“ entgegenschleudern. Was soll man sagen: Der Abend ist eine einzige Wonne. Hie und da selbstironische oder pieksend sarkastische Anmerkungen und Bonmots einstreuend, dass man ihm ewig zuhören könnte, singt Newman allein am Piano mit seiner großartigen erstickten Krächzquäkstimme 30 Songs aus 30 Jahren, darunter, ja doch, einige der möglicherweise besten, die je geschrieben wurden. Zeitlos brillant Tiefschwarzes wie „Political Science“, „Rednecks“ und „God’s Song“ („This is a song in which god is going to speak to all of you through me. I was surprised, too“). Oder „In Germany Before The War“, „I Think It’s Going To Rain Today“ und der niederschmetternde, wie sagt man: traurig aktuelle „Song For The Dead“, die in alle Ewigkeit Schauer den Nacken hochhuschen lassen. Und „Guilty“. Und „Sail Away“. Und „Marie“. „The Girls In My Life‘, meine Güte. Aber ach. Es führt zu weit, jetzt ins Detail zu gehen. Darum hier der Werbeblock für ein aufgewertetes Dasein auf Erden: Besorgen Sie sich alle Alben von Randy Newman (na gut, vielleicht nicht unbedingt mit Faust anfangen) und hören Sie sie. Oder zumindest das Boxset Guilty. Man muss diesen Mann in seinem Leben haben. Und: Am 20. Mai ab 21 Uhr sendet der Radiosender Bayern 2 einen Mitschnitt dieses Konzertes. Bless.