38 Special – Special Forces

Von vielen werden 38 Special vorschnell in die Schublade des Southern Rock abgelegt. Gitarrist Jeff Carlisi ist zu Recht mit diesem schablonenhaften Formalismus nicht einverstanden: „Wir spielen Bockmusik geradeaus, laut, kompakt, mit energischen Gitarren-Riffs sowie einem soliden, kräftigen Rhythmus aus zwei Schlagzeugen und Baß.“ Zwar verleugnet der Saiten-Akrobat keineswegs die eigenen Wurzeln: 38 Special starteten im musikalischen Nach/Um-Feld von Southern Boogie-Bands wie Lynyrd Skynyrd. Kein Wunder, wenn man aus Jacksonville/Florida stammt und der Sänger auch noch ein Van Zandt ist. Mit Vornamen Donnie und folglich ein Bruder des legendären Skynyrd-Frontman Ronnie Van Zandt. Doch 38 Special haben die Vakuum-Zelle des Southem Boogie gesprengt. Ihr kerniger Rocksound ist vielfältiger, variationsreicher und ansprechender geworden.

38 Special fahren heute auf der Schiene, wie sie REO Speedwagon oder die Atlanta Rhythm Section (in Rock-Laune) eingeschlagen haben. Zwar geht die Blickrichtung gezielt auf die optimale Einsatzquote in den kommerziellen US-Radiostationen. Doch das populäre Zugeständnis trübt die Power und den Spielwitz von 38 Special nur unbedeutend.

Auf ihrer fünften Studio-LP rollt die Rhythmus-Walze wieder mit Volldampf. Die beiden Gitarristen üben sich nirgends in bescheidener Zurückhaltung – und Donnie Van Zandt ist und bleibt ein exzellenter Sänger. Vom ersten Song „Caught Up In You“ bis zum Finale „Firestarter“ gibt er den richtigen Ton an, mit der Robustheit und rauhen Härte eines Jack Daniels“-Tenors.

Gruppen wie 38 Special haben’s in dieser Zeit der deutschsprachigen Rock-Inflation ohne Zweifel verdammt schwer. Doch man sollte nicht behindert durch neudeutsche Scheuklappen an dieser Rock-Band vorbeihören. 38 Special machen soliden Rock. Keineswegs richtungsweisend, aber von handfester Güte.