A Certain Ratio – To Each
Vor-Gedanke-Gefühl (resultierend aus dem Hören der beiden 12incher von A Certain Ratio „Blown Away“ und „Do The Du“): ich wollte die erste LP von ACR wirklich mögen… Doch was bekomme ich: eine vom Denker angefertigte Funk-Version der kosmisehen 70er Ära (Hawkwind). Einen Cosmo-Funk (nicht durchtreibend, sondern Go-stop-Go-stop) mit Gothik-Einschlag (verursacht vor allem durch den Geisterbeschwörer-Gesang von Simon Topping und den schleifenden/jammernden Gitarrenfransen). Diese Platte ist geeignet, dem Tag einen Dämpfer zu verpassen. Fünf koloniale Boy Scouts, die zwischen Elternhaus und Buddah-Tempel-Museum hin-und herpendeln. Und sich nicht entscheiden können, ob sie lieber ins nächste New Order Konzert gehen, oder doch am Zeltlager im Tschad teilnehmen sollen. Oder war es Bombay?
Nichts rumzurätseln gibt es jedenfalls an der Tatsache, daß sie alle unter ihren Kopfkissen eine Lieblingsplatte haben: die phänomenale Single der Pop Group: „She’s Beyond Good And Evil“. Denn die hat alles, was ACR auf TO EACH nicht, oder nur ansatzweise erreichen. Weil sie es zu heftig versuchen, mit zu viel Bombast, was stellenweise dann in romantischen Kitsch abgleitet (dieses sakrale elektrische Zischen, diese verhallten Trompetenfanfaren, dieser mönchartige Choreinsatz). Nur die trommelnde Funk-Percussion hält den Boden. Viele, sehr viele, zu viele Stökke/Bongos!
Die Cassette THE GRAVEYARD AND THE BALLROOM (aus dem Jahr ’79) steht vor dem Tempel, draußen. A Certain Ratio sollten doch weniger Doc Livingstone lesen und ganz einfach und ehrlich bei Hawkwind einsteigen.
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