Red Hot Chili Peppers


Keine vier Wochen nachdem der Funk-Papst George Clinton, der die Red Hot Chili Peppers einst produzierte, die Hansestadt mit seinem monströsen Groove-Spektakel heimgesucht hatte, machten sich nun seine Jünger daran, an derselben Stelle in seinem Sinne zu wirken. Und als ob der Geist des Ahnen noch in der stickigen Luft schweben und weben würde, packten die Spaßvögel aus Los Angeles, die ihre Truppe noch um einen Gelegenheits-Backgroundsänger und einen Saxofonisten verstärkt hatten, gleich im ersten Drittel ihrer Show mit einer kompetenten Parliament-Coverversion die Gelegenheit zum Liebesdienst beim Schopf: „We Love You, Dr. Funkenstein!“

Vorher hatte das Quartett die lokalen Besonderheiten der Meile um das Etablissement ihres Auftritts herum offenbar ganz genau studiert. Denn Anthony Kiedis lag vor allem eine Frage am Herzen: „Warum tragen die Nutten hier eigentlich alle Ski-Anzüge? Ist das vielleicht ’ne Regierungsanordnung ?“, wollte der Sänger der Peppers von seinem gutgefüllten Auditorium wissen. Doch weder seine präzise Beobachtungsgabe noch seine Anstrengungen als Performer, die ihm sicherlich auch eine Karnere als Kunstturner ermöglicht hätten, konnten darüber hinwegtäuschen, daß die Peppers zumindest an diesem Abend auf einem Bein lahmten.

Ist schon richtig! Der neue Gitarrist John Fruscionte paßt perfekt in die Band; er ist nicht nur „ein Geschenk des Funk-Gottes“ (Kiedis), sondern durchaus auch als Speed-Metaller voll konkurrenzfähig. Und auch der aktuelle Drummer Chad Smith prügelt sein Kit mit der gebotenen Härte und Präzision. Doch die Show sackte in Hamburg zu oft in Richtung Leerlauf durch; der Pep fehlte. So what, fragte man sich achselzuckend. Als Funk-Rock-Band sind Living Colour einfach eine Klasse besser. Als Comedy-Kapelle ziehen die Peppers zwar gekonnt den Punk-Klassiker „Anarchy In The U.K.“ in einer Acapella-Version durch den Kakao, doch andere Kurzeinlagen und Stilbrüche erinnerten eher an Verlegenheitslösungen. Es schien, als wollten sie eher schlecht als recht Zappa nacheifern.

So trat schnell und deutlich zutage, daß diese Band nicht über genug gutes Songmaterial verfügt, Und selbst Highlights wie „Knock Me Down“ klingen letztlich doch nur wie ein mehr oder weniger solides Hendrix-RipOff. Hendrix kam sowieso als zweiter großer Ahne der Peppers immer wieder zum Zuge; sie spielten mehrere seiner Songs – mal zurückhaltend und schleppend „Castle Made Of Sand“‚, mal das viel stürmischere „Crosstown Traffic“, eine zweite Zugabe im nervös flackernden Stroboskop-Gewitter. Aber die wollte eigentlich kaum jemand mehr so richtig. Denn die Red Hot Chili Peppers als versierte Hendrix-Memorial-Kapelle – das muß nicht sein. Damit sollten sich die Kalifornier eigentlich nicht zufrieden geben.