16 Horsepower – Folklore
Hypothese gefällig? Wäre es einst Jim Morrisons Ansinnen gewesen, Country-Folk zu kredenzen, er hätte Platten gemacht wie es 16 Horsepower heute tun. Theatralik und wahre Todessehnsucht wohnen in ähnlichem Mischungsverhältnis in ihnen. Auch in Ausdruck und Geste tun es 16 Horsepower kaum unter Morrison, nicht unter Cave und schon gar nicht unter Grant Lee Phillips. Erdfarben und schwer, unheilvoll gerät dem amerikanisch-französischen Quartett ein ums andere Mal die Totensonntagsvariante von Folk(lore). Vor Jeffrey-Lee-Pierce-Erscheinungen sei ausdrücklich gewarnt, wenn der Prophet David Eugene Edwards im kargen, zum Finale aber kammermusikalischen „Hutterite Mile“ sich von blutig geschundenen Knien aufrichtet, raunt und schluckt und wie in einem Glaubensbekenntnis gegen alle Zweifel ansingt: It is no mystery. I know my way from here.“ Recht internationale Traditionals, aber auch „Alone And Forsaken “ von Hank Williams und Nina Simones „Sinnerman “ tragen 16 Horsepower vor, als habe jedes dieser Stücke heilige Kräfte, als könne Schamanenkunst Prophezeiungen freilegen. Auf Transparenz und sparsamen Einsatz ihrer Mittel bedacht, entfalten diese Musiker dennoch eine Wucht, die alles und jeden flach ins Gras drückt – das feuchte Gesicht zum Boden, still, doch bebend auf Erlösung hoffend. Die bringen der heitere Carter-Family-Tanz „Single Girl“ und das urwüchsige Traditional „La Robe A Parasol“ für flüchtige Momente. Doch schon bei der Götteranrufung „Horse Head Fiddle“, zu der 16 Horsepower eine Kathedrale aus Tönen errichten, stecken unsere Nasen wieder bei den Würmern.
www.16horsepower.com
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