Rauchende Colts


Volltreffer: Die Schotten rocker schießen sich auf die Massen ein

Gratulation an Mick und Keith, die beiden Ur-Steine sind nicht nur Schlitzohren, sondern auch Spürnasen. Bereits für ihre ‚Urban Jungle Tour 1989‘ engagierten sie die schottischen Newcomer Gun. An die Tour denkt Gitarrist Joolz Gizzi mit gemischten Gefühlen zurück: „Natürlich war es eine große Ehre, von den Stones ausgewählt zu werden. Nach den Konzerten kam Keith sogar höchstpersönlich in die Garderobe und gab uns ein paar Tips. Aber wir waren damals noch zu unerfahren, um zu wissen, wie man auf derart gigantischen Bühnen eine gute Show abliefern kann. Ich wünschte, wir könnten das heute wiederholen.“ Das hat die Band mittlerweile aber gar nicht mehr nötig. Im Backofen-Sommer ’94 setzten sich die Mannen aus Glasgow nämlich endlich durch. Ihre Rock-Version des Cameo Disco-Klassikers ‚Word Up‘ lief auf den Plattentellern der Radiosender heiß, und die Musiksender MTV und VIVA überboten sich im Abdudeln des Videos. Der Erfolg verwundert Frontmann Mark Rankin nur wenig: „Als Rockband eine Dancefloor-Nummer zu covern garantierte uns einen Überraschungseffekt. Hätten wir einen Led Zeppelin-Song gewählt, niemand hätte sich gewundert. Du mußt mit der Zeit gehen, sonst wirst du zurückgelassen“. Und genau dagegen scheint Rankin das richtige Rezept zu kennen. „Wer heutzutage oben sein will, muß jungen Pop-Fans und älteren Rock-Anhängern gleichermaßen gefallen. Nach drei Alben sind wir jedenfalls immer noch im Spiel, während sich viele andere Bands schon lange aufgelöst haben“. Von Auflösung kann bei Gun keine Rede sein, im Gegenteil. Mit ihrem neuen Album ‚Swagger‘ wollen die Schottenrocker endlich den wirklich großen Hit landen. Und das ohne den Sound der alten Tage. Der war nämlich stets ein wenig zu sehr an den Simple Minds orientiert, der erfolgreichsten Band aus der Gun-Heimatstadt Glasgow. Während sich Gun einerseits mit straßennahem Pop-Rock von den Simple Minds distanzieren, sind die Beziehungen zu den Platinrockern enger geworden, ja geradezu familiär. Seit neuestem sitzt nämlich Jim Kerrs Bruder Mark an der Schießbude von Gun. „Wir wollen das jedoch nicht an die große Glocke hängen“, wiegelt der Vokalist ab, „sonst heißt es noch, wir wären nur wegen unserer Beziehungen erfolgreich geworden.“